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Wie ist die Lage in Italien? - Screenshot: Johns Hopkins University / Collage: Carina Jirsch

WELTWEIT Über die Grenzen von Osthessen hinaus (10)

Von Ampelsystemen bis primelförmigen Impfpavillons: So ist die Lage in Como

27.01.21 - 2021 nimmt so langsam seinen Lauf - und noch immer macht uns die Corona-Pandemie zu schaffen. Nicht nur in Osthessen, sondern weltweit. Maskenpflicht, Ausgangssperren und Kontakbeschränkungen prägen unseren Alltag. Einen Überblick, welches Land aktuell welche Maßnahmen umsetzt, ist schwer. Das Team von OSTHESSEN|NEWS hat einige persönliche Kontakte rund um den Globus gefragt, unter anderem in Italien. Wie ist Lage vor Ort? 

Laura De Siena ist Stadtführerin in Como. Sie berichtet von der aktuellen Lage vor ...Fotos: Laura De Siena

Laura De Siena wohnt direkt im Herzen von Fuldas Partnerstadt Como, es sind nur wenige Gehminuten zum Comer See – normalerweise auch sehr praktisch vor dem Hintergrund ihres Berufes als Stadtführerin. Die 56-Jährige bietet diese auf Italienisch, Deutsch und Englisch an.

O|N: Letztes Jahr war Italien sehr in den Medien präsent wegen Corona. Wie ist nun die aktuelle Situation in Como? Hat sich die Lage beruhigt? Gibt es irgendwelche Einschränkungen (Maskenpflicht, Ausgangsbeschränkungen)?

"Seit November letzten Jahres wird Italien je nach Schwere des Pandemieverlaufs mit einer Art "Ampelsystem" eingeteilt: Gelb weist auf etwas sicherere Gebiete hin, Orange bedeutet ein mittleres Risiko und mit der Farbe Rot werden Gebiete mit hohem Risiko klassifiziert. Die aktuell geltenden Regeln und Verbote richten sich dann immer nach der jeweiligen Farbe. In der gelben Zone können beispielsweise sogar Bars und Restaurants bis 18 Uhr abends öffnen. Unabhängig von der jeweiligen Zone gehen jedoch aktuell alle Kinder in Italien in den Kindergarten und in die Klassen 1 bis 6. Für die weiteren Jahrgangsstufen ist Online-Distanzunterricht vorgesehen.

Wunderschöner Anblick!

Como war während der ersten Pandemiewelle zum Glück weniger betroffen. Andere Städte in unserer Region Lombardei waren zu diesem Zeitpunkt hingegen sehr belastet. Seit November ist die Situation in Como beziehungsweise der Lombardei leider viel schlechter geworden. Dies kann auch daran liegen, dass Como viele Pendler hat, die in der Schweiz arbeiten, wo wohl nur wenige Kontrollen stattfinden. Leider gehörten wir bis letzte Woche der roten Zone an. Das bedeutete zum Beispiel, dass nur noch Supermärkte und Geschäfte für Dinge des täglichen Bedarfs geöffnet hatten. Restaurants bieten dennoch auch in der roten Zone einen Abholservice an. Auch sonst erinnern die Bestimmungen sehr an die deutschen: Freizeitstätten sind geschlossen und wir sind zum "smart working" angehalten, sollen also möglichst im Home-Office arbeiten. Seit dem Wochenende gehören wir glücklicherweise wieder zur orangenen Zone."

O|N: Wie empfindest Du momentan die Pandemie-Situation – auch in Hinblick auf Deinen Job als Stadtführerin? Touristen sind bestimmt wenige unterwegs, oder?

Basilika San Fedele in Como.

Villa del Balbianello.

"Für mich persönlich ist die Situation vor allem im Hinblick auf meinen Beruf sehr schwierig, weil ich im gesamten letzten Jahr kaum arbeiten konnte. Ich habe maximal zehn Gruppen durch Como geführt. Normalerweise sind es fast hundertfünfzig pro Jahr. Erschwerend kommt hinzu, dass ich nicht weiß, wie die kommenden Monate werden. Bereits gebuchte Führungen werden nach und nach wieder storniert und in den Wintermonaten finden ohnehin immer wenige Führungen statt. Ich hatte sonst auch immer viele amerikanische Gruppen, die sicherlich erst ab 2022 wieder nach Como reisen werden.

