


"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- Die Walks lassen "Zum Goldenen Stern" funkeln
22.04.25 - Es gibt lange Arbeitstage, an deren Abend man sich danach sehnt, sich in seiner Lieblingsgastronomie ganz gemütlich etwas Leckeres zwischen die Kiemen zu schieben - sei es ein schönes Schnitzel oder einfach nur ein saisonaler Salat - aber schmecken muss es. Doch: immer mehr gastronomische Existenzen liegen in Trümmern.
Personalmangel, Wiedererhöhung der Mehrwertsteuer oder die Energiekrise samt Inflation. Das "Gastrosterben" ist real. 2023 hat jede zehnte (!) Gastronomie in Deutschland dicht gemacht. Es gibt allerdings auch Hoffnung, denn nicht jede Gastro ist im Abwärtstrend. OSTHESSEN|NEWS präsentiert Beispiele aus unserer Region. Heute: "Zum Goldenen Stern" in Eiterfeld-Soisdorf (im Landkreis Fulda).
Seit 1796 unter der Führung der Familie Walk Seit dem Jahr 1796 – also bald seit 230 Jahren – prägt das Gasthaus das Bild der Vachaer Straße in Soisdorf. Seit jeher liegt es in den Händen der Familie Walk. Was einst mit Landwirtschaft und einer nur nebenbei betriebenen Gaststätte begann, entwickelte sich über die Jahre weiter. Einen entscheidenden Wandel brachte das Jahr 1990: Susanne (59) und Gernot Walk (63) verlagerten den Fokus konsequent auf die Gastronomie und stellten die Weichen für die Zukunft.
Heute führt Robin Walk (34) den traditionsreichen Familienbetrieb in der siebten Generation – und zwar mit frischen Ideen und einer klaren Vision. Tatkräftige Unterstützung bekommt er von seiner Frau Maria Walk (28) und einem 14-köpfigen Team. "Wir haben ein tolles Team mit jungen sowie erfahrenen Leuten. Das ist eine gute Balance und es macht immer Spaß", sagt Küchenchef Robin Walk und bringt damit auf den Punkt, was den Goldenen Stern heute ausmacht: gelebte Tradition mit modernem Esprit.
Wie sein Vater: Chefkoch Robin Walk baut auf kulinarische Weltreise Seine langjährigen Aufenthalte in Übersee mit dem Erlernen der internationalen Küche in Stationen wie der Schweiz, Österreich, auf Kreuzfahrtschiffen oder Neuseeland prägen den Familienbetrieb. Solche Erfahrungen zu sammeln, sind für ihn entscheidend. "Ich kann das nur jedem Koch empfehlen. Geht raus und lernt die Welt, die Länder und die Menschen kennen. Man kann neue Gerichte und Ideen aufsaugen." Dieses Wissen gibt er nun als Ausbilder an die nächste Generation weiter. Dabei legt er großen Wert auf Fairness und Wertschätzung: "Nur wer gut bezahlt und motiviert wird, bleibt mit Leidenschaft dabei." Für ihn ist klar: Auch im ländlichen Raum lässt sich kulinarisch Großes leisten. "Wir verbinden Wirtshauskultur mit moderner Küche – und bieten einen Ort, an dem man täglich dazulernt."
Besonders am Herzen liegt der Familie Walk die Zufriedenheit ihrer Gäste. "Wenn mal etwas nicht passt, darf und soll das offen gesagt werden. Am Ende verabschieden sich alle mit einem Lächeln – und kommen gern wieder", sagt Susanne Walk. Aus ganz Osthessen und sogar aus Thüringen reisen die Gäste nach Soisdorf – für viele ein echter Geheimtipp. "Es ist wie eine kleine Oase mitten auf dem Land, die geschätzt wird. Daraus sind über die Jahre viele Freundschaften entstanden", erzählt sie weiter. Selbst in der Corona-Zeit ließ sich das Team nicht entmutigen: Sanierungen wurden umgesetzt, das Außer-Haus-Geschäft lief auf Hochtouren. "Unsere Gänse wurden bis nach Neuhof abgeholt. Wir sind kreativ geblieben, haben als Familie zusammengehalten und investiert."
"Jupp Duck", "Schweinebraten" oder der "Soisburger" - Frischer Genuss auf ganzer Linie Die Speisekarte ist dabei ein Zusammenspiel aus bewährten Klassikern und immer neuen Tagesempfehlungen – regelmäßig wechselt das Angebot und sorgt so regelmäßig für frischen Wind auf den Tellern. "Bei uns kann jedes Gericht individuell angepasst werden – ganz nach dem Geschmack unserer Gäste. Eigene Wünsche stehen bei uns an oberster Stelle", betont Susanne Walk, die mit Herzblut den Servicebereich leitet. Zu den Highlights zählen Spezialitäten wie der "Jupp Duck" (seit 35 Jahren zu Ehren eines Gastes angeboten) oder traditionelle Rinderrouladen. Besonders heraus sticht jedoch der "Soisburger" – überregional bekannt, zubereitet aus bestem Fleisch vom eigenen Limousin-Rind. "Wenn wir schlachten, dann ganzheitlich – von nose to tail. Das heißt: Wir verarbeiten das ganze Tier – da gehören auch zum Beispiel Zunge und Gulasch dazu", erklärt Küchenchef.
Neben feinen Fleisch- und Fischgerichten kommt auch die pflanzliche Küche nicht zu kurz. Vegetarische und vegane Optionen sind fester Bestandteil der Karte. Diese Mischung aus kulinarischer Kreativität und langjähriger Erfahrung kommt bei den Gästen hervorragend an. Walk gelingt es, klassische Gerichte neu zu interpretieren, ohne dabei den traditionellen Kern aus den Augen zu verlieren. Die wechselnden Empfehlungen entfalten sich in einem rustikalen, traditionsreichen Ambiente – und überraschen immer wieder aufs Neue. Aus einem einfachen Schweinebauch wird dann etwa ein raffiniertes Gericht mit Fregola Sarda, knackigem Gemüse, Ingwer und Zitronenbrühe.
"Ich bin unglaublich dankbar, dass unsere Gäste unsere Ideen so offen annehmen – und dass ich in Zukunft gemeinsam mit meiner Frau dieses traditionsreiche Haus weiterführen darf. Es ist eine Ehre. Hier kann ich meine ganze Leidenschaft, mein Herzblut und meine Kreativität ausleben", sagt Robin Walk mit sichtbarem Stolz.
Dieses spürbare Herzblut bleibt nicht unbemerkt. Weit über Soisdorf hinaus spricht sich herum, was die Familie Walk mit ihrem Gasthof - anno 1800 noch als "Bitzkobengut" bekannt - geschaffen hat. Wer hier einkehrt, kann nicht nur gemütlich einen Schoppen genießen oder eine kleine, herzhafte Köstlichkeit naschen, sondern sich auch mit feiner Küche verwöhnen lassen. Hier wird vereint, was sonst selten zusammenkommt: die gemütliche Bodenständigkeit einer Dorfkneipe mit dem Anspruch eines guten Restaurants. Tradition trifft auf moderne Kulinarik. Das gelebte Motto des Hauses bringt es auf den Punkt: "Kochen aus Leidenschaft – für Ihre Wellness für Geist und Gaumen." Passend zum Namen strahlt am Gastrohimmel "Zum Goldenen Stern" mitten im Hessischen Kegelspiel ganz hell auf.
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - weitere Artikel













