So schön ist Fulda und sein Umland: Blick auf die Ebersburg - Fotos: Michael Otto

REGION Echt jetzt! (35)

Out of Fulda - Bemerkungen von Rainer M. Gefeller

06.12.24 - Guten Tag, Herr und Frau 56 Prozent. Letzte Woche haben wir aus einer Forsa-Umfrage gelernt, dass viel zu viele Bundesbürger noch nie was von Fulda gehört haben – 56 Prozent! Es ist Advent, wir möchten all jenen, die von uns keinen blassen Schimmer haben, gern ein Lichtlein anzünden. Das ist nicht ganz einfach, schließlich kennen Sie uns gar nicht. Wer’s nicht kennt, nimmt ja auch kein Kukident. Genug gescherzt. Wir glauben fest an die Magie der schönen Botschaften.

Wegweiser

Blick zum Frauenberg

Bieberstein

Lesen Sie mal, damit Sie bloß nichts von Fulda verpassen. Unseren Lifestyle. Unsere einmalige Altstadt. Unsere Barock-Reichtümer. Unsere Parks. Unsere brummende Gastronomie. Die Strahlkraft unserer Geschichte, die Power unserer Event-Szene, den Zauber unseres Doms, die grandiosen Landschaften, die nur auf Abenteurer warten. Wer’s nicht erlebt, kann’s halt auch nicht glauben.

Blick zum Wachtküppel

Bonifatiusdenkmal

Dahliengarten

Dom zu Fulda

Dombühne

Ein Herz für Fulda

Noch sind Sie ja kein bisschen "Full-da". Wir haben Mitgefühl mit all jenen, denen unser Schulsystem jede Form von Heimatkunde ausgetrieben hat. Aber Sie verpassen echt was. Im März ist unsere Stadt offiziell zum "Tourismus-Ort" ernannt worden. Das Etikett verdient man sich, wenn man mindestens doppelt so viele Übernachtungen wie Einwohner hat. Die 740.000 Übernachtungen im vergangenen Jahr haben da ja wohl dicke gereicht. Wie sieht er eigentlich aus, der typische Fulda-Tourist? Fuldas OB Heiko Wingenfeld hat’s in der Stadtverordnetenversammlung mal aufgedröselt: Durchschnittlich 51 Jahre alt. Sie und er sind Genießer. Interessieren sich für Kunst, Kultur, Nachhaltigkeit und Umwelt. Haben eine Vorliebe für die Work-Life-Balance. Von derartigen Qualitäts-Touristen möchte Fulda gern noch mehr anlocken – sowohl aus dem "traditionellen Milieu" all derer, die die 50 überschritten haben, als auch aus der anspruchsvollen Generation Z (Jahrgänge 1995 bis 2010).

Fastnacht

Hallo, Ihr Noch-nicht-Touristen – aufgewacht! Wisst Ihr, wer im Unterschied zu Euch schon in Fulda war? Zum Beispiel Bonifatius. Hey, der Mann fand diese Stadt "cool". So einen bräuchten die Kirchen heute wieder; einen, der weiß, wie man den schlummernden Glauben in den Menschen weckt. Aber gut, den Heiligen Boni muss man vielleicht nicht kennen; ist ja auch schon lange tot (und übrigens in Fulda beerdigt). Wie wär’s mit Chris de Burgh? Einst hat er die "Lady in Red" angeschwärmt, heute sagt er, er sei "in Fulda verliebt". Der alte Ire hat Geschmack. Klingelt’s schon ein bisschen, Ihr Ahnungslosen? Los, wir machen Euch mal die Nas lang; gibt ja genügend Menschen, die Fulda die Ehre geben: Sting. Bryan Adams. Roland Kaiser. Johannes Oerding. Elton John. Eros Ramazzotti. Scorpions. O.W. Fischer. Amy McDonald. André Rieu. Sarah Connor. David Garrett. Zucchero. Peter Fox. Kool and the Gang. Papst Johannes Paul II. war im November 1980 da, der erste Papst-Besuch seit 960 Jahren. So katholisch war selbst Fulda wahrscheinlich nie wieder. Rudi Carrell war auch schon da. Pur. James Blunt. Nigel Kennedy. Max Greger. Konstantin Krömer. Gerhard Polt. Mick Hucknell. René Kollo. Konstantin Wecker. Helge Schneider. Hildegard Knef. Wincent Weiss. Juli. Vanessa Mai. Faber. Gipsy Kings. Rex Gildo. Doro Pesch. Und Bülent Ceylan, um mal aufzuhören mit dieser Promi-Angeberei. Ceylan ließ zwei äußerst hüftstarke Rhön-Männer in einer Art Elefanten-Tanz gegeneinander antreten. Der Komiker ist in Mannheim daheim - mit Verlaub: das ist erst recht keine Perle unter Deutschlands Kommunen. Vom Auftritt der fuldischen Dickis war Ceylan hin und weg: "Es gibt Städte", sagte er, "und es gibt Fulda!"

Na, werdet Ihr ein wenig nachdenklich? Ist halt blöd, wenn so viele Promis unseres Globus in diese magnetisierende Stadt rauschen, und man selbst hat nicht den geringsten Schimmer, was das überhaupt ist: Fulda. Ein Getränk? Eine Zahnpasta? Eine Klobürsten-Firma? Kommt doch einfach mal vorbei. Im Bahnhof halten nicht nur ICEs, man kann ihn auch mit dem Regio-Ticket ansteuern. Macht Eure Smartphones startklar, falls irgendein Promi sich für ein Selfie eignet. Sonst könnt Ihr Euch ja auch einfach überall dort ableuchten, wo Euer Lieblings-Star gesessen, gestanden oder gesungen hat.

