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Julia Roth von "Alsfeld erfüllt Herzenswünsche" - Fotos: goa

ALSFELD Berufe, Berufungen, Menschen (13)

Julia Roth: Freude durch die Freude, die man anderen schenkt

22.05.23 - Mit einer Spendensammlung bei einer Notsituation im Bekanntenkreis begann für Julia Roth vor einigen Jahren eine Entwicklung, die sie sich damals sicher so nicht in den kühnsten Träumen vorgestellt hätte. Sie ist Mitbegründerin und Vorsitzende des Vereins "Alsfeld erfüllt Herzenswünsche". Hier erzählt sie über ihre Motivation, den im wahrsten Sinne des Wortes gemeinnützigen Verein ins Leben zu rufen, und zieht nach fünf Jahren des Bestehens eine sehr beeindruckende Bilanz.

Julia Roth ist 37 Jahre alt und Mutter zweier Kinder, beruflich ist sie Sachbearbeiterin bei einem Versicherungsmakler. Sie erklärt, wie es zur Vereinsgründung kam: "Eine Freundin hatte eine Tochter mit einem inoperablen Hirntumor. Die Kleine hatte den Wunsch, nochmal ins Phantasialand fahren zu können. Innerhalb von kurzer Zeit habe ich einen Flohmarkt mit Kaffee, Kuchen und einem musikalischen Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Alles wurde gespendet und wir konnten den Wunsch erfüllen. Das Feedback war überwältigend, es gab ganz viele Stimmen, die meinten "Macht doch weiter, es gibt doch bestimmt ganz vieler solcher Bedarfe!".

So zum Beispiel der 17-jährige Julian. Er brauchte er einen speziell angefertigten Autositz, den die Krankenkasse nicht mehr zahlte. Auch diese Herausforderung haben wir gemeistert. Christopher Weitzel und ich haben uns dann mit weiteren Unterstützern entschlossen, den Verein "Alsfeld erfüllt Herzenswünsche" zu gründen, für den Bürgermeister Stephan Paule die Schirmherrschaft übernommen hat. Anfang 2018 war dann die erfolgreiche Gründungsversammlung, inzwischen haben wir rund 200 Mitglieder. Ich wurde zur Vorsitzenden gewählt, Christopher zum 2. Vorsitzenden.

Nach der Vereinsgründung ein eigener Laden

2019 begann der Weg zu einem eigenen Ladengeschäft des Vereins. Es waren uns Sachspenden zugegangen, die wir eigentlich nicht annehmen. Deren Verkaufserlös sollte dann in den Verein fließen. Eine zunächst kurzfristige Lösung in einem leerstehenden Geschäft wurde zu einem Erfolg und ließ die Idee entstehen, dieses Modell in einer barrierefreien Örtlichkeit zu verstetigen, weil ganz vielen Menschen bereit waren, uns ihre nicht mehr benötigten Bekleidungsgegenstände und andere Dinge kostenlos zum Verkauf zu überlassen. Auch dies gelang. Aus Kunden wurden Spendern und führte durch den riesigen Erfolg zur Suche nach einem größeren Laden. Und wie man sieht – es ist gelungen. Hier in der Mainzer Gasse 25 haben wir tatsächlich den nötigen Raum für ein großes Sortiment an Bekleidung, Schuhen, Spielwaren, auch mal ein Fahrrad. Es sieht auch gar nicht aus wie ein Second-Hand-Laden, sondern eher wie ein Store, wo jeder was Erschwingliches finden kann. Und bei dringendem Bedarf können wir auch Dinge kostenlos abgeben. Ganz wichtig war uns auch, dass wir nicht mehr "Klinkenputzen" gehen müssen, um Gelder einzuwerben. Viele Menschen, gerade wir Frauen, haben unzählige Klamotten und sind gerne bereit, uns damit zu helfen – noch viel eher, als Geld zu spenden."