Auch privat empfinde ich die Situation als sehr belastend. Meine Mutter Carla (86) erkrankte letztes Jahr an Corona, glücklicherweise hatte sie jedoch nur einen milden Verlauf und konnte nach wenigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Mein Sohn Edoardo (26) lebt und arbeitet in Paris. Aufgrund der schwierigen Pandemielage weiß ich leider nicht, wann ich ihn wiedersehen werde. Meine Tochter Sofia (23) und Giorgio (27), mein ältester Sohn, wohnen zum Glück bei meinem Mann und mir zuhause.

Laura de Siena mit Kathrin Klar.

Im Grunde habe ich sogar noch eine weitere Tochter. Ich nahm in 2009/2010 eine Gastschülerin aus Fulda bei mir auf: Kathrin Klar war für sieben Monate in Como und ist seitdem daher wie eine "deutsche Tochter" für mich. Wir sehen uns normalerweise mindestens einmal pro Jahr. Gerade dieses Jahr wäre ich sehr gerne nach Fulda gekommen, da ich "italienische Oma" geworden bin, denn Kathrin bekam im November vergangenen Jahres ein Baby, das ich gerne kennenlernen möchte.

Ich bin wirklich traurig darüber, dass ich aufgrund der Pandemie nicht nach Fulda reisen kann, denn üblicherweise komme ich bereits seit Jahren mindestens einmal jährlich nach Fulda. Das enge Band besteht nämlich nicht erst seit der Aufnahme von Kathrin bei mir zuhause. In meiner Jugendzeit kam eine Jugendgruppe aus Fulda nach Como, da die beiden Städte bereits seit über fünfzig Jahren Partnerstädte sind. Auf diesem Wege lernte ich Kerstin Hamperl aus Fulda kennen. Kurz darauf verbrachte ich auch zwei Wochen in Fulda. In den Jahren danach haben wir uns fast jährlich gesehen. So entstand eine enge Verbindung zu Fulda. Als ich später Reiseführerin wurde, führte ich häufig auch Reisegruppen von Margitta und Karl-Heinz Scholz aus Fulda, woraus eine enge Freundschaft entstand, die bis heute anhält.

Das Ferienhaus "il terrazino"

Die Pandemielage macht sich in einem weiteren Bereich meines Lebens bemerkbar: Mein Mann und ich haben vor sechs Jahren das Ferienhaus "Il Terrazzino" in Musso gekauft und mit viel Liebe modernisiert. Vom Balkon aus hat man einen einmaligen Blick auf den Comer See. Zum Glück konnten letztes Jahr ab Juli trotz der Pandemie einige deutsche Familien das Haus mieten. So wurde das Virus sogar zeitweise zum Vorteil für uns: Viele Hotels waren zu dieser Zeit ausgebucht oder sogar geschlossen. Zudem hatte ich den Eindruck, dass die Deutschen unbedingt trotzdem in den Urlaub fahren wollten, aber dieses Mal mehr Ruhe und Sicherheit suchten."

O|NWie sieht es mit Impfungen in Deinem Land aus? Wer wird zuerst geimpft?

Die Impf-Pavillons stammen von Architekt Stefano Boer. Hier eine digitale Vorschau. ...Foto: picture alliance / REUTERS | Handout .

"Im Gegensatz zu der Impfstrategie in Deutschland wird hier in Italien zuerst das Personal im Gesundheits-, Sanitäts- und Sozialbereich sehr umfangreich geimpft. Aber auch Bewohner in Pflege- und Altenheimen sowie ältere Mitbürger wurden bereits zahlreich geimpft. Insgesamt stoßen die Impfungen glücklicherweise auf sehr hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Für die Impfungen wurden wie in Deutschland auch Impfzentren eingerichtet. Anders als in Deutschland mit nüchternen Hallen wird in Italien in primelförmigen Pavillons geimpft. Diese sind mit pinken Primeln verziert, da diese Blume als Zeichen der Impfkampagne ein wiederaufstehendes Italien symbolisiert. Die Pavillons wurden eigens dafür von dem Architekten Stefano Boeri entworfen und sollen den Angstcharakter der Impfungen nehmen. Natürlich werde auch ich mich gerne impfen lassen, sobald ich die Möglichkeit dazu bekomme.

Villa Olmo.

Ich hoffe, dass die Impfungen dazu beitragen, dass der Tourismus wiederauflebt. Como ist eine wunderschöne Stadt und immer einen Besuch wert – nicht zuletzt aus dem Grund, dass Fulda unsere Partnerstadt ist und somit über eine Urlaubsreise hinaus sogar langjährige Freundschaften entstehen können. Wer weiß, vielleicht sehen wir uns hier einmal wieder? Ich würde mich sehr darüber freuen! A presto!" (mkr) +++

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