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REGION Serie: Faszination Mythen und Sagen

Die kleinen Wesen aus den Wichtelhöhlen bei Bad Kissingen

HINTERGRUND: Mythen und Sagen haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Fast alle Völker der Erde haben ihre eigenen Geschichten, in denen sich die Struktur und die Werte der damaligen Zeit widerspiegeln. Naturgewalten oder Ereignisse, die für die Menschen aus früheren Zeiten unheimlich und unerklärbar waren, wurden so in eine nachvollziehbare Form gegossen und von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. Das Wissen über diese Sagen verbleibt bis heute meistens in dem Ort, in dem sie entstanden. Gerade die dunklen Wintermonate eignen sich hervorragend, um sich ein wenig zu gruseln und in die Welt der regionalen Mythen einzutauchen. Mit einer neuen Serie möchte OSTHESSEN|NEWS die schönsten Sagen Osthessens vorstellen.

20.04.18 - Die Wichtelen, die Wichtelen, sie wohnen tief im Berge, sind winzig nette Dingerchen, kaum größer als die Fingerchen,viel kleiner als die Zwerge. Die Wichtelen, die Wichtelen, sie kommen in die Mühle, ein jedes trägt ein Ährelein, in jedem sind zehn Körnelein –die legt es auf die Diele.

Im Saalegrund bei Kissingen heißt man's die Patzeleiten, dort hausen noch die Wichtelen, du kannst die kleinen Dingerchen wohl sehn bei Vollmondzeiten. (Johann Nepomuk Müller, 1873)

In der bayrischen Rhön, ganz in der Nähe von Bad Kissingen, liegen die Wichtelhöhlen. Riesige Brocken alten Sandgesteins säumen den Weg im Wald bei Euerdorf, stapeln sich aufeinander und bilden Spalten und dunkle Höhlen, in die nur ganz kleine Menschen passen. Der Volksmund hat für dieses Phänomen eine schöne Sage parat:

Vor langer Zeit ließen sich hier Wichtel nieder, die auf der Flucht vor den Menschen aus dem Norden waren. Lange waren sie gereist; mit ihren kurzen Beinchen und winzig-kleinen Füßen waren sie wochenlang gewandert, um endlich eine passende Stelle zu finden, um sich niederzulassen. Der Wald zwischen Euerdorf und Bad Kissingen schien ihnen geeignet, mit vereinten Kräften schufen sie sich, versteckt im grünen Tann, ein behagliches Zuhause. Durch die Spalten in den Felsen gelangten sie in ihr unterirdisches Reich im Inneren des Berges. Glücklich lebten hier die Wichtel in den kommenden Jahrzehnten, selbst Nahrung fanden sie im Wald reichlich. Vor den Menschen versteckten sich die scheuen Wesen, schließlich hatten sie im Norden schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht. Nur ganz selten, zum Beispiel wenn ein Mensch in echter Not war, zeigten sie sich den Leuten.

Hören, so sagt man, konnte man die Wichtel hingegen in früheren Zeiten recht häufig. Der Anführer der Winzlinge hielt regelmäßig bei Vollmond Konvente an einer Kanzel ab, aber auch Hochzeiten wurden unter der Steinformation gefeiert: Bis in die frühen Morgenstunden wurden dann geredet, sich ausgetauscht, aber auch getanzt und gelacht. Und auch wenn man die Wichtel nie sah, so konnte man auch in größter Entfernung ihre Stimmen hören.

Noch heute, heißt es, kann man die Winzlinge in Vollmondnächten hören: aber nur wenn man ganz leise ist. (Miriam Rommel) +++

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