Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Spitzenkandidatin zur Europawahl - Foto: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

REGION Echt jetzt! (4)

Opa Scholz & Oma Strazi - Bemerkungen von Rainer M. Gefeller

18.04.24 - Diese Frau hat echt Mumm. Oder Chuzpe. Oder... Courage? Wir sehen sie auf einem wandgroßen Schwarz-Weiß-Foto: Alles an ihr wirkt irgendwie unbeugsam und entschlossen – dieser in die Weite gerichtete Blick, das zu einem wetterfesten Bollwerk gebürstete Haar, der straff übers Ohrläppchen ragende Kragen. Wirklich eindrucksvoll, die Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Spitzname Strazi). Aber wer hat der 66-Jährigen nur eingeredet, sich auf diesem Plakat für die Europawahl "Oma Courage" nennen zu lassen?

Die Frau mit der unzerstörbaren Beton-Frisur kennt man ja, als Schutzheilige der Ukraine und Eiserne Lady gegen die russischen Invasoren. Aber natürlich denkt angesichts des Wahlplakats jeder Feuilletonist an eines der erfolgreichsten Stücke von Bert Brecht, "Mutter Courage und ihre Kinder". Kaum hatte "Strazi" im März stolz ihr Plakat als liberale Spitzenkandidatin für Europa präsentiert, da schlug ihr das deutsche Polit-Feuilleton die alten Suhrkamp-Büchlein mit Brechts Theaterwerken um die Ohren. War die Courage, als Marketenderin im Dreißigjährigen Krieg, nicht eine Frau, die sich vom Unheil der anderen ernährte – des einen Not, des anderen Tod? Fleißig wurde der entlarvende Satz zitiert: "Ich lass mir von Euch den Krieg nicht madig machen". Das war ja mal eine gelungene PR-Aktion...

Rainer M. Gefeller Grafik: O|N

Liebe Frau Strack-Zimmermann, warum machen Sie sich überhaupt zur Oma? Als Gegenmodell gegen die Jungmänner-Garde in der FDP? Christian Lindner (45) kämpft verzweifelt um die Gunst der Jungen und Smarten in Deutschland, aber seit seinem T-Shirt-Auftritt zur Bundestagswahl 2017 ist der Drei-Tage-Bart grauer und löchriger geworden. Und die Partei schafft in manchen Umfragen die 5-Prozent-Hürde nicht mehr. Kann eine Frau, die sich selbst alt macht, die Liberalen retten?

Fragen, nichts als Fragen. Wie würde denn das Senioren-Bekenntnis in der Männerwelt klingen? Friedrich Merz (68) gegen Olaf Scholz (65), Opa Haudrauf gegen Opi Zeitenwende? Schnuckelig! Aber eher lassen sich ältere Herren auf jugendlich föhnen als sich freiwillig zu ihrem Alter zu bekennen – was sollen denn die jungen Wählerinnen und Wähler denken? Andererseits: Vielleicht gibt’s für derlei Bekenntnisse ja einen Greisen-Bonus...

"In Osthessen werden Jungspunde in Führungsämter gewählt"

Werden wir das Oma-Plakat in Fulda oder sonst wo im Land überhaupt zu sehen bekommen? Da können wir echt gespannt sein; jedenfalls wäre das ziemlich mutig. Denn in unserer schönen Provinz werden öfter mal Jungspunde in Führungsämter gewählt: Fuldas OB Heiko Wingenfeld hat bereits anderthalb Amtszeiten hinter sich und ist gerade mal 50 Jahre alt. Kollege Benjamin Tschesnok aus Hünfeld ist 40, Matthias Möller aus Schlüchtern 42.

Auch Hessens Regent in Wiesbaden wäre als Landes-Opa eine Fehlbesetzung: Boris Rhein hat gerade mal 52 Lebensjahre vorzuweisen. Zu jung also für noch höhere Aufgaben? Aber nicht doch: Bernhard Vogel, seit 64 Jahren CDU-Mitglied, gilt als Elder Statesman seiner Partei. Der 91-Jährige hat Rhein als Kanzlerkandidaten der Union ins Gespräch gebracht – zusammen mit Hendrik Wüst und Daniel Günther. Alle drei, sagt er, seien Friedrich Merz vorzuziehen, weil sie im Unterschied zum CDU-Chef bereits Wahlen gewonnen hätten.

"Gehen Sie wählen!"

Ach übrigens: Gehen Sie wählen, bitte. Vielen wird es schwerfallen, angesichts des vielfältigen Versagens der aktuellen Bundespolitik, sich für eine der demokratischen Parteien zu entscheiden. Aber die unappetitlichen, hassgetriebenen Volksverdreher aus der rechtsextremen Ecke haben erst Recht keine Stimme von uns verdient. Die Rechtsradikalen haben sich schon viel zu lange auf dem Misthaufen unserer Unzufriedenheit gemästet. Gebt ihnen nicht die Macht, ihre menschenverachtenden Ziele zu verwirklichen.

Für den Sonntagsspaziergang am 9. Juni planen Sie schon mal einen Zwischenstopp am Wahllokal ein. Nehmen Sie Ihre mindestens 16-jährigen Kinder oder Enkel mit, die dürfen schließlich auch zum ersten Mal wählen. Falls Sie an diesem Sonntag nicht können: Briefwahl-Unterlagen erhalten Sie im Bürgerbüro oder per Online-Antrag. (Rainer M. Gefeller) +++

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