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Treu über den Tod hinaus: Die wahre Geschichte der Familie Rottmann
19.11.19 - Mehr als nur eine mündliche Überlieferung oder eine Sage ist die traurige Geschichte des Tagelöhners Matthäus Rottmann aus Willmars, die auch im Kirchenbuch der Jahre 1725 bis 1808 Erwähnung findet:
Als die Kälte im Februar des Jahres 1803 scheinbar kein Ende nehmen wollte, die Nahrungsmittel der Familie aufgebraucht waren, packte der Tagelöhner Matthäus Rottmann einen folgenschweren Entschluss. Ein wilder Winter hatte seine Armut in Elend verkehrt, mit Weib und fünf Kindern hauste er in einem dunklen Stall, vor dem sich selbst ein Tier grausen mochte. Ihnen fehlte das trockene Brot, und die abgezählten Saatkartoffeln - letzte Quelle ihrer Hoffnung - waren allesamt erfroren.
Aus Verzweiflung und um dem Hungertod zu entkommen, machte er sich am 25. Februar auf den Weg nach Gersfeld zu einem alten Dienstherren, um karg bezahlte Arbeit zu erbetteln. Den weiten und anstrengenden Fußmarsch wollte er nicht alleine gehen, aus diesem Grund bat er die liebste seiner Töchter, die 14-jährige Catharina, sie möge ihn begleiten. Doch der Tagelöhner trug den Tod bereits in der Brust.
Als sie bei Eiseskälte am frühen Abend fast das Steinerne Haus bei Oberelsbach erreicht hatten, traf den Tagelöhner der Schlag, reglos blieb er auf dem schneebedeckten Boden liegen. Seine Tochter aber wollte ihn nicht gehen lassen und bettete sein Haupt auf ihrem fadenscheinigen Mantel. Mit ihrem Kleid bedeckte sie des Vaters Leib, um seine Füße wickelte sie die wollene Mütze. Und als die treue Tochter ihn so nicht zu erwärmen mochte, legte sie sich auf ihn, um ihm das Leben zu erhalten.
Doch nichts half: Ein nachtlanger Froststurm mit Schnee und Eis brach über die beiden herein. Drei Tage später fand man die beiden Toten in inniger Umarmung, die Tränen der Tochter waren auf ihren Wangen zu Eis gefroren. Ein steinernes Kreuz auf dem Heidelstein erinnert bis heute an das Schicksal von Matthäus und Catharina Rottmann. (mr) +++