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- Symbolbilder: Pixabay

REGION Serie: Faszination Mythen und Sagen

"Mei Lewer, mei Lung" - Der Tote vom Galgenturm

Mythen und Sagen haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Fast alle Völker der Erde haben ihre eigenen Geschichten, in denen sich die Struktur und die Werte der damaligen Zeit widerspiegeln. Naturgewalten oder Ereignisse, die für die Menschen aus früheren Zeiten unheimlich und unerklärbar waren, wurden so in eine nachvollziehbare Form gegossen und von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. Das Wissen über diese Sagen verbleibt bis heute meistens in dem Ort, in dem sie entstanden. Gerade die dunklen Wintermonate eignen sich hervorragend, um sich ein wenig zu gruseln und in die Welt der regionalen Mythen einzutauchen. Mit dieser Serie möchte OSTHESSEN|NEWS die schönsten Sagen Osthessens vorstellen.

16.12.19 - Über dem oberen Streutal, ganz in der Nähe von Mellrichstadt gelegen, steht noch heute ein alter Wartturm. Um den aus Feldsteinen und Mörtel bestehenden „Galgenturm“ ranken sich bis heute mehrere Geschichten. Eine davon, ist diese:

Eines Tages bekam ein einfacher Mellrichstädter Bürger von seiner Frau den Auftrag, er solle Leber und Lunge vom Schwein beim Metzger für das Abendmahl besorgen. Weil sie Sorge trug, ihr Mann würde das Geld wieder in der Schänke durchbringen, ermahnte sie ihn eindringlich. Sofort machte er sich auf den Weg, fürchtete er doch das laute Schimpfen seiner Gemahlin.


Unterwegs traf er jedoch zwei seiner Saufkumpane, die ihn ob seiner zeternden Ehefrau böse triezten. Ein Bier, so dachte sich der vorgeführte Gatte, würde schon nichts ausmachen. So kam es, dass er das ganze Geld vertrank. Als er dies merkte, fürchtete er den Zorn seiner Frau und erinnerte sich daran, dass tags zuvor ein Mörder vor den Toren der Stadt erhängt worden war. Also machte er sich auf den Weg zum Galgenturm. Dort angekommen, schnitt er unter größter Vorsicht Leber und Lunge des Toten heraus und machte sich damit auf den Heimweg.


Daheim angekommen bemerkte die Gattin nichts von der Untat ihres Mannes und kochte so vorzüglich, dass er sein Tun bald vergaß. Als er jedoch nachts im Bett lag, konnte er nicht schlafen. Die Fensterläden klapperten so laut, dass er kein Auge schließen konnte, die Treppen im Haus knarzten und als eine Tür im untersten Stockwerk zuschlug, erschrak er gar fürchterlich. Auf einmal hörte er schlurfende Schritte und eine heisere Stimme, die immer wieder stöhnte: „Mei Lewer, mei Lung. Mei Lewer, mei Lung“. Sein Weib bekam davon nichts mit, tief und fest war ihr Schlaf auch dann noch, als die Tür aufgestoßen wurde. Das Letzte, was der Fürchtende in seinem Leben hörte, ließ ihm das Herz stehenbleiben: „Mei Lewer, mei Lung - UND DU HAST SE!“ (mr) +++

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