Immer weniger Komasäufer – G8 ist schuld

24.01.14 - Diese Nachricht klingt zunächst beruhigend: Die Zahl der jugendlichen Komasäufer im Landkreis Fulda ist rückläufig. Doch die Gründe, warum immer weniger Jugendliche exzessiv zur Flasche greifen, sind schmerzhaft und besorgniserregend. „Das ist das Ergebnis von G8. Die Schüler haben vor lauter Unterricht und Lernstress nicht mal mehr Zeit zum Saufen", beklagten zahlreiche Lehrerverbände und der Deutsche Philologenverband kürzlich in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Um den immer höheren Erwartungshaltungen entgegen zu steuern und den immensen Leistungsdruck von Jugendlichen zu nehmen, startet ab Februar die landesweite Aktion „Shakesbier statt Goethe".

Doch die fehlende Freizeit bedingt durch das Turbo-Abitur ist nur ein Grund für den schwindenden Alkoholkonsum der Jugend. Problem: Speziell schwächere Schüler, die schon mit der deutschen Sprache genug zu kämpfen haben, greifen zu Limo, Wasser und Milch, weil sie die Werbebotschaften der Brauereien nicht mehr verstehen. Krombacher rief schon vor Jahren das Motto „Catch your Cab" aus. Dazu gesellen sich Parolen wie „Weizenbier trifft Banane – Das Cab catcht Dich!", „The stage is yours", „Vote & win with Cab" und „Are you ready for the dragon?". Hinzu kommen verwirrende Geschmacksrichtungen wie „Cab Lemon & Beer, Flavoured with Dragonfruit" und „Cab Blood Orange & Beer" aus der „0,33 l Longneck-Klarglasflasche". Ja hallo, hat denn der Hauptschüler von nebenan kein Recht mehr auf einen Brummschädel und eine Leberzirrhose? Dürfen sich die Promille nicht mehr ganz klassisch mit Hopfen und Malz angesoffen werden, sondern nur noch mit Schickimicki-Lifestyle-Anglizismen-Alkoholika? Eine diskriminierende Sauerei!

Die Volkshochschule Fulda hat reagiert und bietet Nachhilfe an. Ab März starten die Einsteiger-Kurse „Hackedicht ohne Duden", „Jim Beam und die Wilde 13 – Alkoholische Reise ins Schlummerland" und „Hörverständnis Alkohol for Beginners – Listenenenening Comprehäntjen". Alle jugendlichen Kursteilnehmer sind darüber hinaus am 3. April herzlich zur Tagestour „Lich – Kulmbach – Radeberg – Warstein" eingeladen.

Die Schulen im Landkreis werden mit Beginn des zweiten Halbjahres die Alkohol-Thematik ebenfalls intensiver in Hauptfächer wie Deutsch und Mathematik integrieren. Erste Übungsdiktate offenbarten, dass hier gravierender Nachholbedarf besteht. So zeigten die Probanden der 8. Klasse einer Realschule eklatante Unsicherheiten in der Rechtschreibung, und das im nüchternen Zustand: „Kaipirinja, Erdbärbohle, Long Eiländ Eisti, Wiski, Dörti Dabbel Päschen, Wö d Ächs Browons". In Geschichte wird das Leben und Wirken des Liedermachers Wolf Biermann im Lehrplan verankert. Erfahrene Pädagogen reagierten geschockt, als 16-Jährige in „Bierma" nur einen südostasiatischen Staat erkennen wollten, nicht aber den Appell, ein Fläschchen Gerstensaft aus dem Kühlschrank zu holen. Zudem wird in Mathematik die traditionelle Prozent- durch die Promillerechnung ersetzt.

Wandertage enden künftig verpflichtend als Erlebnisnachmittag auf dem Kreuzberg: Gespielt wird der Klassiker „Bier gewinnt"! (JOCHEN WIELOCH). 

HINTERGRUND: „Wielochs wirre Welt" erscheint heute am zehnten Freitag in Folge bei osthessen-news.de. Jochen Wieloch (37) blickt dabei pointiert, humorvoll und teilweise mit einer gehörigen Portion Ironie auf die Ereignisse, die die Menschen in der Region und im Land bewegen. Der Petersberger kennt sich als selbstständiger Redakteur in den Medien Print, TV und Internet bestens aus, ist Buchautor und als Spezialist für Unterhaltungselektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Außerdem berät und betreut der 37-Jährige Unternehmen in allen Fragen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete Jochen Wieloch unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München. Für osthessen-tv.de stellt der Germanist neuerdings regelmäßig automobile Neuheiten in Filmbeiträgen vor.  +++