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Hanf-Dampf in allen Gassen - Bemerkungen von Rainer M. Gefeller
04.04.24 - Willkommen im neuen Kiffer-Paradies. Haben Sie’s nicht auch längst gerochen? Kaum ist Ostern vorbei, da liegt über der ganzen Stadt dieser feine, würzige Geruch. Die Duftwolke zieht sich über die Bahnhofstraße, den Jerusalemplatz bis hinüber zum Schloßgarten; die Friedrichstraße rauf bis zum Buttermarkt. Ganz Fulda ein einziger holländischer Coffeeshop, Hanf dampft in allen Gassen. Ist doch jetzt auch erlaubt – also ran an den Stoff!
Bitte um Verzeihung, das war ein etwas reißerischer Einstieg. Vielleicht hat der Autor gestern ein Glas Wein zu viel getrunken, um sich in solchen Phantasie-Vorstellungen zu ergehen. Die Wahrheit ist doch: Eher geht die Hochstift-Brauerei unter, als dass sich Fulda in eine Rauschgift-Höhle verwandeln würde. Aber was passiert jetzt? Müssen wir uns Sorgen machen um Jugendschutz, überlastete Polizei und Justiz? Waren unsere Regierenden bekifft, als sie dieses Lauterbach-Gesetz beschlossen haben? Der Gesundheitsminister selbst, der ja nicht mal Salz in seinen Körper lässt, war angeblich seiner Sinne mächtig: Ein einziges Mal in seinem Leben, erzählt er in RTL, habe er sich einen "Probekonsum" gegönnt. "Ich werde von den neuen Freiheiten keinen Gebrauch machen."
Olaf Scholz, Kanzler einer Kiffer-Koalition
Wusste die Kabinetts-Runde also überhaupt, worüber sie da abgestimmt hat? Laut SPIEGEL wollten die Grünen erlauben, dass die Bundesbürger 30 statt 25 Gramm Cannabis am Körper tragen dürfen. Aber wieviel ist das überhaupt, fragt sich nicht nur der Polizist, der künftig mit der Briefwaage kontrollieren muss. Die Ministerinnen und Minister wussten nicht einmal, wie viel Gramm man benötigt, um einen Joint zu drehen. Haben die denn überhaupt schon mal gekifft? Olaf Scholz: "Nein, nie. Auch keinen einzelnen Zug." Darf man mit einem derartigen Bekenntnis überhaupt Kanzler einer Kiffer-Koalition sein?Jedenfalls ist Kiffen noch keine Minister-Pflicht. Dabei sah es vor 50 Jahren, Anfang der Siebziger, schon mal so aus, als könnte "Gras" so alltäglich werden wie die Allerwelts-Drogen Bier und Wein. 1976 sang Wolfgang Ambros seine Kiffer-Hymne:
Du schwoaza Afghane
Kumm spül ma wos vua
I bin so allane
A Gramm wa scho g′nua
Du grün's Marokkanderl
Kumm schleich di ins Hirn
Die Melodie des Ambros-Songs haben auch viele Fuldaer mitgesummt. Dem "Schwarzen Afghanen", dem "Grünen Marokkaner" oder dem "Roten Libanesen" sind damals manche begegnet. Die halbe Republik war, jedenfalls gefühlt, bekifft von dem Gedanken, sich in andere Bewusstseins-Ebenen zu begeben. "Hattu Haschisch inne Taschen, hattu immer was zu naschen", reimte eine offenkundig infantilisierte Gemeinde. Im leider untergegangenen "Lindeneck" wehte schon mal der neue fremdartige Geruch durch die Fuldaer Gaststube, und die bürgerlichen Gäste (darunter auch welche aus dem gehobenen Polizeidienst) schnüffelten begeistert: Was raucht ihr denn da? Einer der bekanntesten Dealer der Stadt war Redakteur der Fuldaer Volkszeitung. Zur Volksdroge ist Cannabis freilich nicht aufgestiegen (wenngleich heute rund vier Millionen Deutsche als Konsumenten gelten). Wird sich das jetzt ändern, mit all diesen Cannabis-Clubs und Lauterbachs Kiff-Regeln? Sind Kinder, suchtanfällige Menschen jetzt in größerer Gefahr als zuvor, als der Stoff illegal von Dealern angeboten wurde? Das kann niemand wissen, egal was Karl Lauterbach und Friedrich Merz prophezeien.