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Raketeningenieur für Kleinstadt: Steffen Scharmann ist neuer Bürgermeister
09.10.23 - Ulrichstein hat als Kleinstadt im Vogelsbergkreis knapp 3.000 Einwohner und neun Stadtteile. Amtsinhaber Edwin Schneider (parteilos) hatte auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Bei der Bürgermeisterwahl am Sonntagabend hat sich Steffen Scharmann (Freie Wähler) mit 56,17 Prozent der abgegebenen Stimmen durchgesetzt.
Im Rathaus von Ulrichstein hatten sich am Abend die Kandidaten, deren Freunde und Familien versammelt, um die Abstimmungsergebnisse der Stadtteile zu erwarten. Zur Wahl standen Stefan Günther (parteilos), Gert Morgenthaler (AfD) und Steffen Scharmann (Freie Wähler).
Wahlergebnis
Morgenthaler erhielt 171 der abgegebenen Stimmen (9,30 %), Scharmann 1.033 (56,17 %), Günther 635 (34,53 %). Wahlberechtigt waren 2.498 Bürger, gewählt haben 1.854 (74,22 %), ungültige Stimmen gab es 15 (0,81 %).Der Vermessungstechniker und Bautechniker Günther, der seit 2017 in der Kreisverwaltung des Vogelsbergkreises als Sachgebietsleiter Kreisstraßen tätig ist, wollte die Stärkung der Lebensqualität, die Schaffung digitaler Angebote, gute Nahversorgung sowie Erhalt und Ausbau der Infrastruktur angehen. Der Bankkaufmann und Bankbetriebswirt Morgenthaler wollte sich unter anderem für keine weiteren Flüchtlingsunterkünfte in Ulrichstein und seine Ortsteile, keine Erweiterung der Flüchtlingsunterkunft in der Ohmstraße, eine sofortige Abschaffung der Straßenbeiträge rückwirkend zum 1.1.2023 sowie die Stärkung der Ortsteile und des gesellschaftlichen Miteinanders und die Erarbeitung eines Ortsteilentwicklungskonzeptes einsetzen.
Vom Raketenjob in die Kleinstadt
Die Wahlentscheidung fiel am Ende zugunsten von Steffen Scharmann: Der 31 Jahre alte Physiker arbeitet bei der ArianeGroup als Testingenieur für elektrische Raumfahrtantriebe. Scharmann ist seit 2017 Stadtverordneter der Ulrichsteiner Stadtverordnetenversammlung. Für das Amt in der Heimat ist Scharmann bereit, den gut dotierten Raketenjob aufzugeben: "Ich saß mit Freunden zusammen und es ging um Themen der Stadt - da wurde mir vorgeschlagen, mich doch einfach als Bürgermeister zu bewerben, wenn es mit der Heimat bergauf gehen soll."
Kindergarten- und Schulsituation seien Dauerbrenner bei den Bürgern. Für größeres Gewerbe sei die Kleinstadt aufgrund der schlechten Verkehrsanbindung nicht geeignet, auch der Glasfaseranbau sei gerade erst angelaufen. Die gute Arbeit des Amtsvorgängers fortführen und kleinteilig an Optimierungspotenzialen zu arbeiten sieht Scharmann deshalb als seine Aufgabe. Was bringt der Raketeningenieur als Bürgermeister in der Kleinstadt? "Ich habe als Ingenieur gelernt, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt - von dieser ergebnisoffenen Herangehensweise kann die Stadt, können die Bürger profitieren", so Scharmann. (mau) +++