Annelie Bloß: eine von nur drei Forstamts-Leiterinnen in Hessen - Fotos: goa

ROMROD Berufe, Berufungen, Menschen (52)

Försterin Annelie Bloß: "Menschen, Wälder, Emotionen"

04.03.24 - Tierärztin. Feuerwehrfrau. Polizistin. Krankenschwester. Astronautin? Das wollte sie NICHT werden. Stattdessen malte sie schon im Kindergarten Bilder, auf denen sie mit einem Dackel an der Leine durch den Wald geht: als Försterin. Und Annelie Bloß setzte noch einen darauf und ist heute als Forstoberrätin im Forstamt Romrod eine von nur drei Forstamtsleiterinnen Hessens. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS erzählt sie, was den großartigen Reiz, aber auch die fast schon dramatische Herausforderung ihres Jobs ausmacht.

Die Leitungsfunktion bindet viel Arbeitszeit am Schreibtisch und PC.

Engagiert sich für Mensch und Natur: die aus Bebra stammende Annelie Bloß. ...

Bei der Verabschiedung ihres Vorgängers: Stefan Nowak, HessenForst-Abteilungsleiter ...Foto: Hessen Forst

Die aus Bebra stammende Annelie Bloß ist mit 32 Jahren eine noch sehr junge Forstbeamtin des höheren Dienstes. Mit ihrem Lebensgefährten, einem Revierförster, und der Dackelhündin Ann wohnt sie seit zwei Jahren in Mücke-Bernsfeld – das Kindergartenbild war der Fahrplan fürs Leben.

Wie es zum Berufswunsch genau kam, kann sie gar nicht mehr definieren: die Jagd als Hobby des Vaters mag dazu beigetragen haben, oder der wöchentliche Kindergarten-Waldtag mit dem Förster - oder doch die Serie "Forsthaus Falkenau", fragt sie sich selbst. Kein Zurück mehr gab es bereits in der 9. Klasse, nachdem sie ein "tolles Praktikum" bei einer der ersten Försterinnen Hessens, Iris Beisheim, im Seulingswald, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, genossen hatte.

Nach dem Abitur folgte das Studium der Forstwissenschaften in Göttingen plus Masterabschluss, und Ende 2022 wurde sie im Forstamt Romrod nach einem gemeinsamen halben Jahr Einarbeitung Nachfolgerin von Hans-Jürgen Rupp – "ein großes Glück", sagt sie heute. Romrod hatte es ihr schon im Referendariat bei verschiedenen Lehrgängen angetan. Damit ist Annelie Bloß eine von bisher nur drei weiblichen Forstamtsleitungen hessenweit. "Der Forst ist nach wie vor Männer-dominiert", erläutert sie, nicht ohne ein Lächeln im Gesicht: "Das dreht sich aber gerade, vor allem bei den Revierleitungen. Bei den Studienabgängern ist die Geschlechterverteilung inzwischen in etwa gleichmäßig männlich / weiblich."

Arbeitsschwerpunkt "Mensch": eine Herausforderung

Bei den Inhalten und Zielen ihrer Arbeit rückt sie zunächst die Mitarbeiter in den Blickpunkt: "Der Landesbetrieb HessenForst und damit auch wir als Forstamt Romrod stehen in den nächsten Jahren vor einer Fülle von Veränderungen: es wird viele Ruhestandsversetzungen, vom Geschäftszimmer bis zu den Revierleitungen sowie den Forstwirten und -meistern, das alles gepaart mit einem enormen technischen Wandel." Bloß spricht als Teamleader: "Bei diesen Umbrüchen keinen zu verlieren, sondern neue Mitarbeiter zu integrieren und mit diesem Team den Wald neu zu gestalten – das ist meine Herausforderung und mein Ziel!" Neben der knapp 50-köpfigen Belegschaft wird der Faktor Mensch auch durch die vielen Waldbesucher, Jagd- und Forstpartien mit immer mal interessenbedingten Reibungen emotional verkörpert.

Arbeitsschwerpunkt "Wald": beinahe dramatisch

Mit der Vokabel "Waldgestaltung" sind wir beim nächsten zentralen Punkt ihrer Arbeit. Ein wenig leidet darunter die freundliche, wohltuende Atmosphäre in ihrem Büro, als sie zwar sachlich-unaufgeregt, aber inhaltlich eben doch eine fast schon dramatische Feststellung trifft: "Wer mit offenen Augen im heimischen Wald spazieren geht, sieht, dass wir praktisch keinen Baum haben, der kein Problem hat: Trockenheit, Insekten, Pilze." Sie verweist auf das Alleinstellungsmerkmal des spezifischen Standorts, den verbreiteten Basalt-Verwitterungsböden vulkanischen Ursprungs.

Fotos (6): privat

"Das ist Fluch und Segen zugleich: Wir haben viele eutrophe, also "gut ernährte" Standorte. Auf dem Boden wächst es sich sehr gut, was schön ist für die jungen Bäume, aber auch für das Gras, und das nimmt das wenige Wasser hier im "Regenschatten" des Vogelsbergs auf und zieht auch noch die pflanzenfressende Maus an", beschreibt Bloß das Dilemma. "Daher gilt es, einen Mischwald zu etablieren, um einzelne Arten-Ausfälle kompensieren zu können, und daneben gilt der Grundsatz des nachhaltigen Wirtschaftens: nur so viel ernten, wie auch nachwächst." Am Herzen liegen ihr auch die Brennholzkunden: "60 – 70 Prozent des anfallenden Industrieholzes mit Brennholzqualität geht an die privaten Brennholzkunden des Vogelsbergkreises, also in den örtlichen Verkauf. Das ist über das Internet-Brennholzportal auch sehr kundenfreundlich geworden. Die Preise sinken erfreulicherweise wieder."

Mit dem Ritt durch ihre Arbeitsbereiche kommt Annelie Bloß von selbst zu einer Headline, die sich ihr förmlich aufdrängte: "Menschen, Wälder, Emotionen". "Natürlich" findet sich die Vorliebe für die Natur auch bei der Freizeitgestaltung wieder: "Ich bin sehr gerne in der Natur, wir Wandern viel 'zu dritt'. Die Jagd kommt leider viel zu kurz", bedauert sie. Gerne wird auch gekocht. Was gibt es, wenn Gäste eingeladen werden? "Eine leckere Hirschroulade mit Rotkraut und Spätzle!"

Zahlen und Fakten zum Forstamt Romrod: Gesamte Forstamtfläche 18.000 Hektar, davon 16.000 Hektat Staatswald Land Hessen, 380 Hektar Privatwald mit vielen Klein-Waldbesitzern, 1.600 Hektar Kommunalwald. Räumliche Ausdehnung von Homberg/Ohm bis Lauterbach - NICHT der hohe Vogelsberg (gehört zum Forstamt Schotten). (goa)+++

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