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Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Frederick, die Maus
03.10.20 - Die Feldmaus Frederick lebt mit seiner Familie in einer alten Steinmauer. Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen und der Herbst zieht über das Land. Für die Feldmäuse heißt es nun Tag und Nacht arbeiten. Es müssen Vorräte für den Winter gesammelt werden. Stück für Stück wandern Körner, Nüsse, Mais und Stroh im Mäusebau. Jeder ist fleißig bei der Sache. Nur Frederick nicht. Er sitzt auf einem Stein und scheint nichts zu tun.
Als die Mäuse fragen, warum er nicht hilft, so antwortet Frederick, dass er doch auch sammelt. Er fängt die Sonnenstrahlen ein, die Farben und die Wörter. Diese Vorräte sind ebenso wichtig, denn der Winter ist lang, kalt und grau. Und dann ist er da, der Winter. Mit der Zeit schwinden alle Vorräte und der Frühling ist nicht in Sicht. Alle kleinen Mäuse frieren. Da holt Frederick seine Sammlung hervor: Seine Worte werden zu einem hoffnungsvollen Gedicht, die Erinnerungen an die Sonnenstrahlen wärmen das Herz und die bunten Farben schmücken alles festlich aus. "Die Maus lebt nicht vom Korn allein", das ist Fredericks Motto.
"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das Gott zu uns spricht", so heißt es im Alten Testament (Dtn. 8,3). Diese Formulierung finde ich sehr schön, denn sie macht deutlich: Wir brauchen beides: Brot und Wort, Vorräte und Geschichten. Die Geschichte von Frederick ist natürlich überspitzt, denn auch Frederick braucht Nahrung für den Winter, damit er überhaupt Geschichten erzählen kann. Aber die Vorräte allein sind nicht das Leben, Schule und Hausaufgaben allein sind nicht das Leben, Arbeit und Kontostand allein sind nicht das Leben. Wer mehr sucht, wer tiefer leben möchte, der ist gut beraten, es einmal mit Gott zu versuchen.
Die Geschichte von Frederick, der kleinen Maus, zeigt uns: wir brauchen nicht nur materielle Werte – die sind natürlich auch lebenswichtig: Essen, Trinken, Kleidung und ein Dach über dem Kopf – wir brauchen auch ideelle Werte; wir brauchen Sonnenstrahlen, Farben und Wörter, wir brauchen Geborgenheit, Liebe und das Gefühl von Wertschätzung und Akzeptanz, wir brauchen Herausforderungen, Ideen, Kreativität, Selbstentfaltung aber auch schöne Erinnerungen und gute Erfahrungen. (Stefan Buß) +++