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Rainer-Hans Vollmöller: "Neue Prachtbauten wird es mit mir nicht geben"
06.08.18 - "Der Bürgermeister-Job in Lauterbach ist für Rainer-Hans Vollmöller eine Herzensangelegenheit. Seit über 400 Jahren ist seine Familie in der Kreisstadt ansässig - tiefe Wurzeln verbinden ihn. "Schon im Kindergarten wollte ich Bürgermeister werden", verrät er im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "Ich möchte für die, die nach uns kommen, etwas tun." - Vor allem Lauterbachs Infrastrukturen anpassen und weiterentwickeln.
Diese Weiterentwicklung sieht man derzeit in der Kommune überall. Angefangen bei der Komplettsanierung der 'Adolf-Spieß-Halle'. Bis Ende des Jahres soll die Turnhalle, die von Architekt Heinrich Möller im Jugenstil errichtet wurde, fertiggestellt sein. Ein Bundesprogramm hilft bei der Finanzierung: "156 Städte und Gemeinden profitieren davon, wir hatten Glück, denn auch Lauterbach wurde ausgewählt." Der Bund steuert etwa zwei Millionen Euro für die Sanierung bei. Für den Bürgermeister ist es wichtig, solche geschichtsträchtigen Bauten zu erhalten. Die Turnhalle wurde von Anfang an als größter Versammlungsraum in der Stadt genutzt. "Sie ist Kulturdenkmal aus sozialgeschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen", heißt es in der Chronik.
Die Stadt hat außerdem das Glück, vom Investitionsprogramm der Hessenkasse zu profitieren. 3,4 Millionen Euro können nun in zukünftige Projekte reingesteckt werden - wo genau, wird derzeit in der Stadtverordnetenversammlung geprüft. "Es gibt schon einige Vorschläge, die immer hinten anstehen mussten", erzählt Vollmöller. Die Stadt denkt beispielsweise nach, ob sie das Bahnhofsgelände von der Deutschen Bahn erwirbt und den Platz umgestaltet. Auch die Umgestaltung des Marktplatzes ist eine Idee. "Neue Prachtbauten wird es mit mir nicht geben. Mir geht es darum, bestehende Dinge zu erhalten." Deshalb fließt eventuell auch ein Teil des Geldes in die Sanierung der Kläranlage. Die Stadt hofft dabei noch auf einen großen Zuschuss in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Auch der Saunabereich im Freizeitzentrum soll in diesem Jahr neu gestaltet werden. "Im nächsten Jahr planen wir dann die Sanierung des Aufenthalsbereiches."
Vollmöller sieht Lauterbach auf einem sehr guten Weg. Nicht zuletzt durch den großen Um- und Neubau des Finanzamtes, der 100 Arbeitsplätze schaffen soll. "Ich sehe es als einen großen Meilenstein, eine einmalige Chance", freut sich der Rathauschef. So wird die Arbeit zu den Menschen gebracht. "Wir unterstützen damit bewusst eine Region abseits der großen Ballungszentren und wollen eben die Arbeit zu den Menschen und in die Heimat bringen. Das ist das Ziel einer Strukturreform der Finanzverwaltung, an der wir intensiv arbeiten. In Lauterbach kann man ganz anschaulich erleben, was das bedeutet“, sagte Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer bei einem Vorort-Termin im Juni. Derzeit steckt man mitten in den Beratungen zur Offenlage des Bebauungsplanes.
"Wir sind aus dem Tal der Tränen draußen", bringt es Vollmöller auf den Punkt. Denn nicht nur die Politik macht sich Gedanken darüber, wie Lauterbach weiter nach vorne gebracht werden kann, auch Privatpersonen und das bürgerliche Engagement machen die Kreisstadt zu dem, was sie heute ist. Das jüngste Projekt ist ebenfalls ein weiterer Schritt in die richtige Richtung: Gustav Stabernack plant ein Ärtzehaus, mehr Parkplätze in der Innenstadt und die Erweiterung eines Hotels. Bei so viel positiver Stimmung ist es ganz klar, dass auch die Stadt über Ausweisungen von Neubaugebieten nachdenkt. (Luisa Diegel) +++