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Timo Georg: "Endlich wird die Wichtigkeit des ländlichen Raums anerkannt"
31.07.18 - Schwalmtal ist eine kleine, aber feine Landgemeinde inmitten des Vogelsbergkreises. Für Bürgermeister Timo Georg ist die Verwaltung eine Herausforderung, die nicht nur Sonnenschein mit sich bringt. Doch genau das ist für ihn das Reizvolle. "Hier kann man etwas bewegen, deshalb bin ich gerne Bürgermeister von Schwalmtal."
Derzeit hat die Gemeinde einiges zu stemmen - angefangen bei den vielen Erneuerungen der Straßen und Ortsdurchfahren im Gemeindegebiet. Vadenrod und Storndorf sind bereits fertiggestellt, derzeit liegt der Fokus bei der Erneuerung in Brauerschwend und Hopfgarten. "Es geht hier nicht nur darum, die Oberfläche wieder schön zu machen, auch Kanal- und Wasserleitungen werden ausgetauscht." Wie stemmt das eine kleine Gemeinde wie Schwalmtal finanziell? "Das ist eine große Herausforderung", gibt Bürgermeister Georg zu. Siebenstellige Beiträge wurden in den letzten Jahren dafür investiert, "natürlich ist die Verschuldung auch dadurch angestiegen." Georg sieht es aber als eine Investition in die Zukunft, die für die nächsten 50 Jahre gesichert ist.
Genauso wie das neue Gesundheitszentrum: Zwei Hausärzte gab es bis vor kurzem in Schwalmtal, einer davon ging in den Ruhestand. Die Gemeinde musste sich nun Gedanken machen, ob sie in eine Modernisierung der Räumlichkeiten investiert, oder sich nach einer anderen Lösung umschaut. "Es war ein großes Thema bei uns. In den verschiedenen Gremien haben wir uns intensive Gedanken gemacht und kamen auf die Idee, das Bürgerhaus in ein Gesundheitszentrum umzubauen." Auch in der Bevölkerung kam der Vorschlag gut an. Im Februar dieses Jahres ging es mit dem Umbau los, am 6. Juli wurde es bereits eingeweiht. Der Hausarzt ist vor ein paar Wochen auf 150-Quadratmeter-Fläche eingezogen, weitere 100 stehen noch zur Verfügung. "Mehrere Ärzte können nun im selben Haus praktizieren. Wir bieten topmoderne Räume, die zukunftsgemäß sind."
Zukunftsgerecht soll es auch mit den beiden Kitas in der Gemeinde weitergehen. Derzeit ist Georg stark in die neuen Regelungen des Landes Hessen eingebunden. Integrationsmaßnahmen, Planungen, Abstimmungen, Betreuungszunahme, "all das sind Standort- und Kostenfaktoren, bei denen die Probleme längst noch nicht alle gelöst sind". In diesen Bereich nimmt Georg die Förderungen vom Land anerkennend zur Kenntnis, dennoch bleibt für ihn eine gewisse Diskrepanz. "Als kleine Kommune müssen wir Geld in Erneuerungen stecken, haben aber weniger Einwohner, dafür steigende Kosten. Das heißt also, weniger Leute müssen immer mehr investieren." Wie soll das auf die Dauer funktionieren? "Man kann nicht mit dem Argument kommen, die Steuern zu erhöhen, bei den niedrigeren Einkünften, die auf dem Land üblich sind." Dennoch denkt er, dass die Landesregierung mittlerweile verstanden habe, wie wichtig der ländliche Raum ist.
Deshalb möchte Georg alles versuchen, um junge Menschen in der Kommune zu halten, und neue dazu zu gewinnen. Denn große Ballungsräume wie beispielsweise das Rhein-Main-Gebiet haben für ihn nicht nur Vorteile. "Man muss es sich auch erstmal leisten können, dort zu leben." Auch die höhere Kriminalitätsrate sei ein negativer Aspekt des Großstadtlebens. Den Vogelsberg und seine Gemeinde sieht er allgemein gut aufgestellt. Auch was die digitale Infrastruktur angeht, ist der Kreis auf einem guten Weg, sodass der Vogelsberg samt Schwalmtal in Zukunft auch für Firmenansiedlungen sehr interessant werden könnte. (Luisa Diegel) +++