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Tim und Caroline Seim haben in Groß-Felda ihr zu Hause gefunden. - Foto: Andrea Hausmann

FELDATAL Wir l(i)eben den Vogelsberg (6)

Caroline und Tim Seim sind hier zuhause: "Was wollen wir denn woanders?"

WIR L(I)EBEN DEN VOGELSBERGDer Vogelsberg ist liebens- und lebenswert! Mit unserer neuen Serie möchten wir genau das zeigen und uns von jungen Menschen aus der Region beeindrucken lassen, die sich bewusst für ein Leben und Arbeiten in der Vulkanregion entschieden haben.

24.08.20 - Supermärkte, die rund um die Uhr geöffnet haben, Shoppingmeilen, auf denen alles zu finden ist, Trubel und Hektik in allen Straßen – ein Ziel, das viele nach dem Schulabschluss haben: Ab in die große Stadt. Doch was, wenn die große Stadt gar nicht so toll ist? Caroline und Tim Seim aus Groß-Felda empfinden das Dorfleben nämlich als deutlich schöner.

Der Blick von ihrem Grundstück aus ist malerisch. Fotos: privat

Die 32-jähringe Caroline und der 38-jährige Tim haben ihr Glück im Vogelsberg gefunden. Caroline wurde in Alsfeld geboren und ist in Eifa aufgewachsen. Eifa ist ein kleiner Ortsteil Alsfelds mit knapp 700 Einwohnern, in dem Caro sich stets wohlgefühlt hat. Mit zwei größeren Brüdern war ihre Kindheit nie langweilig, das Familienleben wurde seit sie denken kann immer großgeschrieben. Nach der Grundschule besuchte sie die Albert-Schweizer-Schule und machte dort 2007 ihr Abitur. Caro war schon immer ein sehr offener und geselliger Mensch und liebte es schon in ihrer Schulzeit, viel zu unternehmen und feiern zu gehen. Oft heißt es, auf dem Land könne man gar nicht richtig feiern, denn es gäbe weder Clubs noch richtige Bars. Doch wozu Clubs und Bars, wenn jedes Wochenende in einem anderen Dorf Discoabend und Burschenschaftstreffen sind oder Abipartys und Dorffeten.

Trotzdem zog es die Vogelsbergerin nach dem Abitur in die Stadt. Sie zog mit einer guten Freundin nach Kassel und machte dort ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin. Die meisten Wochenenden verbrachte sie aber immer noch in der Heimat. "Wenn Freunde und Familie so weit weg sind, dann kann die Stadt noch so schön sein", erzählt sie. Und so zog sie nach der Ausbildung wieder zurück nach Eifa. In Neukirchen hat sie dann eine Stelle als angestellte Physiotherapeutin bekommen, wo sie auch heute noch arbeitet. Auch, wenn das eine halbe Stunde Fahrt ist, hat sie ihre Entscheidung, wieder in den Vogelsberg zu ziehen, nie bereut. "Ich fühle mich einfach so viel wohler, meine Liebsten ganz in meiner Nähe zu haben", berichtet sie. Ihre Freizeit hat sie am liebsten mit ihren Freunden aus Eifa und ihren besten Freundinnen aus der Schulzeit verbracht. Wie der Zufall es wollte, haben ihre Freundinnen ihre Liebe in Groß-Felda gefunden, weshalb sie auch viel Zeit dort verbracht hat. Zu dem Zeitpunkt ahnte sie jedoch noch nicht, dass ihr Herz sie auch einmal ins Feldatal ziehen würde.

"Fealler Jung"

Tim ist mit seinem Zwillingsbruder in Gießen geboren, aber im Vogelsberg großgeworden. Mit ihrem kleinen Bruder haben die Zwillinge eine tolle Kindheit in Groß-Felda verbracht. "Es ist einfach unbeschwert, wenn man als Kind von morgens bis abends sorgenlos spielen kann", erzählt Tim. Anschließend besuchte Tim die Gesamtschule in Mücke und wechselte nach der zehnten Klasse auf die Max-Eyth-Schule in Alsfeld. Computer haben ihn schon damals sehr fasziniert. Deshalb war klar, dass er auf der Alsfelder Berufsschule die Fachrichtung IT wählen wird. Nach dem Abschluss absolvierte er erfolgreich sein Studium zum Diplom-Informatiker an der THM in Gießen.

