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Florian Sandfort (28): Mit Freundin und 34 Hunden auf der Sirdal Husky Farm
22.02.21 - 34 Huskies, eine Farm und ganz viel Natur drumherum: Seit knapp drei Jahren wohnt Florian Sandfort auf der Sirdal Husky Farm im Süden von Norwegen. Der Liebe wegen ist der 28-jährige Sozialarbeiter nach Skandinavien ausgewandert. Während seiner Studienzeit half er bereits, war seit dem Jahr 2013 immer häufiger "oben". Mit seiner Freundin Frøydis Kvinen (29), deren Eltern - der Vater seiner Freundin ist gleichzeitig der Farmbesitzer und damit sein Chef - und einer weiteren Familie wohnt er auf dem Areal in der Gemeinde Sirdal im Landkreis Agder. Der nächste Tante Emma-Laden ist zwei Kilometer entfernt, der nächste Ort mit Arzt, Laden und Bäckerei 20 Minuten.
Trotz der Einsamkeit der Region zwischen Kristiansand und Stavanger ist die Corona-Pandemie auch hier präsent. "Für uns war das Jahr 2020 hart. Erst hatten wir keinen richtigen Winter im Januar und ab Mitte Februar bis in den Juni hinein geschlossen. Ein finanzieller Rieseneinsturz und Kurzarbeit", sagt Florian Sandfort. Ob Touren mit den Huskies, Wanderungen, Kajaktouren in den Fjorden, Sauna, Eisbaden, Teambuilding und Freizeitferien - viele Menschen genießen die Natur und buchen ihre Aktivitäten. Das alles war nicht möglich während dem Lockdown in Norwegen. "Wir haben die Zeit für verschiedene Bauprojekte wie zum Beispiel einer Außenbühne genutzt", sagt Sandfort.
"Die Leute stehen hinter ihrer Regierung"
Geboren in München, ist Sandfort in Fulda aufgewachsen, hat am Marianum sein Abitur gemacht, überlegt "was ich mal machen möchte", und dann an der Hochschule Fulda Soziale Arbeit studiert. Sein soziales Engagement ist großartig - in Osthessen hat er unter anderem für das Kulturzentrum Kreuz oder im Hochseilgarten im Vogelsberg gearbeitet. Dann führten ihn Kontakte nach Norwegen. Die Arbeit mit den Schlittenhunden und die Liebe - es passt für den Osthessen. In Sirdal soll er die Husky Farm zusammen mit seiner Freundin übernehmen. Als Dog-Handler ist er bereits für die Betreuung und das Training der über 30 Huskies verantwortlich.
Mittlerweile ist die Nachfrage nach Naturaktivitäten bei den Touristen wieder gestiegen. Ähnlich wie in Deutschland entdecken auch die Norweger die Schönheiten ihrer Heimat und machen Urlaub "daheim". Davon profitiert auch die Sirdal Husky Farm. Abstand einhalten und auf die Hygieneregeln achten, das gehört auch hier dazu. Doch die Einheimischen akzeptieren die Entscheidungen ihrer Regierung. "Die Leute stehen hinter ihrer Regierung, halten sich an die Regeln. Hier gibt es keine Gegendemos, so zumindest meine Wahrnehmung", sagt Florian Sandfort.
Zum Thema Schulen und Kindergärten erzählt er: "Während des Lockdowns im vergangenen Jahr lief alles mit Onlineunterricht, sowohl Lehrer als auch Kindergärtner haben sich dabei viel Mühe gegeben. Dies habe ich selbst mitbekommen, da die Nichte und der Neffe meiner Freundin Schule und Kindergarten besuchen. Mit den ersten Auflockerungen wurden Schulen und Kindergärten unter strengen Auflagen geöffnet (geteilte Klasse, Unterricht an verschiedenen Tagen, Kohorten, kein Schulbus im Beginn." Mittlerweile lauf der Schul- und Kindergartenbetrieb wieder normal - "mehr oder weniger für Corona Verhältnisse."
"Ihr Gemüt ist sehr angenehm"
Die Norweger selbst beschreibt er als offen und freundlich. "Jeder spricht hier englisch. Ihr Gemüt ist sehr angenehm", sagt der junge Mann aus Deutschland. "Komm doch mal rein", hörte er vor der Corona-Pandemie öfters von den Nachbarn, die er in der Weitläufigkeit der Gegend selten sieht. "Derzeit sehe ich im Tante Emma-Laden noch weniger Menschen", sagt Sandfort.
Seine Freundin arbeitet im Home-Office, die Digitalisierung ist in Norwegen Alltag. Das Netz ist ausgebaut. "In Norwegen läuft vieles online, niemand bezahlt mit Bargeld", sagt Sandfort. Auch das Gesundheitssystem sei gut, bei Fragen gibt es einen Chat oder den Kundenservice. "Das ist alles sehr, sehr gut geregelt."
Der Alltag ist ein Stück weit zurück auf der Farm: Ganz in der Nähe befindet sich das Outdoor-College für Schüler:innen aus Deutschland. "Wir arbeiten mit dem College zusammen", erzählt Florian. Vor Kurzem waren sie mit den Jugendlichen zwei Wochen lang zusammen in den Bergen. Das Outdoor-College besuchen rund 30 Schüler:innen der neunten Klasse und dauert elf Monate.
"Euer Ziel: Eine Expedition mit Schlittenhunden"
Die Jugendlichen erhalten normalen Schulunterricht und sind jeweils eine Woche pro Monat draußen in der Natur unterwegs. Dabei spielen die Huskies eine wichtige Rolle. Die Schule beschreibt die Zusammenarbeit mit der Sirdal Husky Farm ihren Schüler:innen: "Euer Ziel ist es, zum Ende des Aufenthalts im Outdoor College eine Expedition mit Schlittenhunden in der wundervollen Winterlandschaft zu machen. Deshalb hilfst du von Beginn an bei der Pflege der Tiere und unterstützt die "Dog Handler" beim Training. Du baust dabei eine persönliche Beziehung zu den Tieren auf. Für die Abschlusstour ist es besonders wichtig, dass du die Huskys gut kennst."
Ein idealer Job für den Sozialarbeiter Florian Sandfort aus Deutschland. Im Süden von Norwegen weitab der größeren Städte - zusammen mit seiner Freundin Frøydis und den Huskies mitten in der Natur.
Weitere Informationen im Internet:
Florian Sandfort auf Instagram: https://www.instagram.com/flosand93
Die Sirdal Husky Farm auf Instagram: https://www.instagram.com/sirdalhuskyfarm
Das Outdoor College auf Instagram: https://www.instagram.com/outdoorcollegenorge . (Hans-Hubertus Braune) +++