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Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: "Netzwerk Mensch"
16.09.20 - In der Bibel berichtet uns der Evangelist Markus von der Berufung der ersten Jünger (Mk. 1,16-20). Drei Dinge sind für Markus dabei wichtig: 1. Wie schaffe ich es Jesus so darzustellen, dass er wirkungsvoll rüberkommt? Doch nur, wenn er im angesprochenen Menschen etwas auslöst. Es löst etwas aus, sie lassen alles zurück.
Er lebt das, was er sagt. 2. Wer dem Evangelium glaubt, der muss sich entscheiden. Jesus fordert etwas von denen, die er ruft. Glaube gibt es nicht zu Billigpreisen. Er will Entscheidung, aber er zwängt sich nicht auf. 3. Jesus tritt nicht mit einem großen Regierungsprogramm auf. Programm ist er mit seiner Person selbst. Sein Reden und Tun stimmen überein. Er spricht alle an, die sich ihm öffnen. Das Netz, das die Jünger am See liegen lassen (vgl. Mk. 1,18), wird zu einem Bild. Jesus ruft in eine Gemeinschaft hinein, die tragen will. In dieser Gemeinschaft des Glaubens sollen sich alle getragen wissen. Die, denen es an Orientierung und Hilfe fehlt. Die sozial Schwachen, die Flüchtlinge, Menschen in den Kriegs - und Krisengebieten der Erde, Menschen die nach dem Sinn des Lebens fragen. Jesus will auf all diese Menschen zukommen, daher baut er sein Netzwerk in der Gemeinschaft der Kirche. "Netzwerk Mensch". Ein Fischernetzt rettet nicht, sondern fängt Fische zum Tod hin, deshalb, macht er sie zu Menschenfischern. Der griechische Begriff für "Fangen" bedeutet "Auffangen", "jemanden das Leben schenken".
Jesus braucht Menschen, die bereit sind, alte Netze liegen zu lassen, um miteinander neue Netze zu bilden. So muss die Kirche auch heute zum Netz werden. "Netzwerk Mensch" ist auch die Botschaft von Papst Franziskus. Jesus braucht auch heute Menschen, die durch ihre Art der Zuwendung, ihre Ausstrahlung andere hineinholen in die Gemeinschaft. Die auch aus Vertrauen heraus den Sprung wagen Neues zu gestalten. Ein Text des österr. Studentenpfarrer Martin Gutl (1942 – 94) soll uns ermutigen:
Wir brauchen Menschen
Trotz der 7 Milliarden: viel zu wenig Menschen.Wir brauchen Menschen, die nach der zehnten Enttäuschung noch vertrauen können.
Wir brauchen Menschen, die ein offenes Wort riskieren, wenn anderen ein Unrecht geschieht.
Wir brauche Menschen, die lieber hergeben als kassieren.
Trotz der 7 Milliarden: viel zu wenig Menschen.
Wir brauchen Menschen mit etwas mehr Heroismus und weniger Paragraphengeist.
Wir brauchen Menschen mit etwas mehr Praxis und weniger Bequemlichkeit.
Wir brauchen Menschen mit etwas mehr Hand und weniger Faust.
Trotz der 7 Milliarden: viel zu wenig Menschen.
Wir brauchen Menschen, deren Ja ein Ja und deren Nein ein Nein ist.
Wir brauchen Menschen, deren Hoffnung andere trägt und zum Leben erweckt.
Wir brauchen Menschen, damit die Zukunft menschlicher wird als die Vergangenheit.
Helfen wir mit das "Netzwerk Mensch" zu knüpfen. (Stefan Buß) +++