Archiv
Menschen weltweit sind von der Gesundheitskrise betroffen - Screenshot: Johns Hopkins University / Collage: Carina Jirsch

WELTWEIT Über die Grenzen von Osthessen hinaus (3)

Covid-19 positiv getestet: "Der Weg zur Genesung ist die Hölle"

30.03.20 - Nicht nur in Osthessen herrscht Ausnahmezustand. Weltweit steigt die Anzahl an Infizierten in Bezug auf das Coronavirus rasant weiter. Der Reiseverkehr ist auf ein Minimum reduziert, Ausgangssperren sind in vielen Ländern verhängt. Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Was uns jedoch in dieser schweren Zeit verbindet: Wir sitzen alle im selben Boot und möchten wieder Normalität erlangen. Das Team von OSTHESSEN|NEWS hat seine persönlichen Kontakte, unter anderem in der Schweiz und in Italien, nach subjektiven Eindrücken gefragt.

Übersetzung aus dem Englischen von Carina Jirsch

SCHWEIZ
Johns Hopkins University Corona-Statistik 30.3.2020:
8,6 Millionen Einwohner / 14.829 Infizierte / 300 Tote

Dewi wohnt in der Schweiz und wurde positiv auf Ovid-19 getestet

Dewi, 42, Abteilungsleiterin in der Personalbeschaffung, Genf Schweiz

Wo bist Du gerade?
Ich bin seit zwei Wochen zu Hause in Isolation.

Sind Du und Deine Familie gesund?
Nein, leider nicht. Meine Frau und ich haben beide Corona. Ich wurde vor elf Tagen positiv auf COVID-19 getestet. Es ist sehr beängstigend und der Weg zur Genesung ist die Hölle.

Wie sind Deine Symptome?
Es belastet die Lunge sehr und ich hatte extreme Atemnot. Meine Frau Laura ist Asthmatikerin und wird derzeit vom Covid-Einsatzkommando hier in Genf überwacht. Im Moment ist ihre Atmung wieder stabil. Das Problem ist der heimtückische Charakter des Virus. Man fühlt sich eigentlich besser und dann auf einmal verschlechtert sich der Zustand schlagartig wieder; meistens erwischt es einen dann schlimmer als vorher. Gott sei Dank, haben unsere Krankenhäuser bis jetzt noch Kapazität. Ich bete für alle, die derzeit positiv sind und um ihr Leben kämpfen. Eine Arbeitskollegin von mir musste ins künstliche Koma gelegt werden und ist an einem Beatmungsgerät angeschlossen. Jetzt konnte ihr Zustand stabilisiert werden und es wird versucht, sie langsam wieder aufzuwecken.

Wie nimmst Du deine Umgebung wahr?
Die Leute kommen zusammen und vereinigen sich, so wie ich es noch nie erlebt habe. Wir bekommen sehr viel Unterstützung von unseren Nachbarn, Freunden und unserer Familie im Ausland. Unsere Nachbarn helfen uns beim Einkaufen und besorgen uns die Medikamente. Man geht zurück auf das Wesentliche; worauf es eigentlich ankommt.

Gehst Du derzeit arbeiten oder hast Du Deinen Job aufgrund der Krise verloren?
Bis jetzt habe ich meinen Job noch nicht verloren, da ich auch sonst viel von zu Hause aus arbeiten kann.

Wie beschäftigst Du Dich während Du in Isolation bist?
Ich war in den ersten Tagen meiner Infektion sehr krank, das heißt ich habe mich ausgeruht, gelesen, Dokumentationen geschaut und viel mit meiner Familie oder mit meinen Freunden kommuniziert. Jetzt fühle ich mich wieder etwas besser; gehe spazieren, arbeite und beschäftige mich mit verschiedenen Dingen. Wir haben drei Katzen, die sehr glücklich darüber sind, dass wir zu Hause bleiben müssen.

Was macht Dir die größten Sorgen?
Während der akuten Krankheitsphase, hatte ich ständig Angst, daß sich mein Zustand wieder dramatisch verschlechtern wird. Jetzt mache ich mir Sorgen um meine Frau, da sie Asthmatikerin ist und erst in der Anfangsphase der Infektion steckt.

Wie denkst Du geht Dein Land mit der Corona-Krise um?
Ich habe Angst davor, daß die Schweiz ungenügende Beschränkungen aufgestellt und nicht rechtzeitig reagiert hat. Wir haben immer noch nicht den Höhepunkt der Pandemie erreicht und sind in der EU eines der Länder mit den meisten Covid-19 Infektionen.

Hast Du Angst davor, dass Dein Land den selben katastrophalen Weg wie Italien gehen könnte?
Ja, natürlich

Vertraust Du Eurem Gesundheitssystem, dass es mit der Pandemie so gut es geht umgehen kann?
Ja, das tue ich. Ich glaube nicht, dass es irgendein Gesundheitssystem auf der Welt gibt, dass auf eine solche Pandemie vorbereitet ist.

Wie lange, denkst Du, wird es dauern bevor die Welt wieder zurück im "Normal-Zustand" ist?
Mindestens 6 Monate. Natürlich nur, wenn es keine zweite Welle gibt.

Was könnte der größte Schaden für Dich persönlich oder Dein Land nach Corona sein?
Der größte Schaden für mich persönlich wäre eine langfriste Schädigung unserer Gesundheit durch Covid-19. Für unser Land: dass unser Gesundheitssystem und die Wirtschaft kollabieren, welches beispiellose Konsequenzen für die gesamte Bevölkerung haben würde...oder es einen Anstieg von Intoleranz, Gewalt und Rassismus geben könnte.

