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Goodyear Fulda wird Ende 2025 geschlossen: Beerdigung für Traditionsstandort
17.11.23 - Im Sommer gingen noch Hunderte Mitarbeiter auf die Straße, weil am Goodyear Dunlop-Standort Fulda in der Künzeller Straße mehr als 500 Stellen abgebaut werden sollten. Am Donnerstag der Schock: Ende 2025 wird der Traditionsstandort geschlossen.
Mehr als die Hälfte der Stellen sollten abgebaut werden, ein breites Bündnis aus Gewerkschaften und Politik rief zu Protesten auf, neben Landrat Bernd Woide solidarisierten sich auch Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Landtagsabgeordnete Silvia Brünnel (Grüne) und Landtagsabgeordnete Sabine Waschke (SPD) mit den Beschäftigten vor Ort. Am Donnerstag dann der Schock: Der Traditionsstandort, an dem bereits seit 1900 technische Gummiprodukte hergestellt wurden, wird Ende 2025 geschlossen. Zudem soll der Standort Fürstenwalde im Jahr 2027 geschlossen werden.
1.750 Arbeitsplätze gehen verloren Goodyear selbst erklärt, das Werk Fulda werde bis zum Ende des dritten Quartals 2025 geschlossen, die Reifenproduktion in Fürstenwalde dagegen bis Ende 2027 eingestellt. "Dies ist eine schwierige, aber notwendige Entscheidung, um Überkapazitäten zu reduzieren und unsere Produktionsstruktur mit der Nachfrage in Einklang zu bringen." Der Schritt werde es ermöglichen, "Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität langfristig zu sichern."
Die Restrukturierung werde zu einem Abbau von rund 1.750 Arbeitsplätzen an beiden Standorten führen. Die Marke "Fulda" werde trotzdem weiter wichtiger Teil des Produktportfolios bleiben, so Goodyear.
"Die Kolleginnen und Kollegen sind völlig fertig"
Anne Weinschenk von der Gewerkschaft IGBCE Mittelhessen sagte im Interview mit OSTHESSENlNEWS: "Das Vorgehen ist unmöglich!" Für die Region sei der Verlust dramatisch. "Wir werden trotzdem kämpfen. Die Kolleginnen und Kollegen sind völlig fertig. Viele von ihnen arbeiten schon seit Jahrzehnten im Fuldaer Reifenwerk, einige in der zweiten oder dritten Generation. Sie sind wütend über den Umgang mit ihnen und vom Konzern völlig enttäuscht."
Die Beschäftigten fühlen sich von Goodyear verraten. "2019 hat Goodyear 450 Arbeitsplätze abgebaut – mit dem Versprechen, massiv in den Standort zu investieren", sagt Anne Weinschenk. "Dass das nicht viel wert ist, haben wir im Juni gemerkt, als der Arbeitgeber angekündigt hat, er wolle noch einmal 550 Stellen streichen." Noch während die Verhandlungen mit dem Betriebsrat darüber liefen, brach das Unternehmen sie ab. "Goodyear hat uns verarscht", sagt Anne Weinschenk. "Das ist respektlos. Und wirkt auf mich kalkuliert. Die Komplettschließung war wahrscheinlich schon länger geplant." Nötig ist die Schließung der Standorte Fulda und Fürstenwalde nicht. "Goodyear betreibt Gewinnmaximierung", sagt Anne Weinschenk. "Die Menschen in den Betrieben sind Goodyear offenbar völlig egal."
Die IGBCE wird nun für die Rechte der Beschäftigten kämpfen. "Goodyear will den Standort ohne Not schließen", sagt Anne Weinschenk. "Mehr noch, Goodyear will, dass die Beschäftigten die Produktion bis ins Jahr 2025 am Laufen halten. Das wird den Konzern Geld kosten – viel Geld. Zu Kompromissen sind wir jetzt nicht mehr bereit. (nb/ms/mau) +++