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Rapper Bengio zieht nach Berlin – und irgendwann wieder zurück nach Fulda?
21.09.20 - Wenn das Jahr sich langsam dem Ende zuneigt, dann gibt es im Kalender von Rap-Fans in der Barockstadt einen fixen Termin: Das Jahresabschluss-Konzert des gebürtigen Fuldaers Bengio. Ob es dieses Jahr stattfindet, steht Corona-bedingt noch in den Sternen. Aber zu berichten gibt es dennoch eine Menge.
Wir erreichen Ben-Giacomo Wortmann – so sein Name im Pass – mitten im Umzugsstress. Von Hamburg, wo er nach einer Station in Mannheim in den letzten Jahren gelebt hat, geht es in die Hauptstadt. "In Berlin leben viele meiner Freunde, meine Plattenfirma und auch mein Verlag sind hier", sagt Bengio. Und: "Wenn man Musiker ist, führen am Ende alle Wege nach Berlin." Zumindest für einen gewissen Zeitraum. Denn auf lange Sicht, erzählt Bengio, könne er sich gut vorstellen, auch wieder in Fulda zu leben.
Hier in der Barockstadt liegen die Wurzeln des 27-Jährigen. Und hier hat für ihn alles angefangen. Der Kontakt mit der Musikbranche entstand nicht erst durch seinen Vater, der den meisten Fuldaern als Wowo aus dem Kreuz bekannt sein dürfte. Auch er selbst knüpfte in rasantem Tempo Kontakt mit großen Namen aus dem Musikbusiness, nahm bereits 2013 sein erstes Album "B.E.N.G.I.O." auf, wurde für den You-FM-Newcomer-Award nominiert und arbeitete mit Rapper Samy Deluxe zusammen. Später veröffentlichte er den Song "Irgendwas" gemeinsam mit Yvonne Catterfeld und knutschte in seinem Video zu "Fan von dir" mit Model Lena Gercke.
Und nun verschlägt ihn sein Weg in die Hauptstadt. Von Berlin aus hofft er, endlich seine Tour fortsetzen zu können, die im März aufgrund der Corona-Beschränkungen pausieren musste. "Das letzte Konzert war in Dortmund. Ab dem zweiten Tag konnten wir dann nicht weiterfahren", erinnert er sich. Eigentlich hätte es für diesen Monat Nachholtermine gegeben, doch auch diese mussten verschoben werden.
Keine leichte Zeit für Musiker also. Vor allem nicht für die, die es lieben auf der Bühne zu stehen und in Kontakt mit ihren Fans zu sein. "Das hat mich am Anfang schon sehr demotiviert. Aber inzwischen versuche ich, das Beste daraus zu machen." Etwa Zeit mit seiner inzwischen schon dreieinhalb-jährigen Tochter zu verbringen. Und im Studio zu sein, neue Songs aufzunehmen und "musikalisch den nächsten Schritt" zu gehen. "Die meisten Fuldaer werden wissen, dass ich mit purem Rap angefangen habe."
Mit der Zeit sei er dann aber immer weiter in die Popwelt hineingewachsen. "Mittlerweile hab ich aber gemerkt, dass ich zumindest teilweise wieder zurück zu meinen Wurzeln will. Ich will keinen harten Rap machen, aber dennoch wieder mehr zu meinem ‚Ich‘ kommen und wieder einen Sound machen, der mehr in die Hip-Hop-Richtung geht."
Seine Fans können sich also auf neue Musik freuen. "Wir suchen gerade nach irgendeinem kreativen Tool, mit dem wir die Musik live zu den Menschen nach Hause bringen können." Ob das ein Ersatz für sein traditionelles Jahresabschluss-Konzert sein könnte, weiß Bengio nicht. "Für mich ist Musikmachen eigentlich etwas sehr Persönliches, bei dem man Kontakt mit dem Publikum hat. Mal gucken, vielleicht können wir das Konzert in Fulda ja in irgendeiner abgespeckten Form machen."
Denn seine Heimatstadt vermisst Bengio, auch wenn es ihn inzwischen mit Hamburg und Berlin in "aufregendere Städte" gezogen hat. "Wenn ich nicht Musik machen würde, könnte ich mir gut vorstellen, immer noch in Fulda zu wohnen. Und wie gesagt: Vielleicht komme ich ja tatsächlich irgendwann zurück." (Suria Reiche) +++