Tausende Menschen unterwegs: Von getanzter Andacht bis zum Polizeiboot
28.05.24 - Das älteste und größte Landesfest in Deutschland ist der Hessentag. Seit Freitag ist die Domstadt Fritzlar Gastgeberin des 61. Hessenfestes. 139.000 Besucherinnen und Besucher waren bereits am ersten Wochenende dabei. Und auch die aktuelle Woche startete - bei sonnigem Wetter - mit dem umfangreichen Programm, bei dem sich das ganze Bundesland präsentiert. OSTHESSEN|NEWS hat sich ein paar Stunden auf Erkundungstour durch den 61. Hessentag gemacht.
Auf der langen Hessentagsstraße, die durch die Fritzlarer Altstadt bis zur großen Veranstaltungsfläche Mühlengraben führt, informieren Unternehmen, Dienstleister und Vereine auf der kilometerlangen Strecke. Wer die Straße vom Riesenrad und dem VR-Weindorf mit zahlreichen Winzern aus Hessen durch die malerische Altstadt entlangwandert, kann auf dem Weg immer wieder neue Ecken entdecken. Wo das Veranstaltungsgelände endet, wird durch zahlreiche Straßensperren und Sicherheitspersonal sichtbar.
Im Zickzack-Kurs durch die Altstadt Um viel von den umfangreichen Hessentags-Angeboten zu erleben, ist ein Zickzack-Kurs durch das hügelige Stadtzentrum unumgänglich. Vom Dom St. Peter zur Stadtkirche, wo die Evangelische Kirche in diesem Jahr unter anderem zu einer Live-Tanzperformance oder einem digital-realem Abendmahl einlädt. "Ich finde das wirklich toll, was wir hier machen", sagt Popkantor Matthias Weber aus Heringen, der mit Pfarrerin Imke Leipold aus Bad Hersfeld und einem großen Team für die "Erlebnis:Kirche" auf dem Hessentag verantwortlich ist.
Die katholische Kirche bietet ebenfalls Aktionen und Konzerte im Dom und auf dem Gelände der Ursulinenschule an, die zeitgleich das 300-jährige Bestehen feiert. Dazu gibt es unter anderem eine Ausstellung mit Mitmach-Aktionen am "Grauen Turm". Der Ausblick am Dommuseum, auf dem man das weitere Hessentags-Gelände im Tal anhand des zweiten Riesenrads ausmachen kann, ist auf jeden Fall beeindruckend.
Über die Brücke gehen
Die blaue Linie auf dem Kopfsteinpflaster führt durch die Altstadt an Dom und Marktplatz vorbei, die Neustädter Straße hinunter bis zum Mühlengraben. Bergab geht es und auf einer steinernen Brücke über den Seitenarm der Eder. Hier eröffnet sich die ganze Pracht des Hessentages. Rechter Hand stellt sich die Polizei vor. Im Polizei-Bistro finden Konzerte statt und auch als Arbeitgeber will sich die Hessische Polizei präsentieren. Zudem erfahren die Besucher, was die Hessische Polizei alles zu leisten imstande ist.
Weiter geht es zu der großen Fläche für die Natur Hessens. Die Biosphären-Reservate, Hessen-Forst und zahlreiche weitere der Natur und dem Tourismus verbundene Organisationen informieren über ihr Angebot. Auf Holzhackschnitzeln ist man unterwegs. Dabei steigt dem Hessentags-Besucher der Rauch der vielen Grillwagen mit ihren einladenden Leckereien in die Nase. Durch das Zelt mit der Hessentags-Ausstellung "Der Natur auf der Spur" geht es weiter.
Politik zum Anfassen
Gegenüber führt der Weg zur Gewerbeausstellung, die ein bisschen versteckt unterhalb der Ursulinenschule beheimatet ist. Hier präsentieren sich beispielsweise Banken, Autohäuser, Baufirmen und die Autobahn-AG des Bundes. Der Hessische Rundfunk tritt großflächig mit uns als Veranstaltungsbühne, Live-Shows, Mini-Golf und - natürlich - dem großen "Onkel Otto" auf. Das DRK zeigt in einer Halle, wie sich die Arbeit in den vergangenen 70 Jahren entwickelt hat. Feuerwehr, THW und weitere Rettungsorganisationen sind ebenfalls dabei.
Auch die Politik kommt nicht zu kurz. In den Hallen im Mühlengraben informieren die drei Regierungspräsidien Kassel, Gießen und Darmstadt. Die im Landtag vertretenen Fraktionen stellen sich vor und in der nächsten Halle auch alle Ministerien. Politik zum Anfassen sozusagen. Öffentliche Fraktionssitzungen stehen am heutigen Dienstag auf dem Programm.
Fest mit der Stadt verwurzelt
Das Fritzlarer Hessentags-Paar Franziska und Kevin Wathling flaniert in Tracht gekleidet auf dem Festgelände, unterhält sich mit Besuchern und wird immer wieder fotografiert. "Ich bin in Fritzlar geboren und aufgewachsen – meine Wurzeln liegen hier und ich könnte mir auch nicht vorstellen woanders zu leben. Fritzlar bedeutet für mich Heimat", so Franziska Wathling. "Es ist eine Stadt voller Leben. Eine Stadt, die facettenreich ist und in der man sich wohlfühlt. Es trifft Tradition auf Moderne und bietet tolle Rahmenbedingungen für uns als Familie", fügt Kevin Wathling hinzu. Mit ihrem Sohn lebt das Ehepaar natürlich in der Domstadt.
Etwas versteckt am HR-Gelände vorbei führt der Weg weiter zu einer Behelfsbrücke über die Eder. Sicher am anderen Ufer angekommen, präsentiert sich die Bundeswehr auf einer großen Fläche. Hubschrauber, Panzer, Feldlager und mehr können von den Hessentags-Besuchern in Augenschein genommen werden. Am Ende dieses Areals steht der Sparkassen-Palace, in dem die großen Konzerte des Hessenfestes stattfinden - unter anderem mit Tim Bendzko und der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach und Matthias Reim, der aus dem nicht weit entfernten Homberg/Efze stammt. Zahlreiche weitere Bühnen und Veranstaltungsorte in Fritzlar bieten ein buntes Programm von Musik über Kabarett bis Kleinkunst.
Ein Fazit Das Angebot des 61. Hessentages in Fritzlar ist viel zu groß, um es an einem Tag komplett erleben zu können. Vor allem die Steigungen vom Mühlengraben in die Altstadt sind anspruchsvoll. Die Besucher-Parkplätze liegen am Rande des Geländes und kosten zehn Euro pro Tag. Der 61. Hessentag in Fritzlar ist also mindestens einen Besuch wert, es empfiehlt sich aber, sich schon vorher zu informieren, welche Angebote man nicht verpassen möchte. Und gut zu Fuß zu sein ist auf keinen Fall ein Nachteil, wenn man vor allem die Winkel der wunderschönen Altstadt erkunden möchte. (Christopher Göbel) +++