Das LKA warnt – Anrufe, Abzocke und Amore

31.01.14 - Es wird wieder betrogen, gelogen und beschissen was das Zeug hält: Das Hessische Landeskriminalamt (LKA) warnt aktuell vor dubiosen Anrufen von vermeintlichen Microsoft-Mitarbeitern, die von einem Virenbefall berichten und ihre Opfer abzocken. Gleichzeitig weist die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder auf Gefahren durch Internetbekanntschaften hin, die eine Liebesbeziehung vortäuschen, um Geld zu erpressen. Bei so vielen Fallen am Telefon kann man leicht durcheinander geraten.

Evi aus Petersberg hat im Internet ihren Traumprinzen kennen gelernt. Antonio aus Peru. Nächtelang haben sie sich geschrieben und gechattet, heute will der studierte Informatiker das erste Mal anrufen. Als der Apparat klingelt, wird die 27-Jährige beinahe bewusstlos vor Glück. „Hallo, du Virus auf Microsoft-Rechner. 200 Euro und nix mehr kaputt", meldet sich der Fremde und gibt eine Kontoverbindung durch. Evi findet es total süß, dass sich ihr Freund als Virus auf ihrer PC-Festplatte bezeichnet – völlig liebestrunken schwebt sie auf Wolke sieben. Ihr Antonio hat eine betörende Stimme. Das Gespräch war zwar sehr kurz. Aber natürlich überweist sie das Geld, ohne mit der Wimper zu zucken.

Keine Viertelstunde später klingelt erneut das Telefon. Jetzt ist es der echte Antonio. „Antonio, ganz viel Amore, ganz grande Herz für Principessa Evi", säuselt er am anderen Ende. „Du meine ,E’ in Buchstabesuppe!" Doch große Romantik keimt nicht auf. „Da bist du 15 Minuten zu spät, du Halunke. Verbrecher, Lump, Abzocker, Betrüger, solche Kerle wie dich sollte man teeren und federn", reagiert die Petersbergerin emotionaler als erwartet und legt auf.

Für einen kurzen Augenblick ist Ruhe. Dann probiert es der nächste Zeitgenosse mit eher zweifelhaften Absichten. „Deine Lover, meine Enkel, habe große Pech. Auto weg. Pass weg. Geld weg", redet der Gauner nicht lange um den heißen Brei. Er bittet Evi um die Überweisung von 8000 Euro, um ihren Freund aus der misslichen Lage zu befreien. Das Schicksal will es, dass der Kerl einen ähnlichen Akzent wie der Microsoft-Betrüger spricht. Und so hält die 27-Jährige den Fremden tatsächlich für den Opa ihres angeblichen Geliebten, der sie in Wahrheit bereits um 200 Euro erleichtert hatte. Per Blitzüberweisung wechseln einige Tausender wenig später die Konten.

Der echte Antonio gibt derweil nicht auf. Er kämpft um seine große Liebe und landet am nächsten Tag in Frankfurt. Von dort geht es weiter per Bahn und Bus nach Petersberg. Auch Evi kämpft – mit den Tücken der Technik: Ihr Computer macht keinen Mucks mehr, der E-Mail-Verkehr zu Antonio ist unterbrochen. Blitzschnell ruft sie einen PC-Notdienst, um die schlappe Kiste wieder auf Vordermann zu bringen. Erschöpft von der langen Reise klingelt der Peruaner an Evis Haustür. Er will sie nur noch in seine Arme schließen. „Amore, Amore...", legt Antonio bei Evis Anblick sofort los. „Ja ja, is schon klar. Laber nicht, sondern sieh zu, dass der Rechner wieder läuft", schiebt die 27-Jährige ihren Besucher ins Wohnzimmer.

Dingdong! Der echte Mann von der PC-Pannenhilfe bittet um Eintritt. Jetzt wird Evi misstrauisch, wittert Gefahr, fühlt sich bedroht und schreit laut um Hilfe. Antonio spurtet aus dem Wohnzimmer heran und schlägt den Kerl mit einem Fausthieb nieder. Die Blondine ist begeistert. Ihr Retter gefällt ihr. „Amore", winselt der und reißt sie an sich. Evi kann kaum widerstehen. Aber: „Ich habe einen Freund in Südamerika." Antonio handelt konsequent: „Dann nix Amore!" – und ab geht’s per ADAC-Luftrettung zurück nach Peru. Wenigstens auf die Gelben Engel ist Verlass.  (JOCHEN WIELOCH). 

HINTERGRUND: „Wielochs wirre Welt" erscheint heute am zwölften Freitag in Folge bei osthessen-news.de. Jochen Wieloch (37) blickt dabei pointiert, humorvoll und teilweise mit einer gehörigen Portion Ironie auf die Ereignisse, die die Menschen in der Region und im Land bewegen. Der Petersberger kennt sich als selbstständiger Redakteur in den Medien Print, TV und Internet bestens aus, ist Buchautor und als Spezialist für Unterhaltungselektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Außerdem berät und betreut der 37-Jährige Unternehmen in allen Fragen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete Jochen Wieloch unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München. Für osthessen-tv.de stellt der Germanist neuerdings regelmäßig automobile Neuheiten in Filmbeiträgen vor.  +++