Das Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS findet natürlich auch in dem beeindruckenden Laden statt. "Hier ist nebenbei noch viel mehr entstanden: es ist auch ein Kommunikationszentrum für externe und interne Gespräche. Die ehrenamtlich Tätigen und der Vorstand tauschen sich hier untereinander, aber auch mit Kunden gerne aus", erklärt eine zu Recht stolze Vorsitzende.

An Sortiment wird vorgehalten: Textilien (außer Unterwäsche) für Damen, Herren, Kinder und Babys. Daneben Schuhe, auch mal Kinderhochstühle oder ein Hochbett, ein Fahrrad oder Laufrad, und natürlich auch Spielsachen. Nicht angeboten werden Elektrogegenstände und Geschirr.

Qualifizierung

"Wir haben vom Verein zu sechst eine Pflegeakademie-Ausbildung als Sterbebegleiter wahrgenommen. So wollten wir in der Lage sein, letzte Wünsche zu erfüllen als auch nach dem erfolgten Aufbau einer Vertrauensbeziehung gemeinsam mit dem Hospizverein auch den letzten Weg bis zum Schluss mitzugehen."

Julia Roth ist anzumerken, dass sie mit dem Herzen voll bei der Sache ist, aber man muss sich im Klaren darüber sein, dass die Tätigkeit auch belastend ist. "Ja, die Arbeit ist schon manchmal emotional anstrengend. Aber ich habe das Gefühl, dass man mir durch die Freude und das Glücklichsein der Menschen mehr gibt, als ich letztendlich selbst gebe. Die Freude und Emotionen aller Beteiligen zu erleben, wenn man solche Situationen arrangieren konnte, das ist kaum zu beschreiben. Eine Dame wollte nochmal ins Erzgebirge fahren, um ihre goldene Konfirmation mitfeiern zu können. Zwei von uns haben sich die Zeit genommen und sind mit ihr in einem Wohnmobil hingefahren. Sie haben sich komplett um sie gekümmert und sie gut wieder nach Hause zurückgebracht.

Auch die Vereinsmitglieder sind nicht nur einfach Mitglieder, sondern wir sind wirklich wie eine große Familie. Da stehen alle füreinander ein, Christopher und ich sind nicht herausgehoben, es gibt keinerlei hierarchisches Denken. Da wir alle das selbe Ziel verfolgen, herrscht ein Höchstmaß an Einigkeit!

Durch unsere Erlebnisse wird das Miteinander im Verein wie ein Knoten, der nur noch schwer zu lösen ist. Wir bekommen soviel dadurch Vertrauen geschenkt, Menschen aus schwierigen Situationen heraushelfen zu dürfen. So fühlt sich diese Tätigkeit für mich ganz klar nicht nur wie ein normales Hobby, sondern wie eine Berufung an. Die Freude darüber, wenn andere sich freuen, ist für mich die größte Freude, die ganz sicher noch größer ist, als die Freude desjenigen, dem konkret geholfen wird."

Man kann Julia und ihrem Team nur von Herzen danken und weiterhin viel Unterstützung wünschen. Details zu Spendenmöglichkeiten und zu Aktivitäten des Vereins finden sich auf der Homepage. Immer gerne gesehen sind auch Freiwillige, die Interesse haben, als Unterstützer oder im Ladenverkauf mitzuwirken.

Beim Engagement von Julia Roth und den Alsfelder Herzenswunscherfüllern kann man wohl von einer Berufung sprechen, oder? (goa) +++

Hintergrund:

Den geschäftsführenden Vorstand bilden: 1. Vorsitzende Julia Roth, 2. Vorsitzender Christopher Weitzel, Rechnerin Andrea Merle, Schriftführerin Alexandra Becker. Ladenanschrift: Mainzer Gasse 25. Öffnungszeiten Mo – Fr 10 – 18 Uhr, Mi. geschlossen, jeden 1. und 3. Samstag 10. – 14 Uhr.

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