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Ukraine-Flüchtlingsstrom nimmt ab: 1.175 Menschen im Vogelsberg registriert
29.06.22 - Seit dem 24. Februar 2022 ist in der Ukraine nichts mehr, wie es einmal war. An diesem Tag begann Russland mit einem großangelegten Überfall auf die Ukraine. Der Krieg beherrscht den Alltag der Menschen. Tausende verlassen vier Monate später immer noch ihre Heimat, flüchten unter anderem nach Deutschland. Auch der Vogelsbergkreis nimmt weiterhin Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet auf. Über die aktuelle Situation in der Region haben wir mit Landrat Manfred Görig gesprochen.
"Die Menschen haben in der Ukraine und auf der Flucht Schlimmes erlebt. Wahrscheinlich können wir uns das noch nicht einmal vorstellen, selbst, wenn wir allabendlich die schrecklichen Bilder aus dem Kriegsgebiet in den Nachrichten sehen. Die Menschen müssen hier bei uns in Deutschland erst einmal zur Ruhe kommen", sagt er. Dafür brauchen sie eine eigene Wohnung, einen Rückzugsort.
Wöchentliche Zuweisung aus Erstaufnahmeeinrichtung
Deshalb hat der Vogelsbergkreis bereits sehr früh dazu aufgerufen, freie Wohnungen zu melden, um Geflüchtete unterzubringen. "Die Resonanz war überwältigend. Unter Federführung unseres Sachgebietes Flüchtlingswesen konnten wir bislang 139 Wohnungen im gesamten Kreisgebiet anmieten. 325 Menschen konnten dort bereits einziehen."
Mit der Zeit hat der Flüchtlingsstrom im Vogelsbergkreis abgenommen. 80 Personen wurden bei der ersten Zuweisung auf Städte und Kommunen verteilt, danach 50. "Am gestrigen Dienstag wurden uns gerade einmal elf Personen aus der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen zugewiesen, eine Woche zuvor waren es 21", berichtet Landrat Görig. Hinzu kommen jedoch die Flüchtlinge, die direkt in den Vogelsbergkreis gereist und zunächst in Privatquartieren untergebracht waren. "Im Juni waren dies bislang 22 Personen."
Notunterkünfte in allen Städten und Kommunen
Doch wie wird entschieden, wohin die Flüchtlinge verteilt und untergebracht werden? "Die Flüchtlinge, die uns von der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung zugewiesen werden, werden zunächst in Notunterkünften untergebracht, die die Städte und Gemeinden eingerichtet haben", erklärt Görig. "An dieser Stelle möchte ich mich einmal mehr ausdrücklich bei den Kommunen und bei den vielen freiwilligen Helfern vor Ort bedanken. Sie haben innerhalb kürzester Zeit Räume für die Flüchtlinge hergerichtet und sich ganz vorbildlich um die Betreuung der Menschen gekümmert."
Ein Verteilerschlüssel, der sich an der Größe der Gemeinde orientiert, regele die Belegung der Notunterkünfte. Von dort aus werden die Flüchtlinge dann in Wohnungen vermittelt. In allen 19 Städten und Kommunen im Vogelsbergkreis wurden Notunterkünfte errichtet und Flüchtlinge untergebracht. Aktuell sind 1.175 Menschen aus der Ukraine bei der Ausländerbehörde registriert. "Ein Teil von ihnen dürfte den Vogelsbergkreis allerdings schon wieder verlassen haben, denn einen Antrag auf Sozialleistungen haben nur 864 Personen gestellt. Einige wollen vielleicht auch keine Sozialleistungen in Anspruch nehmen."
Schwerpunkt Wohnungssuche
Derzeit hat der Kreis weitere Kapazitäten, um neue Flüchtlinge aufzunehmen - 200 Betten sind frei. Die Wohnungssuche bildet einen Schwerpunkt der Arbeit des Kreises, "um zu vermeiden, dass die Flüchtlinge über einen längeren Zeitraum hinweg in Notunterkünften leben müssen". Deshalb werden weiterhin neue Wohnungen begutachtet, um zu sehen, ob sie für die Zwecke infrage kommen.
Parallel dazu bereitet der Kreis die Integration in den Arbeitsmarkt vor. Dazu organisiert das Jobcenter Informationsveranstaltungen, "anschließend werden die Menschen aus der Ukraine noch einmal von ihren persönlichen Beratern unserer KVA eingeladen, um ganz konkret die ersten Schritte am Arbeitsmarkt vorzubereiten und Sprachkurse zu buchen".
Seit dem 1. Juni erhalten die Flüchtlinge Leistungen nach dem SGB II – also Hartz IV - und können sich damit selbst versorgen. (Luisa Diegel) +++