18.12.23 - Kann ein Radiomoderator ein Kind gebären? Ja, einer der ganz Großen hat es bewiesen! Die Biografie des "Frankfurter Buben" Robert Treutel besticht nicht nur durch jahrzehntelangen Erfolg am Mikrofon von Radio FFH und auf der Bühne, sondern auch durch eben diesen "Mutter-Status" und seinen "doppelten Migrationshintergrund". Zugegeben, es ist nur eine Metapher, aber sie hat Gehalt: vor dreißig Jahren gebar Treutel die Figur des gefeierten, stellenweise auch gefürchteten "Bodo Bach". Beide haben in ihrer Identität erhebliche Vogelsberger Anteile. Anlässlich ihrer Jubiläums-Live-Bühnen-Tour hat OSTHESSEN|NEWS mit ihnen gebabbelt.
Bodo Bach Foto: Robert Maschke
Ein "nicht mehr ganz so taufrischer, aber immer noch munterer 66jähriger gebürtiger Frankfurter Bub" namens Robert Treutel geht im Gespräch mit O|N auf "Spurensuche". Klarer Eindruck: auf diese Suche, die ihm in der Kontaktmail angekündigt worden war und die sich auf seine Vogelsberger Vergangenheit bezieht, hat er sich gefreut. Es war eine sehr prägende Zeit im Ulrichsteiner Ortsteil Ober-Seibertenrod: der erste Alkohol, erwachendes Interesse am anderen Geschlecht, stundenlanges Traktorfahren beim Heuwenden – eine Pubertät wie auf einem Abenteuerspielplatz. Wie kam es dazu?
Erinnerungen an Ober-Seibertenrod
Bauernhaus-Renovierung im Vogelsberg plus Engelröder Hazienda statt Mittelmeer-Urlaub
Treutels Vater war Kameramann beim HR, die Familie wohnte in Frankfurt. Anfang der 70er Jahre entstand die Idee, ein Wochenendhaus im Radius von einer Stunde Fahrtzeit zu erwerben. "Mein Vater war handwerklich sehr begabt, daher durfte es mit einer Renovierung verbunden sein", beschreibt Robert Treutel die Anfänge. 1972 wurde nach vielen Sondierungsfahrten ein baufälliges Anwesen in Ober-Seibertenrod gefunden und erworben, um es in den folgenden Jahren intensiver familiärer Arbeit wieder zu einem schmucken Wohnhaus zu verwandeln. Klein-Robert war im Alter von 13 wie seine beiden jüngeren Brüder Martin und Peter natürlich tatkräftig mit dabei, praktisch die ganzen Ferien und alle Wochenenden wurden dort verbracht. "Das waren sehr schöne Zeiten – aber ganz ehrlich, auf die Schulfreunde war ich schon auch ein bisschen neidisch, wenn sie vom Urlaub am Mittelmeer erzählten!" Treutel weiß natürlich den prägnantesten Unterschied zu schätzen: während die Mitschüler an ihren Ferienorten nur zu Gast waren, tauchte er mit seiner Familie tief ein in das Leben im kleinen Vogelsbergdorf. Von Feuerwehr bis "Gefriergemeinschaft": Treutels waren mittendrin, statt nur dabei. "Wir waren im Dorf beliebt und fanden viele Freunde, mit etlichen sind meine Brüder und ich heute noch verbunden. Ich habe dort viel gelernt über den dörflichen Zusammenhalt im Vergleich zur großstädtischen Anonymität." Der pubertierende Robert fand in der nahegelegenen Engelröder Disco Hazienda einen "Point of Interest", wie es ein Navigationsgerät heute nennen würde. "Beim Charly sind wir ein- und ausgegangen. Der erste Alkohol, zum ersten mal besoffen – das alles wird man nie vergessen", lacht Treutel im Rückblick. Trotz der ersten "Erfolge" (und Misserfolge?) fand Treutel die große Liebe im Rheinland. "Ich habe eine echte Kölnerin geheiratet und lebe nun auch bereits seit 40 Jahren dort. Zur Hochzeit reiste eine Delegation der Feuerwehr aus Ober-Seibertenrod an, um mit uns zu feiern. Eine tolle Überraschung!"
Der damalige Ober-Seibertenröder Wehrführer und Vereinsvorsitzende Erwin Momberger. ...
