Über dieses Krankheitsbild kann man dicke Bücher schreiben. Ich möchte in vereinfachter und für den Laien verständlicher Form aufklären, damit der Patient schneller zur Diagnose und entsprechender Behandlung kommt. Gelenkschmerzen an der Wirbelsäule gehören in unserer Praxis zu den häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen, insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Wirbel sind über jeweils zwei seitliche Gelenke, die sogenannten Zwischenwirbelgelenke, miteinander verbunden.

An der Wirbelsäule gibt es insgesamt 48 kleine Wirbelgelenke. Die chronisch degenerative Erkrankung der Wirbelgelenke (Facettengelenke) nennt man in der Fachsprache „Spondylarthrose“. Sie tritt am häufgsten im Bereich der Lendenwirbelsäule auf.

Diese Arthrose ist meistens Folge von Verschleiß der Bandscheibe. Die Wirbelgelenkarthrose kann auch nicht selten ohne krankhafte Veränderung an der Bandscheibe auftreten. Weitere Ursache kann die Instabilität der Wirbelsäule, z.B. infolge von sog. Wirbelgleiten sein. In letzter Zeit werden häufig und voreilig Versteifungsoperationen wegen Gelenkschmerzen empfohlen und durchgeführt. Dies hat dazu geführt, dass die Zahl der Versteifungsoperationen an der Lendenwirbelsäule massiv angestiegen ist, insbesondere in unserer Region.

Krankheitsbild und Beschwerden:

Die Schmerzen sind vielfältig und können sowohl lokal bleiben, aber auch in alle Richtungen ausstrahlen: z. B. in Hüfte, Gesäß, Leiste Oberschenkel, Unterleib oder Genitalbereich. Aufgrund der Schmerzausstrahlungen werden leider nicht selten Fehldiagnosen gestellt. Die Schmerzen sind bewegungs- und belastungsabhängig und treten meist nach Überbelastung der Wirbelgelenke auf, z. B. nach Umzug, Gartenarbeiten, langen Operationen oder bei ungünstiger Patientenlagerung während der Operation etc.

Diagnostik:

Die Diagnose ist für den erfahrenen Arzt sehr einfach zu stellen: Erfragen der Beschwerden, körperliche Untersuchung und Röntgen-Aufnahmen der Wirbelsäule, sowie bildgebende Untersuchungen (CT oder MRT) führen schnell zur Diagnosestellung.

Behandlungen:

Die beste Behandlung der Arthrose, der kleinen Wirbelgelenke, ist die Vorbeugung. Einer Spondylarthrose kann wie jeder anderen Arthroseform durch regelmäßige Bewegung und Ausgleichsportarten (gelenkschonende Sportarten) wie Laufen oder Schwimmen vorgebeugt werden, wobei hier eine Überlastung der Wirbelsäule vermieden werden sollte.

Übergewicht stellt einen weiteren Risikofaktor für Spondylarthrose dar, weshalb das Vorliegen der Adipositas entsprechend im Rahmen einer Therapie (Bewegung, Ernährungsumstellung) behandelt werden sollte. Bei akuten starken Gelenkschmerzen der Wirbelsäule ist die beste Behandlung die lokale Infiltration an den betroffenen Gelenken, am besten unter CT-Kontolle (sog. CT-gesteuerte Gelenkbehandlung).

Weitere Therapiemöglichkeiten erfahren Sie über Schmerztherapeuten, konservativ tätige Orthopäden, Radiologen etc. Der direkte Weg zum Chirurgen verbirgt die Gefahr der voreiligen Indikation zur Versteifungsoperation.

Vor jeder planbaren Operation, insbesondere vor Versteifungsoperationen empfehle ich dringend, sich weitere fachärztliche Meinungen einzuholen und sich den Schritt reichlich zu überlegen, ohne Zeitdruck. Sehr viele Patienten suchenimmer häufiger, wegen Rü- ckenschmerzen, den direkten Weg zum Neurochirurgen. Daran ist der Patient nicht schuld. Die Ursachen hierfür müssen analysiert werden. Ich werde demnächst meine Analyse dazu liefern.

Dr. Samir Al-Hami, V.i.S.d.P.

    DAS ZWISCHENWIRBELGELENK

Häufig unbekannt, missverstanden und falsch behandelt