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Sebastian Stang über Herzensangelegenheit: Ärztehaus mit Mietwohnungen
17.08.18 - Im Vogelsberg gibt es Handlungsbedarf - auch deshalb kandidierte Sebastian Stang vor über fünf Jahren als Bürgermeister für die Gemeinde Grebenhain. "Ich möchte in meiner Heimatgemeinde etwas bewegen." Da gehört es für ihn in erster Linie dazu, Infrastrukturen zu erhalten und neue herzustellen, um die Gemeinde attraktiv zu machen - um junge Leute zu halten und Weggezogene wieder zurückzugewinnen.
Wenn Stang auf seine fünf Bürgermeisterjahre zurückblickt, ist ein wenig Stolz dabei. Vieles hat er in den Jahren bereits bewegt. "Wir haben beispielsweise eine Multifunktionsfläche angelegt. Das Rathausumfeld wurde komplett barrierefrei gestaltet." Derzeit ist die Gemeinde dabei, den Friedhof neu zu gestalten. Wege waren holprig, sodass sie mit dem Rollstuhl oder Rollator kaum zu befahren waren. Der Hauptweg soll nun in nächster Zeit fertig gestaltet werden.
Eine Herzensangelegenheit für den Bürgermeister: "Die Bürger waren in der Planung mit einbezogen." Alle packten mit an, eine Hand half der anderen. Das ist nicht nur für das Gemeinschaftsgefühl wichtig, "wenn die Bürger mit anpacken, können wir die Gemeinde aktiv gestalten und somit müssen wir auch keine Steuern erhöhen".
Mit 15 Ortsteilen und 4.700 Einwohnern wird es Bürgermeister Stang nie langweilig. Bei zwei Kitas, Kläranlagen oder elf Tiefbrunnen müssen insgesamt 110 Gebäude der Gemeinde instand gehalten werden. "Das ist ein großes Rad, was die kleine Verwaltung zu drehen hat." Dennoch haben alle dasselbe Ziel: das Wohl der Gemeinde. Die Attraktivität soll sich in Zukunft steigern. Ein neugebautes Ärztehaus mit barrierefreien Wohnungen im Obergeschoss soll dem Bedarf gerecht werden. Die Bauarbeiten im Ortszentrum haben bereits begonnen - wenn alles klappt, könnten die drei Häuser mit Bäcker, einem Café und einer Bushaltestelle im Frühjahr 2019 fertiggestellt werden. Ein Kardiologie, ein Zahnarzt und ein Allgemeinmediziner sollen dann in das neue Gebäude einziehen.
Stang sieht Grebenhain als attraktiven Standort - auch für junge Leute. "Die Immobilien sind erschwinglich, einen Bauplatz bekommt man schon für 10.000 bis 15.000 Euro." Mit Rabattaktionen pro Kind rührt die Gemeinde nochmals die Werbetrommel. Gute Infrastrukturen und die Nähe zum Landkreis Fulda oder dem Main-Kinzig-Kreis kommen der Gemeinde zugute. "Darüber hinaus haben wir diverse Sport- und Freizeitanlagen, ein Freibad und vor allem ein vielgestaltiges Vereinsangebot anzubieten." Einen wunden Punkt sieht er dennoch: der derzeitige Stand des Breitbandausbaus. "Das ist die größte Misere. Der Vogelsberg ist das Schlusslicht vom Schlusslicht in ganz Deutschland", findet Stang deutliche Worte. Er sieht dadurch Arbeitsplätze gefährdet, es verhindert, dass sich neue Gewerbebetriebe auf dem Land ansiedeln. "Es bringt nichts, wenn man in Berlin über noch schnelleres Internet nachdenkt und bei uns gibt es viele Ecken, wo gar nichts geht. Es muss eindeutig mehr getan werden." Er sei es leid, dass sich alle hinter Fördergeldern verstecken würden und es einfach nicht vorangeht. "Es ist ein Armutszeugnis."
Das hält ihn dennoch nicht davon ab, die Gemeinde trotzdem weiter attraktiver zu gestalten. In Ilbeshausen wird beispielsweise der Kurpark erneuert: ein neues Becken, ein Wasserspielplatz oder eine Ziegenwiese soll es in Zukunft geben. Ein Alleinstellungsmerkmal erhofft Stang sich durch einen geplanten Heilwald der Vogelsbergklinik. Dieses soll neben dem Klinikgelände für Heil- und Therapiezwecke errichtet werden - dies wäre einmalig für Hessen. Auch die Vermarktung des Bergmähwiesen-Pfades läuft gut. Bürgermeister Stang schwärmt von der Route, bei der man auf der Herchenhainer Höhe einen tollen Ausblick hat. "Auch dadurch wollen wir den Tourismus zum Laufen bringen. Wir merken, dass es sehr stark angenommen wird." Laufen für den guten Zweck - denn jeder, der den Bergmähwiesenpfad läuft, erläuft 14 Euro für die Landwirtschaft im Vogelsberg. (Luisa Diegel) +++