Tim mit seiner kleinen Tochter

Doch auch zu der Zeit kam es für Tim nicht in Frage, in die Stadt zu ziehen. "Feall" ist mein Zuhause - was will ich denn woanders?", sagt er mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Für ihn ist es so viel ruhiger und schöner auf dem Land. Außerdem ist in der Stadt alles sehr anonym. In Groß-Felda kennt jeder jeden. "Ich mag es, dass man sich grüßt, wenn man sich auf der Straße trifft". Auch das Vereinsleben bedeutet ihm sehr viel. Schon früh wirkte er im Elferrat des hiesigen Karnevalsvereins mit, dem Knuts Hut Club. Jedes Jahr zur Narrenzeit ist er dort aktiv, er hilft beim Organisieren und gestaltet die Abendprogramme mit seinen Vorstandskollegen. Auch beim Sportverein, dem VfR Groß-Felda, ist er Vorstandsmitglied und verbringt seine Sonntage gerne auf dem Sportplatz, um sich die Spiele anzusehen. Der "Fealler Jung" liebt das Dorfleben und die Gemeinschaft in den Vereinen einfach. Auch die Dorffeste würden ihm sehr fehlen, würde er nicht im Feldatal leben. "Im Gegensatz zu Festen in der Stadt, wo man anonym ist, feiere ich lieber mit Menschen, die ich kenne", berichtet der 38-jährige. Die Feste in Groß-Felda sind oft besonders und mit viel Tradition verbunden. So findet jährlich der traditionelle Ostermarkt um die Feldatalhalle statt, der abgerundet wird mit einem Frühschoppen in der Halle selbst.

Baby und Haus: Ein Traum geht in Erfüllung

Das Paar ist glücklich im Feldatal.

Als Caroline und Tim sich 2016 kennenlernten, war für beide ganz schnell klar, dass sie ihre Zukunft im Vogelsberg verbringen wollen. Nachdem sie zunächst in eine gemeinsame Wohnung in Groß-Felda gezogen waren, stand schon bald die Familienplanung an. Doch ein Familienleben zu dritt in einer kleinen Mietwohnung kam für keinen der beiden infrage. Schon seit Kindertagen hatten beide insgeheim den Wunsch, irgendwann einmal selbst ein Haus zu bauen. Und das taten sie dann auch. Ein Häuschen, das alle Träume in Erfüllung gehen lässt, wurde gemeinsam geplant und anschließend aufgebaut. Ob das Haus in einem anderen Dorf oder gar in der Stadt gebaut wird, das stand nie zur Debatte. Wenn die besten Freunde nur ein paar Schritte entfernt wohnen und Eltern und Geschwister ganz nah sind, dann gibt es für Familienmenschen wie Tim und Caroline keinen Zweifel. Beide lieben die Ruhe, die Natur, die Vereine und die unkomplizierten und liebenswerten Menschen um sie herum. 2018 kam dann ihre kleine Tochter zur Welt und 2019 heirateten die beiden. Alle Lebensträume gingen für die zwei in den letzten Jahren in Erfüllung und das kleine Familienglück ist nun perfekt.

Zuhause im Feldatal

Caroline ist im Moment in Elternzeit. In den letzten Jahren hat sie aber zusätzlich zu ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin eine Ausbildung zur Osteopathin absolviert. Nach der Elternzeit möchte sie sich in diesem Gebiet beruflich weiter spezialisieren. Sie hat ein Auto und kein Problem, weiterhin zu ihrer Arbeitsstelle zu pendeln - denn  das öffentliche Verkehrsmittelnetz sei Feldatal nicht gut ausgebaut. "Zwar gibt es eine Bahnanbindung in Alsfeld, Ehringshausen oder Mücke, doch diese sind ohne Auto kaum erreichbar." Die Buslinien sind hauptsächlich für den Schulverkehr angedacht, aber nicht für Arbeitnehmer. "Für Menschen, die diese Möglichkeit, ein Auto zu finanzieren, nicht haben, stellen die fehlenden öffentlichen Verkehrsmittel eine große Hürde dar." Auch, dass es in bestimmten Berufsfeldern keine Jobangebote direkt im Vogelsberg gibt, empfindet das Paar als problematisch.

Tim hat das Glück, dass ihm sein Chef sehr viel Homeoffice gewährt. Ihm stellt sich nicht die Frage, wie er täglich zur Arbeit kommt, da er als Informatiker fast alles von zu Hause aus erledigen kann. Das ist nicht nur hinsichtlich der Verkehrsanbindung großes Glück, sondern auch, dass dadurch viel mehr Zeit für das Familienleben bleibt. Freunde, Familie, Ruhe, Natur, Job, Vereine – alles finden die beiden im Herzen des Vogelsbergs. Für Caroline und Tim gibt es gar keine Alternative, als hier wohnen zu bleiben. (Andrea Hausmann)

Haben auch Sie sich schon in jungen Jahren für ein Leben und/oder Arbeiten im Vogelsberg entschieden und fühlen sich hier pudelwohl? Dann melden Sie sich bei uns - unter [email protected]. Unsere Redaktion nimmt dann Kontakt zu Ihnen auf. +++

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