Frauenberg

Es gab mal Zeiten, da hat Fulda sich nicht wirklich Mühe gegeben, von allen gemocht zu werden. Die Stadt hatte einen... Ruf: Provinziell, verstaubt, katholisch, konservativ mit nem Stock davor. Und dann noch Zonenrand, wo alle Straßen im Nirgendwo endeten und wo auch ansonsten nicht viel weiterging. Der Provinz-Geruch klebte an Fulda wie ein Kaugummi am Schuh. Weil ein Sixt-Manager von einer erfrischend hellsichtigen Lady in Fulda versetzt wurde, rächte sich der Autoverleiher noch Jahre später mit einer bundesweiten Plakat-Kampagne, in der Fulda zur "deprimierendsten Stadt Deutschlands" ernannt wurde. Ach, Freunde, ihr habt schon pfiffigere Reklame-Sprüche geklopft. Zum Beispiel 2013, als die FDP den Einzug in den Bundestag verpasste. Da zeigten die Auto-Vermieter ein Mercedes-Cabrio mit dem Slogan: "Mehr Sitze als die FDP."

Hutzelfeuer

Kreuzberg

Michaelskirche

Orangerie

"Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert." Den Satz hat der Kabarettist Werner Kroll erfunden. Als Fulda noch von jenen, die es überhaupt kannten, gerne gebrandmarkt wurde als letzter Rückzugsort des Rückschritts in Deutschland – Dyba! Dregger! Schwartemagen! – da machten die Einheimischen ihr eigenes Ding. Sollten die anderen doch ihre verschnupften Nasen rümpfen, wir gehen mal unseren Weg. Unter dem Radar der großstadt-besoffenen westdeutschen Society waren die Fuldaer sich selbst genug – und entwickelten eine Stadt, die schillernder ist als Braunschweig, selbstbewusster als Würzburg, lebensfroher als Hannover und erfolgreicher als Kassel. Seit Provinz kein Schimpfwort mehr ist, gilt Fulda plötzlich als reich und sexy. Das ist jedenfalls verlockender als die Definition des einstigen Berliner "Regierenden" Klaus Wowereit, der seine Haupstadt gern als "arm aber sexy" bezeichnete. Wer dennoch lieber draußen bleiben mag, dem können wir natürlich nicht helfen. Out of Fulda soll’s ja auch ganz schöne Gegenden geben – aber aus hiesiger Sicht ist man dann halt tatsächlich ein wenig "out".

Pfützenbild

Schloss Adolphseck

Schloss Fulda

Vor über 20 Jahren hat der Reifen-Konzern Goodyear für seine Fulda-Reifen mit dem Slogan geworben: "Schwarz. Stark. Breit." Das klang schmissig, aber auch nach katholischer Fahrkultur. Damals galten die "Gummiwerke" längst als Ideen-Schmiede für alles, was aus Gummi war. 1900 gegründet, 1901 bereits mit Gummiwaren aller Art auf dem Markt (bis hin zu Radiergummis und Dichtungsringen für Bierflaschen). Fahrrad- und Motorradreifen (anfangs noch aus Vollgummi), Lkw-Pneus bis hin zu Luxus-Autoreifen. 1950 schon die ersten "Matsch und Schnee"-Reifen für den Winter. Legendäre Reifen wie der "Fulda Diadem" (1960). 2015 ließen die Fuldaer für ihre ultrastarken neuen Sportreifen ein Auto entwickeln, dass den Rädern ein Maximum abverlangen konnte. Ein Autotester der "Welt" begeisterte sich für das "schwarze Monster", den nur einmal gefertigten Maybach Exelero (700 PS, zwölf Zylinder, über 350 km/h schnell).

Schlossturm

Wasserkuppe

Das Unikat, nach Vermutung des Autoren mindestens zehn Millionen Euro teuer, sollte "den Asphalt zum Kochen" bringen. Heute muss man schon die Erinnerungen bemühen, um sich derart für Fulda-Reifen zu begeistern: Im kommenden Jahr wird "die Gummi" in Fulda geschlossen, 1.000 Mitarbeiter sind ihre Jobs los. Künftig, teilt uns die Goodyear-Pressestelle mit, würden Fulda Reifen "in verschiedenen Werken" hergestellt, "und wir sind entschlossen, ihre Verfügbarkeit in Deutschland und anderen wichtigen Märkten aufrechtzuerhalten." Noch ein Versprechen: "Die Marke Fulda bleibt ein wertvoller Teil des Goodyear-Portfolios." Na bravo. Wir haben ja auch aus der Forsa-Umfrage gelernt, dass die Traditions-Reifen als ein Teil von Fulda wahrgenommen werden. Fulda, das ist halt echt ´ne Marke! Jedenfalls für 44 Prozent der Bundesbürger. Und ehrlich gesagt: Wenn die alle unserem Lockruf erliegen würden, bräuchten wir die restlichen 56 Prozent sowieso nicht. Sonst wäre es hier vielleicht doch ein bisschen zu voll in der Stadt...

Noch was Nostalgisches zum Anschauen: Fulda-Reifen in alten Werbespots. Von 1994: https://www.youtube.com/watch?v=3KmXiU_UCoM

Und Reifen-Werbung aus den 50er Jahren: https://www.youtube.com/watch?v=b3o5un61q6g (Rainer M. Gefeller) +++

Echt jetzt! - weitere Artikel







































↓↓ alle 38 Artikel anzeigen ↓↓


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön