Rechte und Pflichten eines Journalisten

    Journalismus im Spannungsfeld zwischen Markt und Informationspflicht

1. Das Recht auf Information, freie Meinungsäußerung und Kritik ist ein grundlegendes Menschenrecht. Welche Rolle spielt die eines Journalisten und wie bedeutend ist sie?

„Journalismus ist der Lebensnerv der Demokratie: Das hat Joachim Braun, Chefredakteur der Frankfurter Neuen Presse, gesagt. Schlechter Journalismus ist ein Virus für unsere Demokratie – das behaupte ich. Dass die Blütezeit der Printzeitungen vorbei ist, liegt nicht nur an den digitalen Wettbewerbern. Auch die schlechte Arbeit vieler Zeitungen spielt eine Rolle und ist die Ursache für den Auflagerückgang, der seit Anfang der 90iger Jahre zu verzeichnen ist.“

2. Was sind Ihrer Meinung nach die Rechte und Pflichten eines Journalisten?

„Die Rechte und Pflichten eines Journalisten sind vielfältig und überall nachzulesen. Vor allem sollte ein Journalist aber über ein selbstbewusstes Auftreten verfügen und nicht Teil des Systems sein. Das kann er jedoch nicht, wenn er zum Beispiel einer Partei wie der CDU angehört, bei dieser Karriere gemacht hat und indirekt finanziert wurde. Wenn Journalisten ein Teil des lokalen Establishments werden und bei örtlichen Würdenträgern ein- und ausgehen, dann können sie nicht unabhängig sein.“

3. Haben Journalisten das Recht, der Bevölkerung Informationen zu unterschlagen? Wenn ja in welchen Situationen?

„Nur in Ausnahmefällen: Zum Beispiel, wenn Feinde des deutschen Staates durch eine Veröffentlichung profitieren oder die Würde eines Menschen dadurch verletzt wird.“

4. Sollten Journalisten immer neutral Bericht erstatten oder sind auch kritische Beiträge wichtig?

„Auf gar keinen Fall. Journalismus muss unbequem sein. Man sollte keine Angst vor Konfrontationen haben. Die vierte Staatsgewalt sollte jedoch nicht missbraucht und durch eigene Interessen beeinflusst werden. Wenn eine Geschäftsleitung ihre Redakteure dazu veranlasst, ja, sogar missbraucht, überflüssige Recherchen anzustellen oder über irgendeinen Schnickschnack zu schreiben, dann beschädigen sie das Bild des unabhängigen Journalisten. Jeder Redakteur hat das Recht, die Pflicht und die dazugehörige Rückendeckung der Geschäftsleitung auf eine freie Meinungsäußerung.

5. Was macht einen guten Journalisten aus?

„Gute Journalisten geben ihren Lesern Orientierung. Und zwar durch Meinungsbeiträge und durch eine klare Bewertung. Journalisten und Autoren sind für viele geschätzte Vertrauenspersonen. Sie sind sowohl eine ‚Marke‘ als auch ‚Negativmarke‘ ihrer Zeitung. Genau aus diesem Grund dürfen sie nicht nur im Hintergrund bleiben. Sie müssen sich den Lesern stellen: Ein Journalismus mit Ecken und Kanten, unbequemer und kritischer Berichterstattung.

Zudem sollte ein guter Journalist die Bereitschaft haben, mit dem Wandel der Zeit zu gehen. Die Printzeitung ist ein Auslaufmodell. Die Tageszeitung kann nicht so aktuell sein wie die Online-Medien. Meistens werden sie über Nacht gedruckt und ihre Inhalte sind am nächsten Morgen schon Schnee von gestern. Die Diskussionen ‚Online versus Print‘ sind alt und überflüssig und zeigen die Hilflosigkeit der Verlage.“

Dr. Samir Al-Hami, V.i.S.d.P.