Wie geht es mit dem Kaliberg in Neuhof weiter? - Foto: OlN-Leser Thomas Prenzel

NEUHOF BI zeigt sich entrüstet

Kommt die Dickschicht nach Neuhof zurück?

15.06.24 - Die Bürgerinitiative Umwelt Neuhof zeigt sich entrüstet über aktuelle Überlegungen des K+S-Konzerns – "Der Kaliberg muss deutlich kleiner statt noch größer werden!"

Archivfoto: ON

Am Abend des 11. Juni sind die Beteiligten, darunter die Gemeinde Neuhof, das Unternehmen K+S und die BI Umwelt Neuhof, turnusmäßig zum Runden Tisch in Neuhof zusammengekommen. Wichtigster Tagesordnungspunkt und bei vielen Teilnehmern mit Spannung erwartet war die Vorstellung des aktuellen K+S-internen Planungstands zur Reduzierung der salzhaltigen Haldenwässer am Standort Neuhof durch das Unternehmen. Die Präsentation von K+S sollte der Startpunkt für die konstruktive und ergebnisoffene Arbeit am Runden Tisch sein.

Nachdem das Unternehmen vor gut einem Jahr von seinen ursprünglichen Planungen, die Halde Neuhof im sog. Dickschichtverfahren abzudecken, Abstand genommen und sich mit der Gemeinde und der BI Neuhof verbindlich auf eine Eckpunktevereinbarung geeinigt hatte, erhofften die Teilnehmer des Runden Tisches von K+S neue Lösungsansätze, innovative Ideen und nachhaltige Konzepte zur Reduzierung der salzhaltigen Haldenwässer. Diese Erwartungen wurden nach Ansicht vieler Teilnehmer bitter enttäuscht, wie die BI UMWELT Neuhof in einer Pressemitteilung berichtet.

"K+S präsentierte den Stand seiner internen Planung für Neuhof, die unverändert eine Abdeckung der Halde, und zwar nun als eine sogenannte Kombinationsabdeckung mit einer Dickschicht aus Bauschutt im unteren Bereich und einer Dünnschicht mit Schlacken aus der Müllverbrennung im oberen Bereich vorsieht. Nicht ein Hauch von Innovation und modernen Lösungsansätzen, keine Antwort auf die drängenden Fragen, wie den Versalzungen im Umfeld der Halde begegnet werden kann. K+S plant offensichtlich noch immer eine Abfalldeponie in Neuhof, nur mit einer veränderten Zusammensetzung der Schadstoffe.

Marco Enders von der BI in Neuhof. Archivfotos: ON/Carina Jirsch

Dr. Karl-Ludwig Ruppel

Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die darauf gebaut haben, dass K+S von sich aus den aus allen Richtungen vorgetragenen Bedenken gegen die Dickschichtabdeckung Rechnung tragen würde", kommentiert Marco Enders, Vorsitzender der BI Neuhof die Präsentation von K+S. "Es war auffällig, dass K+S sein altes Denkmuster überhaupt nicht geändert hat und die strategische Ausrichtung für Neuhof – weg vom Bergbau hin zur Abfallwirtschaft – fortführen will, und zwar ohne Rücksicht auf gegebene Zusagen und offenkundig aus konzernstrategischen und wirtschaftlichen Interessen. Für uns als BI ist es nun wichtiger denn je, mit aller Entschlossenheit dieser ideenlosen und rückständigen Planung entgegenzuwirken", so Enders.

Dr. Karl-Ludwig Ruppel, der für die BI die Verhandlungen der Eckpunktevereinbarung geführt hatte, ergänzt: "Man kann es nicht schönreden. Die nur geringfügige Weiterentwicklung der Planung des Unternehmens zeigt, dass K+S nichts aus der Vergangenheit gelernt hat und offenkundig noch nicht bereit ist, neue, innovative Wege zu gehen. Trotz mehrfacher Nachfrage hat das Unternehmen noch kein Mengengerüst für seine aktuellen Überlegungen präsentiert, aber schon heute ist klar, dass erhebliche Flächen außerhalb des Betriebsgeländes zur Umsetzung erforderlich wären. Diese Flächen stehen aber nicht zur Verfügung – im Gegenteil hat sich K+S in der Eckpunktevereinbarung verpflichtet, seine Planung auf das aktuelle Werksgelände zu konzentrieren und den Zugriff auf weitere Flächen soweit irgend möglich zu vermeiden. Mit einem Konzept, das noch immer in der unteren Hälfte der Halde eine Bauschuttdeponie vorsieht und hierfür räumlich weit ins Vorland greifen würde, verstößt K+S damit gegen die verbindlichen Planungsvorgaben in der Eckpunktevereinbarung", so Ruppel weiter. "Ein solches Konzept darf am Runden Tisch keine Chance haben. Es erfüllt nicht einmal die Eingangsvoraussetzungen für die sachliche Prüfung geeigneter Maßnahmen. Die Eckpunktevereinbarung enthält für K+S klare Vorgaben, auf deren Einhaltung wir bestehen werden."

