Charlotte Schwarz ist glücklich über die Wertschätzung, die sie für ihre Arbeit bekommt. - Fotos: goa

PETERSBERG "Berufe. Berufungen. Menschen" (55)

Charlotte Schwarz: "Habe zuvor noch nie eine solche Wertschätzung erlebt!"

03.06.24 - Krankenschwestern leisten in aller Regel ihren Beitrag, um Kranke in einer Klinik wieder gesundzumachen. Bei manchen Patienten ist es zumindest fraglich, ob sie jemals wieder gesunden können.

Solch lebensbedrohlich oder Lebens-verkürzt Erkrankten hilft der Hospizdienst, bei jungen Patienten und ihren Familien der Kinderhospizdienst. Die gelernte Krankenschwester Charlotte Schwarz ist Koordinatorin im Malteser Kinderhospizdienst Fulda/Main-Kinzig-Kreis. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS berichtet sie von der ebenso herausfordernden wie wichtigen Arbeit mit den Erkrankten sowie deren Familien.

Ihre Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte Charlotte Schwarz in ihrer Heimat Baden-Württemberg und arbeitete dort zunächst in der Onkologie, Schwerpunkt Palliativ. Von Tübingen ging es nach Hamburg, wo sie 2015 ihren Mann kennenlernte. Mit ihm zog sie nach Fulda und wohnt am Petersberg, inzwischen als glückliche Familie mit einer kleinen Tochter. Während ihrer Zeit im Klinikum weckte eine Stellenausschreibung der Malteser als Koordinatorin des ambulanten Kinderhospizdienstes (KIHD) ihr Interesse. Bei der langjährigen Koordinatorin Ute Sander konnte Schwarz zunächst ein intensives Praktikum absolvieren: "Das war eine wundervolle Zeit!". Ihre Bewerbung war erfolgreich, Schwarz wurde Nachfolgerin Sanders, als diese Ende 2023 in den Ruhestand trat.

Ein gemeinsames Ziel – und ein großes Privileg

Über die Arbeit des KIHD sagt sie: "Ich habe erlebt, wie viel Leben dahintersteckt, wie bunt diese Arbeit ist und welche Überraschungstüten die betroffenen Kinder sind." Es mache besondere Freude, mit dem ganzen "Konstrukt Familie" und nicht nur einer Einzelperson in Kontakt zu kommen. Sie benennt eine wichtige Parallele zu betroffenen Erwachsenen: auch Kinder wollen absolut kein Mitleid, sondern sie wollen gesehen werden und brauchen Unterstützung. Dabei sei, so Schwarz, die Vielfalt zwischen Ehrenamtlern, Hauptamtlichen und den vielen Familien, die man kennenlernt, so reizvoll und abwechslungsreich.

"Alles geschieht untereinander auf Augenhöhe", betont sie eine Besonderheit. "Alle haben dasselbe Ziel: Es muss der Familie gut gehen! An der Verwirklichung dieses Zieles wird gemeinsam gearbeitet. Und dabei gibt es bei uns, im Gegensatz zur Arbeit in einer Klinik, kein wirtschaftliches Denken beim Gestalten der Inhalte – ein großes Privileg!" Die für die Arbeit notwendigen Gelder sind spendenfinanziert, für die Familien ist die Unterstützung des KIHD kostenlos.

Die ganze Familie ist im Blick

Das Ende des Miteinanders muss nicht zwingend durch den Tod des erkrankten Kindes markiert werden: "Viele Kinder besiegen eine Krebserkrankung", weiß Schwarz zu berichten. Wichtig ist ihr, dass auch die Geschwisterkinder und die Eltern ausdrücklich in der Zielgruppe der in der Regel über mehrere Jahre laufenden Unterstützung sind. Es werden Gruppenangebote gemacht wie zum Beispiel die "Kindertrauergruppe", die sich einmal im Monat samstags zu Unternehmungen trifft und die komplett ehrenamtlich organisiert ist. Wenn der Tod zum Thema wird, hilft in den Räumen des KIHD der Trauerraum für Abschied nehmende Geschwister und Elternteile.

Die Mitarbeiter des KIHD sind aber auch in den Familien vor Ort wichtige und geschätzte Gesprächspartner. "Das Zuhören ist immer sehr wichtig! Man wird Vertrauensperson und erlebt ein Stück weit den Familienalltag mit, in guten wie in schlechten Phasen – und die können sich auch schlagartig ändern. In manchen Familien setzen wir sogar zwei Ehrenamtliche ein, damit die Belastungen gut abgedeckt werden können."

Charlotte Schwarz koordiniert die Arbeit von derzeit 22 Ehrenamtlern für den Bereich der Stadt und des Landkreises Fulda. Interessierte dürfen sich gerne melden, sie werden in einer neunmonatigen Vorbereitungszeit und Qualifizierung inklusive eines einwöchigen Praktikums in einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung für ihre Arbeit intensiv gecoacht. "Absolute Schlagworte für die Eignung sind Empathie und Offenheit für die Bedarfe der betreuten Familien", beschreibt die Koordinatorin das Profil. "Man muss sich bei aller Empathie auch selbst achtsam 'abkapseln' können!" Die Mitarbeiter bleiben sich nicht selbst überlassen: Supervision, Fallbesprechungen und Team-Gruppenabende sind selbstverständliche Angebote der Fürsorge für die Helferinnen und Helfer. Schwarz zitiert eine Maxime der Malteser: "Im Ehrenamt professionell sein!" – es sind offensichtlich nicht nur leere Worte.

Der Privatmensch Schwarz schöpft viel Schaffenskraft aus ihren Hobbies: Tauchen, kreativ sein, Kochen, die Natur genießen. "Am liebsten mag ich den Wald zwischen Steinau und Bernhards."

Bezüglich ihrer Tätigkeit strahlt sie volle Überzeugung aus: "Ich genieße ein freies, flexibles Arbeiten. Unsere kleine Tochter ist jetzt in den Kindergarten gekommen, das lässt sich mit meiner Arbeit sehr gut gestalten. Die Malteser sind einfach auch ein super Arbeitgeber!" Diese Aussage mündet mit einer Bestnote in folgender Zusammenfassung: "Ich habe noch nie ein so wertschätzendes Arbeiten erlebt wie hier!" (goa)+++

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