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Schild "Landkreis Fulda" (bei Buttlar) - Foto: Marius Auth

FULDA Teil 2

200 Jahre Landkreis Fulda: Von der Gebietsreform bis zur Wende

15.05.22 - Der Landkreis Fulda feiert in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen. In einer Artikelreihe beleuchtet OSTHESSEN|NEWS Geschichte, Politik, Wirtschaft und Tourismus des Kreises. Heute: von der Gebietsreform bis zur deutschen Wiedervereinigung.

Neue Kreisgrenzen im Norden Grafik: Geschichte und Aufgaben des Landkreises Fulda: Monographie zum 175jährigen Kreisjubiläum

Das HÜN-Kennzeichen für den Landkreis Hünfeld wurde bis 1972 vergeben ...Foto: Erwin Roth/Stadtarchiv Hünfeld

Um leistungsfähigere Verwaltungen zu schaffen, wurde in den 1970er-Jahren eine umfassende Gebiets- und Verwaltungsreform durchgeführt. Kleine Gemeinden waren mit der nötigen Spezialisierung aufgrund der immer detaillierteren und komplexeren Vorschriften und Gesetze häufig überfordert. An der rein administrativ-bürokratischen Neugliederung schieden sich auch im jetzigen Landkreis Fulda die Geister: Von der Grenzziehung hängt häufig ab, welche politische Partei das Sagen hat. Lokalpatriotismus und selbst alte konfessionelle Gegensätze, vor allem im Norden des Altkreises Hünfeld, kamen dazu. Selbst die für heutige Verhältnisse triviale Verlegung der Verwaltung an einen entfernteren Ort hatte Anfang der 1970er-Jahre größeres Gewicht - noch lange nicht hatte so gut wie jeder Bürger ein Auto. Vor allem die Nordgrenze des künftigen Landkreises und die Frage der Kreisfreiheit Fuldas spielten im politischen Streit eine große Rolle.

Nie mehr "HÜN" und Sonderstatusstadt

Tradition in Fulda: Sonderstatusstadt Archivfoto: O|N

Zum 1. April 1927 war die Stadt Fulda aus dem Landkreis Fulda ausgegliedert worden, weil sie über mehrere Jahre hinweg mehr als 25.000 Einwohner gehabt hatte. Weil der Landkreis Hünfeld damals nur rund 37.000 Einwohner zählte, war absehbar, dass er nicht Kern eines größeren Kreises werden würde. Sollte zuerst der Kreis Hünfeld in den wesentlich größeren Kreis Fulda eingegliedert werden, beschloss der Landtag am Ende im Juli 1972 den Zusammenschluss beider Kreise. Im Jahr 1972 wurde damit auch das letzte HÜN-Kfz-Kennzeichen vergeben. Im Jahr 1979 wurde Fulda selbst wie andere kreisangehörige Städte mit über 50.000 Einwohnern Sonderstatus-Stadt.

Neue Kreisgrenzen im Südwesten und Südosten Grafik: Geschichte und Aufgaben des Landkreises Fulda: Monographie zum 175jährigen Kreisjubiläum

Während die Abgrenzung zum alten Kreis Schlüchtern wenig konfliktträchtig war, gestaltete sich die zu ziehende Grenze zu Hersfeld-Rotenburg problematischer: Der Großteil des Altkreises Hünfeld war nach Fulda orientiert, wenige Gemeinden im Norden, beispielsweise Oberreizenbach und Mansbach, aber auch Fischbach und Haunetal gehörten eher zum Einzugsbereich von Bad Hersfeld. Die Befürworter einer Angliederung von Teilen des Kreises Hünfeld an den Kreis Hersfeld argumentierten unter anderem mit dem stärkeren Berufspendlerverkehr nach Bad Hersfeld und mit dem Wachstum im dortigen industriellen Sektor. Bei der Bevölkerung spielten alte konfessionelle Gegensätze eine größere Rolle: Reformation und Gegenreformation prägten das nördliche Fuldaer Land stark - gerade in Burghaun und Bad Hersfeld sind die steingewordenen Konfliktlinien noch gut zu sehen. Nach dem Ende der Gebietsreform kamen von den Gemeinden des alten Kreises Hünfeld zum Kreis Hersfeld-Rotenburg: Glaam, Mansbach, Oberbreizbach, Soislieden, Bodes, Erdmannsrode, Fischbach, Hermannspiegel, Mauers, Meisenbach, Müsenbach, Neukirchen, Oberstoppel, Odensachsen, Rhina, Schletzenrod, Unterstoppel, Wehrda und Wetzlos.

Grenzland Rhön

Im August 1989: Noch ist der Grenzzaun zwischen Wenigentaft und Soisdorf geschlossen ...Foto: Herold

Gedenkstein an der Straße von Theobaldshof und Andenhausen Foto: Herold

Die Verwaltungsgrenzen in der Rhön teilten das Mittelgebirge und dessen geografische Einheit bereits 1871. Bis 1945 konnten die Bewohner diese Grenzen ungehindert überschreiten - nach der deutschen Teilung wurde das schnell unmöglich: 1952 wurden die ersten Stacheldrahtzäune auch im Grenzland der Rhön gesetzt, der Ausbau der "Staatsgrenze West" nach 1961 machte die Grenze so gut wie unüberquerbar. Kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen sowie soziale, teils familiäre Zusammenhänge wurden damit auseinandergerissen. Manche Betriebe, etwa in Tann oder Hilders, verloren bis zu 90 Prozent ihrer Auftraggeber. Die Zonengrenze verlief mitten durch Gemeinden, teilweise durch Häuser. Für Jahrzehnte war der Landkreis Fulda "Zonenrandgebiet" - mit allen wirtschaftlichen und nicht zuletzt touristischen Nachteilen. Als am 18. November 1989 dann der erste Grenzübergang zwischen Hessen und Thüringen zwischen Grüsselbach und Buttlar geöffnet wurde, war dies nicht nur ein bewegender Augenblick, sondern auch der Startschuss für die Wiederherstellung wirtschaftlicher und kultureller Beziehungen zu den einstigen Nachbarn. Plötzlich war der Landkreis Fulda wieder im Herzen Deutschlands - von der früheren Auspendler-Region hat sich Osthessen inzwischen längst zur Einpendler-Region entwickelt. (mau) +++

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