Wie denkst Du wird sich die Welt nach der Corona-Pandemie verändern?
Ich wünsche mir, dass die Welt ihre Lektion aus dieser Krise lernt. Wir, die Menschen, sind immer im Glauben gewesen, dass wir unseren Planeten besitzen mit allem was darauf lebt, aber nachdem unserer Umwelt Jahrzehnte lang für unsere persönlichen Gewinn missbraucht wurde, scheint es als ob uns das Universum eine Lektion erteilen möchte. Ich hoffe sehr, dass uns nach diesem Ganzen bewusst wird, was wir eigentlich getan haben.

Persönliche Nachricht
Wir sehen langsam Licht am Ende des Tunnels. Passt auf Euch auf und sorgt dafür, dass die gefährdeten Menschen in eurem Umfeld nicht vor die Tür gehen.

+++

ITALIEN
Johns Hopkins University Corona-Statistik 30.3.2010:
60,5 Millionen Einwohner / 97.689 Infizierte / 10779 Tote

Buck ist Musiker und lebt mit seiner Familie in Bergamo, dem Epizenter der Pandemie ...

Buck Curran, Musiker und Maler, Amerikaner wohnhaft in Bergamo, Italien

Sind Du und Deine Familie gesund?
Ja, meine Frau Adele, mein Sohn und ich sind gesund. Wir sind seit drei Wochen in Quarantäne.

Wie findest du die derzeitige Corona-Situation?
Bergamo (Lombardei) ist das Epizentrum der Pandemie in Europa. Wir sind im Lockdown. Viele Väter von meinen Freunden sind wegen Atemstillstand in Krankenhäusern und viele Großeltern von Freunden sind an dem Virus gestorben.

Hast Du noch Arbeit oder ist Dein Job von der Krise betroffen?
Ich bin ein professioneller Musiker und seit Mitte Februar kann ich nicht mehr auftreten.

Wie beschäftigst Du Dich wärend du in Isolation bist?
Meine Frau Adele und ich haben einen 2,5 Jahre alten Sohn und wir finden es schwierig die ganze Zeit im Apartment sein zu müssen, ohne vor die Tür gehen zu dürfen. Wir wohnen direkt im Stadtzentrum, im Dachgeschoss mit nur einem kleinen Balkon. Nur ganz selten sehen wir unsere Nachbarn. Es fühlt sich an wie eine Geisterstadt. Meine Frau hat die Möglichkeit für ein paar Stunden in der Wochen einen Online-Kurs zu geben, aber so kommen monatlich nur 700 Euro zusammen. Ich habe gerade mein neustes Album "No Love Is Sorrow" aufgenommen, dass am 10. April weltweit veröffentlicht wird. Adele ist auch Musikerin und wir werden demnächst ein Live-Konzert von unserer Wohnung aus streamen. Wir verbringen viel Zeit in Online-Chats mit unseren Familien, machen Musik, malen und lesen unserem Sohn Bücher vor.

Was macht Dir die größten Sorgen?
Ich habe Angst davor so krank zu werden, dass ich diese Pandemie nicht überlebe und somit die Geburt meines zweiten Kindes im August nicht erleben werde. Ich mache mir ständig Gedanken um meine älteren Kinder (17 & 21), Eltern, Geschwister und Freunde, die in Amerika leben.

Wie denkst Du geht Dein Land mit der Corona-Krise um?
Italien und unsere Ärzte versuchen ihr Bestmögliches, um die Ausbreitung der Pandemie zu kontrollieren. Leider sind unsere Krankenhäuser total ausgelastet und Tausende sind bereits gestorben. Vor ein paar Tagen sind Ärzte aus Cuba zur Unterstützung in Bergamo eingetroffen. Ein Segen.

Hast Du Angst davor, dass Dein Heimatland Amerika denselben katastrophalen Weg wie Italien gehen könnte?
Ja, ich habe Angst davor, dass die USA dasselbe Schicksal wie in Nord-Italien erwartet. Durch die große Bevölkerung werden viele Menschen zu Opfern werden.

Vertraust Du Eurem Gesundheitssystem, dass es mit der Pandemie gut umgehen kann?
Ja, ich vertraue unserem Gesundheitssystem und denke, es ist eines der Besten weltweit. Das größte Problem ist die Überbelastung.

Wie lange, denkst Du, wird es dauern bevor die Welt wieder zurück zu "normal" ist?
Ich habe keine Ahnung. Es könnte bis zum Sommer dauern. Ich bete, dass es sich nicht bis zum Winter oder sogar in das nächste Jahr reinzieht.

Was könnte der größte Schaden für Dich persönlich oder Dein Land nach Corona sein?
Falls wir infiziert werden und ernsthafte Probleme bekommen, kann unsere Lunge von diesem Virus langfristig geschädigt werden. Ein Langzeit-Lockdown würde die Wirtschaft in Italien massiv schaden. Für mich persönlich: keine Möglichkeit haben zu Touren würde meine Existenzgrundlage vernichten.

Wie denkst Du wird sich die Welt nach der Corona-Pandemie verändern?
Das kann ich wirklich nicht sagen. Adele und ich brauchen sehr wenig um glücklich zu sein. Wir hoffen, dass sich einige Dinge zum Positiven verändern werden: Wahrnehmung, Bereitschaft und Hilfe um eventuelle Pandemien in der Zukunft besser zu managen, die Klimakrise und andere Dinge, um die sich die Welt endlich kümmern muss. (Carina Jirsch) +++

↓↓ alle 10 Artikel anzeigen ↓↓


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön