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Landrat Görig: "Einen kompletten Krankenhaus-Neubau wird es wohl nicht geben"
21.01.22 - Es war eine Schocknachricht Ende Oktober 2021: Eigentlich war der Kreiskrankenhaus-Neubau in Alsfeld mit 65 Millionen Euro veranschlagt und entschiedene Sache. Aufgrund von explodierender Baupreise und einer Erhöhung des Platzbedarfs rechnet der Kreis jetzt allerdings mit Kosten in Höhe von 98 Millionen Euro.
Für Landrat Manfred Görig war schnell klar: "Damit erreichen wir eine Größenordnung, die für uns eigentlich nicht mehr zu stemmen ist." Unterstützung hatte er sich damals von der Landesregierung aus Wiesbaden im Rahmen einer größeren Finanzierung gewünscht - doch diese blieb aus. Im Interview mit OSTHESSEN|NEWS verriet Görig, wie es nun in Sachen Neubau weitergehen soll.
Wie blickt der Kreis in Sachen Krankenhaus in die Zukunft? Wie geht es in Sachen Neubau weiter?
Der Kreistag hat mit seinem Beschluss im Januar vergangenen Jahres den Schritt in die Zukunft aufgezeigt: Wir werden die gesundheitliche Versorgung unserer Bevölkerung in einem modernen Krankenhaus gewährleisten. Der Kostenrahmen ist festgelegt. Wir haben rund 65 Millionen Euro zur Verfügung. Für einen Landkreis ist das eine Größenordnung, die er sich gerade leisten kann.
Das heißt aber auch: Einen kompletten Neubau, wie ursprünglich angedacht, wird es wohl nicht geben. Aufgrund eines geänderten und damit höheren Platzbedarfs und der unglaublich stark angestiegenen Baukosten würde ein neues Krankenhaus 90 Millionen und mehr kosten. Diese Summe sprengt ganz eindeutig unseren Kostenrahmen. Daher schwebt mir eine Hybridlösung vor. Wir kombinieren einen Neubau mit einem Teil des bestehenden Gebäudes.
Gibt es bereits Abstimmungen mit dem Land Hessen bezüglich Gelder zur Finanzierung des Neubaus?
Es hat ein Gespräch gegeben, bei dem klar signalisiert wurde, dass es keine weitere Förderung geben wird. Wir bekommen den zugesagten Kredit von 13 Millionen Euro, durch den wir jetzt schon seit sechs Jahren eine geringere Pauschale erhalten haben. Ab 2022 erhalten wir eine jährliche Pauschalförderung von circa 1,2 Millionen. Mehr nicht.
Ich hätte mir gewünscht, dass das Land uns bei dem, was wir für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum leisten, besser unterstützt. Das Land zeigt sich knauserig – allerdings nur uns gegenüber. Der Uniklinik Gießen/Marburg, die privatisiert ist, wurden gerade in dieser Woche 500 Millionen Euro, verteilt über einen Zeitraum von zehn Jahren, zugesagt. Um es noch einmal ganz deutlich zu machen: In die Kassen der Rhön-Klinikum AG fließt eine halbe Milliarde Euro. Für die gesundheitliche Versorgung in der Fläche ist angeblich kein Geld da.
Wie soll dieser mit diesen errechneten Mehrkosten finanziert werden?
Wir müssen im Kostenrahmen von circa 65 Millionen Euro bleiben. Deshalb werden wir unser Raum- und Funktionsprogramm anpassen. (ld) +++