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200 Jahre Landkreis Fulda: Vom Zonenrandgebiet zum Tourismusmagnet
29.05.22 - Der Landkreis Fulda feiert in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen. In einer Artikelreihe beleuchtet OSTHESSEN|NEWS Geschichte, Politik, Wirtschaft und Tourismus des Kreises. Heute: der Tourismus, vom Zonenrandgebiet zum Tourismusmagnet.
400.000 Übernachtungen konnte die Stadt Fulda im vergangenen Jahr verbuchen - doppelt so viele wie 1990. Dominik Höhl und Bertram Vogel sitzen im Obergeschoss der Tourist-Information am Bonifatiusplatz und versuchen zu erklären, was Barockstadt und Rhön für Touristen ausmacht - und wie der Landkreis Fulda in den letzten 30 Jahren zum wahren Touristenmagneten wurde. Höhl ist Leiter des Tourismus und Kongress-Managements in Fulda, Vogel Geschäftsführer der Rhön GmbH, der Gesellschaft für Tourismus und Markenmanagement, die das "Land der offenen Fernen" über drei Bundesländer und fünf Landkreise vereinen soll.
"Die Jahrzehnte als Zonenrandgebiet haben die touristische Markenentwicklung stark behindert. Während Destinationen wie Allgäu oder Tirol ihr Markenimage entwickeln und über die Zeit an die Gegebenheiten anpassen konnten, hat die Rhön vor der Wende ein Schattendasein gefristet", erklärt Vogel. Nach der Wiedervereinigung fand sich der Landkreis in der Mitte Deutschlands wieder, infrastrukturelle Verbesserungen hätten auf Dauer den Unterschied gemacht, meint Höhl: "ICE-Bahnhof, das fertiggestellte Autobahndreieck, das Messegelände Fulda Galerie, das Hotel Esperanto direkt am Bahnhof als Tagungs- und Kongresshotel mit Konzerthalle, außerdem die Diversifikation der Hotellerie im Stadtgebiet - dazu kamen Musicals im Sommer und in den letzten Jahren der verbesserte Weihnachtsmarkt. Inzwischen sind wir das ganze Jahr über ausgelastet."
Urbanes Land
"Hessen. Urbanes. Land" ist heute die Leitformel in der touristischen Markenführung des Landes Hessen. Themenwelten von Stadt Fulda und Rhön überschneiden und ergänzen sich: "Urbanes Flair, aber auch Naturerlebnis, klassische Stadtführungen und gleich das Biosphärenreservat vor der Haustür - und durch mehrere Läden inzwischen regionale Produkte in der Innenstadt, die auch die Wertschätzung für Landwirtschaft, Tradition und Nachhaltigkeit ausdrücken. Die Synergien von Rhön- und Fuldatourismus sind heute in der Vermarktung wichtiger denn je - gerade im Internet", erklärt Höhl.
Denn um die Besucherströme nach Osthessen zu lenken, muss mit Marketingschwergewichten wie Erzgebirge und Schwarzwald online um die Aufmerksamkeit der Erholungsbedürftigen gebuhlt werden. "Wir setzen auf nachhaltigen Tourismus in Einklang von Mensch und Natur. Kernwerte sind ursprünglich, pionierhaft, heimelig. Themenwelten wie 'Wandern mit Weitblick', 'Heimat des Handwerks und der Kreativität' und 'Zentrum für Abenteurer' lassen sich touristisch besser kommunizieren. Bei allen Produkten und Veranstaltungen stehen das Naturerlebnis und die Regionalität im Mittelpunkt. 70 Prozent der Touristen informieren sich heute digital - auf Social Media funktionieren vor allem Abenteuer- und Biosphären-Themen sehr gut, um langfristig die Rhön im Bewusstsein der Reisenden zu verankern", erklärt Vogel.
Platz 10 der Reiseziele
In welcher Liga spielt Fulda, spielt die Rhön im Tourismus inzwischen bundesweit? "Wenn man die Google-Suchanfragen auswertet, ist die Rhön inzwischen auf Platz 10 der beliebtesten Reiseziele Deutschlands. Stetige Arbeit am Markenkonzept und ein Nachschärfen der Zielgruppendefinitionen sind unerlässlich dafür. Wir haben zwar eine starke Identität, aber kein so starkes Image wie andere Regionen - das Gefühl 'Wir sind Rhöner' muss stärker nach außen getragen werden", so Vogel.Um der Bedeutung des Internets im Tourismus gerecht zu werden, sollen tourismus-fulda.de sowie rhön.de zu attraktiven Reiseportalen werden. "Nicht zuletzt Corona hat einen Schub in der Digitalisierung gebracht - selbst 70-Jährige nutzen heute das Tablet, um Reisen zu buchen. Unser Audio-Gudio zum Mitnehmen für einen autarken Stadtrundgang soll außerdem zur App werden, um noch mehr Informationen und multimediale Angebote unterzubringen", erklärt Höhl. (mau) +++