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Nachgedacht im August - Lebenslasten
04.08.19 - Sommer, Sonne, Fröhlichkeit – ein nettes Triplett, das doch perfekt zur Zeit des Sommers passt. Einfach ´mal entspannen, relaxen, in den Urlaub fahren und die Seele baumeln lassen. Ach, wissen Sie, auf dieses Level zu kommen, schaffe ich recht selten. So einfach ´mal alles ausblenden, ist nicht leicht. Tatsächlich sogar empfand ich die letzten meiner Urlaubstage als große Belastung, denn ich habe mich sehr von den Ereignissen aus Frankfurt in ein tiefes Gedankenspiel ziehen lassen.
Der Tod des kleinen Jungen wird immer untröstlich bleiben. So lautete die Aussage eines Mannes, der interviewt wurde. Zahlreiche Sendungen mit zahlreichen Fragen habe ich mir zu diesem Thema angeschaut: Warum kann ein Mensch so etwas tun, warum musste gerade der Jungen an diesem Punkt stehen? Aber all diese Fragen helfen nichts, sie ändern nichts. Und genau das tut weh. Gedankenspiralen, die in keine Richtungen führen, eher noch verengen, verdichten, was an Emotionen aufgestochen ist und den Schmerz nicht lindern.
Um mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, habe ich mit vielen Menschen aus meiner Umgebung gesprochen. Besonders die Mutter des Kindes und ihr Schicksal ging mir nicht aus dem Kopf. Und nur ein Satz eines Mannes war so anders, dass ich ihn lange im Kopf behielt. Er sagte mir, die Mutter könne ihr Leben jetzt nicht wegwerfen, weil sie doch nur eines habe. Im ersten Moment erschien mir diese Aussage brutal einfach.
Ich denke auch nicht, dass es hier ums „Wegwerfen“ geht. Eher habe ich ein anderes Bild im Kopf: Nutzt man die Metapher des Baumes für ein Menschenleben, wird es deutlicher, wie schwer solch ein Einschnitt und Verlust wirkt: Am Anfang des Lebens wächst der Baum, er muss Wurzeln fassen, seinen Weg machen, sich entwickeln. Und irgendwann wird seine Krone größer, der Mensch wird älter, verzweigter, weiser, erfahrender. Aber die Äste werden auch schwerer, das Blattwerk größer.
Und es kann passieren, dass es für den Baum zu schwer wird, die Last, das Schicksal zu groß, die Äste wollen einknicken. Und genau an diesen Stellen muss der Baum stark sein, sich für das Leben und gegen das Einknicken entscheiden. Das macht das Leben aus. Dass wir Menschen die Widrigkeiten aushalten lernen müssen. Und das ist schwer. Und es verlangt von den Menschen in ihrem Leben sehr viel.
Und ein letzter Gedanke: Damit die Äste nicht einknicken, können wir uns auch stützen lassen, um die Last zu tragen. Wenn wir diese Hilfe annehmen, gibt Gott den Rest dazu. Er hilft uns dabei, die Äste stark zu machen. Denn Jesus sagte: “Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.” (Joh 10,10). (Christina Lander) +++