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          Glauben JA – Religion-Institutionen NEIN

Islam in Deutschland

„Die Diskussion um den Islam wird von Populisten bewusst und von manchen Journalisten aus mangelnder Aufklärung und fehlender Kompetenz falsch geführt. Es werden Themen wie die islamische Religion, Zuwanderung, Missbrauch von Asylrecht, Kriminalität von Zuwanderern, Kulturunterschiede und Weltpolitik miteinander vermischt. Bei jeder Analyse muss man sich hüten, falsche Aussagen zu treffen, die noch mehr Vorurteile verbreiten oder auch gefährliche Missstände verharmlosen.

 

Die sogenannten Islam-Kritiker haben klare Absichten: sie wollen über die Fehlentwicklungen in der islamischen Religion und in den islamischen Kulturen aufklären. In den westlichen Medien und bei Populisten werden sie oft missbraucht, um die Zuwanderung und die mangelnden Fähigkeiten zur Integration zu dokumentieren und daraus politischen Profit zu erzielen.

 

Ich rate und bitte alle Islam-Kritiker, die fantastische Arbeit leisten und sich teilweise sogar in Lebensgefahr begeben, sich nicht missbrauchen zu lassen. Sie sollten weiter über die Fehlentwicklungen der islamischen Religion sowie über die Kulturen und Politik der islamisch geprägten Länder aufklären.

 

Der Islam bedarf als Weltreligion mit über 1,25 Milliarden Menschen ständiger Diskussionen und Reformationen. Auffällig ist jedoch, dass die westliche Welt das Thema erst vor etwa 20 Jahren entdeckt hat, nachdem in der arabischen Welt von außen Kriege und politische Instabilität initiiert wurden. Fanatismus entsteht in allen Regionen. Zurzeit wird er angeführt von Menschen mit islamischen Glauben.

 

Unabhängig von dem Terror von Menschen mit islamischem Glauben lohnt es sich auch für Muslime, selber über ihre Religion zu reflektieren und zu sprechen sowie über zeitfremde und unmenschliche Inhalte zu diskutieren. Diese Umwandlung geschieht im Islam anders als z.B. während der Reformation vor 500 Jahren. Der Islam ist eher individualisiert, nicht institutionalisiert und kennt keine übergeordneten Instanzen. Es gibt auch keinen Personenkult, nicht mal um den Propheten Mohamed. Der Moslem muss nicht getauft oder als solcher eingetragen werden. Der Glaube des Moslem ist alleine seine eigene Angelegenheit, nämlich eine zwischen Gott und ihm.

 

Ich brauche als Moslem keinen Imam und keine Vereine. Ich muss keine Kirchensteuer zahlen und kann beten, wann und wo ich will. Um den Glauben auszuüben, brauchen Muslime in Deutschland keine Institutionen. Diese vertreten ohnehin nur eine kleine Minderheit.

 

Es sollte keine Deformierung des Glaubens „Islam“, aber auch keine Religionsmänner aus Saudi-Arabien oder der Türkei geben. Diese verstehen die westliche Kultur nicht und können die individuellen Bedürfnisse der Muslime nicht erfüllen. Diese werden hier in Deutschland nicht ernst genommen.

 

Die islamische Lehre bedarf nach 1400 Jahren in manchen Punkten einer umfassenden Reformierung und zwar ohne Wenn und Aber:

 

- Meinungsfreiheit und Kritik gegenüber dem Islam muss ohne Sanktionen möglich sein

- die gleichberechtigte Stellung der Frau in der Gesellschaft ist nicht verhandelbar

- die bisher geltende Vorherrschaft der Männer ist obsolet

- die rigide Einstellung zur Sexualität muss reformiert werden

- der Umgang mit Andersgläubigen muss von Respekt und Toleranz geprägt sein

- es gibt kein eigenes islamisches Strafrecht

- Kriege im Namen des Islam (wie z.B. im Tschad) sind intolerabel

 

Die Reformation des Islam kann nur von Muslimen selbst vollzogen werden. Eine Übertragung des westlichen Kultur- und Demokratieverständnisses geht ins Leere und erzeugt das Gegenteil. Ein jüngstes Beispiel ist das Verhalten unserer türkischstämmigen Mitbürger, wie die Abstimmung des türkischen Verfassungsreferendums zeigt.

 

Viele Deutsche (auch in Deutschland geborene Türken) interpretieren das Wahlverhalten falsch und verurteilen es. Ich persönlich finde es auch nicht gut, aber interpretiere es anders: Denn das Demokratieverständnis der Türken ist in weiten Teilen des Landes anders als bei uns. Was für uns gilt, zählt noch lange nicht für die Türkei und viele andere islamische Länder. Aus diesem Grund ist es nicht schizophren, wenn der Türke für Deutschland ein anders Demokratieverständnis hat, als für sein Herkunftsland.

 

In unserer Region leben verhältnismäßig wenige Muslime. Die meisten sind Türken und leben seit Jahrzehnten hier. Sie gehen ihrer Arbeit nach und praktizieren ihre Religion ohne negative Auswirkungen auf die Gesellschaft. Ihre unterschiedliche Bereitschaft zur Integration hat kulturelle, aber auch religiöse Hintergründe. Es gibt in unserer Region muslimische Gemeinschaften wie zum Beispiel die Ahmadiyya Gemeinde. Diese kleine Gruppe von bundesweit 35.000 Personen (weniger als 0,1 Prozent aller Muslime in Deutschland) genießen gerade in Hessen besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung, auch in Fulda (Gemeinnützigkeit, Baurecht für eine Moschee). Diese Gemeinschaft ist keinesfalls repräsentativ für den Islam in Deutschland. Sie sind auch kein Model für den modernen reformierten Islam in Deutschland.

 

Mein Fazit: alle reden über den Islam, doch die wenigsten kennen und verstehen diese Religion… und häufig genug am wenigsten die Muslime selbst.

 

Dr. Samir Al-Hami, V.i.S.d.P.

 

 

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