Die BI fordert mit Nachdruck ein grundsätzliches Umdenken von K+S.

"Das Unternehmen muss sich endlich konstruktiv auf eine gesamthafte, innovative und nachhaltige Lösung für die Haldenwässerproblematik in Neuhof einlassen." Es müsse nun dringend der Fokus auf intelligente PM BI UMWELT Neuhof 14.06.2024 Konzepte gerichtet werden, die die Ursachen der salzhaltigen Haldenwässer in den Blick nehmen. "Dafür muss die Halde zunächst unbedingt kleiner werden. Jedenfalls darf sie nicht weiterwachsen. Ohne einen Rückbau eines erheblichen Teils der Halde dürfte es nahezu unmöglich werden, die von ihr ausgehenden Umweltgefahren langfristig in den Griff zu bekommen", erklärt Dr. Peter Veckenstedt, der die BI UMWELT Neuhof fachlich berät. Begleitend dazu fordert die BI zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme der Halde durch unabhängige Sachverständige und vor allem eine Klärung der Wechselwirkungen zwischen dem Grundwasser und dem an der Basis weiträumig nicht abgedichteten Haldenkörper. Denn nur, wenn diese Wirkungen sachverständig aufgeklärt sind und daraus geeignete technische Maßnahmen zur dauerhaften Unterbindung der diffusen Salzeinträge in die Umwelt abgeleitet worden sind, können diese mit den Maßnahmen zur Reduzierung der Haldenwässer, die durch Niederschläge auf der Halde entstehen, sinnvoll in einem Paket kombiniert werden.

"Es ist jedenfalls keine Lösung, die Halde einfach mit Millionen von Tonnen von Abfallstoffen zuzuschütten und darauf zu hoffen, dass der am Boden in weiten Teilen undichte Haldenkörper nicht weiter mit dem Grundwasser und den zahlreichen Quellen im Haldengebiet im Austausch steht und somit weiter Salz sowie andere Schadstoffe freisetzt. Die Umwelt in der Umgebung der Halde ist bereits heute massiv geschädigt – das muss endlich gestoppt werden!", fordern die Vertreter der BI einhellig. K+S, die Gemeinde Neuhof und die BI Umwelt Neuhof hatten sich erst kürzlich in einer Sondersitzung der Vertragsparteien nach schwierigen Verhandlungen auf einen Nachtrag zur Eckpunktevereinbarung verständigt, in dem klargestellt wurde, dass auch die weitestgehende Minimierung der salzhaltigen Sickerwässer, die aus der Halde in den Boden austreten, zur unabdingbaren Zielsetzung der Maßnahmen am Runden Tisch gehört.

"Wir werden zudem am Runden Tisch auf die unabhängige fachliche Prüfung von Innovationen und nachhaltigen Konzepten hinwirken. Es gibt sehr vielversprechende technische Alternativen, etwa für den Versatz unter Tage zur Sicherung der Hohlräume, für die Verwertung von Haldenrückständen und die Behandlung bzw. Entsalzung von Haldenwässern, die dringend näher in den Blick genommen werden müssen und unverständlicherweise von K+S überhaupt keine Beachtung finden. Flankierend können energetische Komponenten wie etwa eine zeitweilige Nutzung der Haldenfläche für Photovoltaik zum Einsatz kommen, die in intelligenter Weise technisch und ökonomisch sinnvoll mit anderen Maßnahmen verknüpft werden könnten, um die Energiebilanz zu verbessern. Wir beschäftigen uns intensiv mit diesen und anderen Konzepten und werden unsere grundsätzlichen Überlegungen sowie bestimmte technische Ansätze demnächst am Runden Tisch präsentieren. Spätestens dann muss im Konzern und bei den Verantwortlichen endlich ein Umdenken stattfinden. Wir werden es nicht zulassen, dass K+S seine Geschäftsstrategie in der Abfallwirtschaft gegen die Interessen der Menschen und der Umwelt in der Region durchsetzt. Dafür setzen wir uns ein – jetzt erst recht und mehr denn je", heißt es abschließend in der Pressemitteilung der Bürgerinitiative. (pm) +++

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