Der damalige Zeugwart Horst Stier.
Noch heute eine emotionale Verbindung
Man merkt Treutel an, dass diese oberhessischen DNA-Bestandteile nicht nur Vergangenheitsbezüge sind, sondern elementar bis in die Gegenwart reichen: "Meine Mutter ist inzwischen 86 Jahre alt, sie ist noch ganz gut beieinander und wohnt tatsächlich heute noch dort in unserem ehemaligen Bauernhaus. Daher bin ich nach wie vor immer mal wieder dort zu Besuch. Kürzlich hat mein jüngster Bruder Peter einen Fotoabend im DGH veranstaltet, wir hatten bei den vielen alten Bildern mit unseren alten Spezis, mit denen wir ja viele Kirmese gefeiert haben, einen Riesenspaß."
Treutel: Radio, Bodo Bach, seit über 20 Jahren Bühne
Beruflich fand Robert Treutel nach dem Abi in Frankfurt über den Umweg eines abgebrochenen Jura-Studiums zum WDR. Aus einem Vierwochen-Job wurden seither mehr als 40 Jahre Köln, zunächst hinter den Kulissen, dann ab 1982 am WDR-Radiomikrofon. Der Erschaffer von Radio FFH, Hans-Dieter Hillmoth, gewann ihn Ende der 80er zusätzlich auch für den neuen hessischen Privatsender. 1993/94 probierte Treutel dann bei FFH das aus, was ein Moderatoren-Coach bei einer Fortbildung als erfolgreiche Entertainment-Facette in den USA angepriesen hatte: das Veräppeln ahnungsloser Telefon-Gesprächspartner. Bodo Bachs Geburtsstunde hob Treutel auf ein anderes Level, Bodo Bach wurde zum zentralen Element bei den Bühnenshows des "Duos Treutel / Bach".
Treutel über Bodo Bach: "Das ist ein netter, sympathischer, etwas einfacher Mensch mit Frankfurter Dialekt, den ich vor 30 Jahren kennengelernt hab – wir schlafen längst im selben Bett. Manchmal stellt er sich etwas dümmer als er ist. Ich hab‘ dem Mann viel zu verdanken, der hat für gute Stimmung gesorgt und mich seit damals gut ernährt mit seinem Blödsinn. Manchmal hat er sich unbeliebt gemacht, weil er auch mal Leute am Telefon geärgert hat – aber unterm Strich hat er auch da nur Freunde gefunden, richtig böse ist da eigentlich keiner zurückgeblieben."
Bodo Bach zeigt sich dankbar gegenüber seinen "Eltern", Mutter und Ziehvater Robert Treutel: "Der ist gar nicht immer so lustig, wie alle denken, er hat auch seine ernsten Momente. In die Vorstellungen geht er akribisch gut vorbereitet, denkt sich alle Inhalte aus und legt sie mir in den Mund. Robert ist ein sympathischer Mensch. Ich habe ihm meine Berühmtheit zu verdanken, weltweit in ganz Deutschland, wie ich zu sagen pflege. Wir brauchen einander!"
Foto: Robert Maschke
Foto: Robert Maschke
Kölner, Rheinländer, Hesse, Frankfurter, Vogelsberger?
"Ich bin Hesse mit rheinischer Färbung und verstehe mich als Botschafter der Hessen!", kann sich Treutel schnell definieren und hat auch einen eindeutigen Gradmesser parat: "Wenn der 1. FC Köln gegen die Eintracht spielt, schlägt das Herz für Frankfurt!" Die O|N – Bitte, den hessischen Wesensanteil nochmal zu differenzieren, erbringt eine Überraschung: "Bei mir sind 40 % Vogelsberg-geprägt, denn hier wurde ich ja vom Bub zum Mann!"
Das Duo Treutel / Bach feiert seine erfolgreichen Bühnen-Jahrzehnte derzeit mit einer Live-Tour unter dem Motto "Das Guteste aus 20 Jahren". Am 19. Januar werden sie sicher auch von ihrer Vogelsberger Prägung berichten, wenn sie in der Stadthalle Alsfeld so etwas wie ein kleines Heimspiel haben. Einige Ober-Seibertenröder werden dann garantiert im Publikum sitzen – vielleicht auch wieder eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr?! (goa) +++
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