Soldat Michael Kamolz: statt Schießen und Kämpfen nun Kümmern und Beraten - Fotos: goa/privat

REGION Berufe. Berufungen. Menschen" (59)

Soldat Michael Kamolz: statt Schießen und Kämpfen nun Kümmern und Beraten

07.10.24 - Am Hindukusch hat er wiederholt die deutsche Sicherheit verteidigt, um es mit den Worten des damaligen Verteidigungsministers zu sagen. Oberstabsfeldwebel Michael Kamolz hat in seinen 35 Dienstjahren als Bundeswehr-Soldat weiß Gott viel gesehen und erlebt: er leitet das fünfköpfige Familienbetreuungszentrum (FBZ) der Bundeswehr in Frankenberg/Eder, dessen Zuständigkeit sich auch auf die Landkreise Vogelsberg, Hersfeld-Rotenburg und Fulda erstreckt. Im Rahmen unserer Serie stellt er seine Arbeit vor.

Michael Kamolz an seinem Schreibtisch in Frankenberg

Eine Fotowand voller Impressionen der Familien-Veranstaltungen

Teamwork – das Wort hat für den kommunikativen Soldaten Michael Kamolz, der seit 1989 Soldat ist, eine besondere Bedeutung. Einerseits schweißt die spezielle Tätigkeit seines Teams besonders zusammen, andererseits ist seine Ehefrau auch selbst als eine von drei Zivilangestellten Teil des FBZ-Teams. Das Ehepaar hat während der Auslandseinsätze von Soldat Michael vor allem 2009 und 2012 in Afghanistan selbst erlebt, wie wichtig die Arbeit des FBZ ist. "Meine Familie wurde in der Heimat in dieser Zeit von meinen FBZ-Vorgängern wirklich gut betreut", blickt Kamolz auf dieses Schlüsselerlebnis zurück. "Während meines ersten Afghanistan-Einsatzes zur Hochphase der Anschläge hatte unsere Tochter infolge der Umschulung, die sich aus unserem Zuzug aus Frankreich ergab, Probleme in der neuen Schule. Mein um Hilfe gebetener Vorgänger im FBZ konnte schnell und wirkungsvoll vermitteln – eine Wohltat nicht nur zu Hause, sondern ganz besonders auch für mich im Einsatz. Ich hatte dann endlich wieder den Kopf frei für die nicht ungefährliche Mission – und genau darum geht es doch bei jedem Soldaten, der weg ist. Nur so hast du ein gutes Gefühl!"

Das Team des FBZ: stehend Oberstabsfeldwebel Michael Kamolz und Stabsfeldwebel Stefan ...

Dieses Erlebnis sollte bei ihm langfristig die Weichen stellen und noch zur eigenen Berufung werden: "Es entstand der Gedanke: Das wäre doch genau das, was ich auch machen möchte!".

Gebürtig ist Kamolz in Goßfelden bei Marburg, seit 2007 wohnt er in Neuental. Nach dem Abitur wurde er als Wehrpflichtiger Panzersoldat in Stadtallendorf, dann Soldat auf Zeit, dann Berufssoldat. Sein Weg führte ihn nach Köln, ins NATO-Hauptquartier Brüssel, für vier Jahre zum Deutsch-Französischen Heeresfliegerausbildungszentrum in Südfrankreich, wo der Kampfhubschrauber Tiger im Mittelpunkt stand – wie auch in der folgenden Station Fritzlar. Danach kehrte er zurück nach Stadtallendorf zur Division Schnelle Kräfte. Dann die Chance: in Leipzig war 2013 die Leitungsstelle des FBZ zu besetzen – Kamolz erhielt den Zuschlag, bereits mit Blick auf einen Wechsel in gleicher Funktion nach Frankenberg 2017.

Mit dem Jahr 2017 verbindet Kamolz das tragischste Ereignis seiner Dienstzeit, als im Juli in Mali ein in Fritzlar stationierter Kampfhubschrauber Tiger abstürzte. "Die Angehörigen der zwei tödlich abgestürzten Soldaten wurden durch die Familienbetreuungsstelle in Fritzlar betreut, welche fachlich zu meinem Zuständigkeitsbereich gehörte und ich somit automatisch in die Abwicklung des Sonderfalles eingebunden war. Für solche Fälle werden wir ausgebildet - aber wenn tatsächlich Kameraden zu Tode kommen, ist es schon etwas Spezielles und in diesem Fall für mich noch spezieller und tragischer. Ich kannte einen der Soldaten persönlich aus gemeinsamer Zeit in Frankreich."

Soldat mit sozialarbeiterischer Beziehungsarbeit

Zielpersonen eines FBZ sind die Familienangehörigen im Umkreis 60 bis 100 Kilometer um Frankenberg, deren Angehörige sich als Soldaten im Auslandseinsatz befinden – völlig unabhängig davon, wo deren Dienstort ist und welcher Waffengattung sie angehören. Die Nähe des FBZ zu den Angehörigen ist ausschlaggebend. Der Soldat benennt im Vorfeld seines Einsatzes zwei Personen als Notfalladressen – die können auch im Laufe der Zeit wechseln. Vom Ehepartner bis zum besten Kumpel ist alles möglich – man möge aber bedenken, dass im Worst-Case-Szenario gegebenenfalls auch eine Todesnachricht zu überbringen ist, so Kamolz. Die Angehörigen können sich bei Bedarf 24/7 melden – ein FBZ-Mitarbeiter ist tatsächlich jederzeit ansprechbar. "Wir sind nicht selbst die Problemlöser, sondern Netzwerker, Vermittler und Kommunikatoren". Soldat mit sozialarbeiterischer Beziehungsarbeit, könnte man sagen – jenseits von "Dienst nach Vorschrift". Alle der bei den Angehörigen beliebten Gemeinschafts-Veranstaltungen finden am Wochenende statt. Es geht dort auch um die Informationsvermittlung über die Einsätze und Missionen der Soldaten. "Wer einmal da war, kommt wieder. Es entstehen auch richtige Freundschaften unter den Angehörigen". Im Vorfeld einer solchen Tagesveranstaltung mit Busfahrt und Besichtigung des "Wortreichs" in Bad Hersfeld wünschte sich eine kleine osthessische Soldatentochter via Sprachnachricht über ihre Mutter: "Der Oberstaber soll aber auch mitkommen!" Ein rührendes Kompliment für die Arbeit, die der so geadelte Kamolz und sein Team, zu dem bei Bedarf auch fünf Ehrenamtliche gehören, leisten. "Da geht uns allen das Herz auf!" Bei der Finanzierung solcher Events hilft übrigens auch der "Förderverein Bundeswehrfamilien" (Infos unter www.foerdervereinfbz-hessen.de).

Derzeit werden vom FBZ Frankenberg als einem von bundesweit 32 etwa 450 Personen betreut: 257 Angehörige von 193 Soldaten. Kamolz wird auf seinen Verlängerungsantrag hin das FBZ noch bis zu seinem Ruhestandseintritt 2028 leiten. "Das ist die erfüllendste Verwendung meiner ganzen Laufbahn, mit der absoluten Berufszufriedenheit". (goa) +++

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