Wolfgang Seidenberg, der resolute selbsternannte Chef Arne in "Wie im Himmel"

Künstlerische VitaWolfgang Seidenberg wurde 1962 in Siegburg geboren und absolvierte seine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Dort hatte er auch seine ersten Engagements, u. a. am Akademietheater, am Schauspielhaus und am Theater der Jugend, wo er seither immer wieder gastiert. Unter der Intendanz von Peter Lotschak spielte er über neun Jahre bei den Bad Hersfelder Festspielen, u.a. die Titelrollen in Jedermann (2000) und Tartuffe (2003). Einem breiten TV-Publikum bekannt wurde Wolfgang Seidenberg durch die Rolle des Klempnermeisters Frank Töppers in der ARD-Vorabendserie Marienhof, die er von 1995 bis 2011 übernahm. Neben Gastrollen in anderen Fernsehserien spielte er auch in Kinofilmen, z. B. einen SS-Aufseher in Spielbergs Schindlers Liste und in mehreren Produktionen des Filmemachers Roland Reber. Mit der Regisseurin Silvia Armbruster arbeitete er über mehrere Jahre in der GbR Theater Wahlverwandte und am Theater in Kempten zusammen, auch als Dramaturg und Regisseur; Produktionen wie Die Legende vom heiligen Trinker gastierten im ganzen deutschsprachigen Raum. Für das EuroStudio Landgraf stand Seidenberg seit 1988 in zahlreichen Tourneeproduktionen auf der Bühne, u. a. als Richard III. in Shakespeares gleichnamigem Drama, in Lutz Hübners Frau Müller muss weg, als John Proctor in Arthur Millers Hexenjagd und als Prof. Sperling in Ferdinand von Schirachs Gott. An den Schauspielbühnen Stuttgart spielte er zuletzt den Antonio Salieri in Amadeus und Hubert Finidori in Yasmina Rezas Drei Mal Leben. +++

26.07.24 - Wolfgang Seidenberg spielt Arne in "Wie im Himmel" bei den Bad Hersfelder Festspielen 2024. OSTHESSEN|NEWS stellt in dieser Saison wieder einige Festspiel-Darstellerinnen und -Darsteller in Kurz-Porträts mit jeweils sechs Fragen vor.

1. Haben Sie etwas mit Ihrer Rolle gemeinsam?

Auf den ersten Blick haben Arne und ich (hoffentlich) nicht allzu viel gemeinsam. Seine Energie hätte ich gern, aber er setzt sich allzu oft über andere hinweg. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, verfolgt er es hartnäckig, was mir durchaus ähnlich sieht. Das Spannende an dem Stück ist, dass alle Figuren etwas dazulernen und sich positiv entwickeln.

2. Wie entspannen Sie sich, wenn Sie nicht auf der Bühne stehen?

Ich schwimme sehr gerne oder gehe am Wasser spazieren. Bei meiner letzten Wohnungssuche war die Nähe zu einem See das entscheidende Kriterium.

3. Eine Anekdote aus Ihrer Bad Hersfelder Festspielzeit?

In der vorletzten Festspiel-Inszenierung der "Dreigroschenoper", - ich war Trauerweiden Walter -, verabschiedete sich Mackie auf einem echten Pferd von Polly. Bei der ersten Nachmittags-Vorstellung verpasste der Betreuer des Pferdes im Warte-Bereich vor der Ruine den Auftritt, aber der Gaul ging durch, als er seine Auftritts-Musik hörte, und trabte selbst Richtung Bühne.

4. Was ist Ihr Lieblingsessen und warum?

"Himmel un Ääd mit Flönz", dazu ein Kölsch. Ich lebe zwar schon lange nicht mehr in Köln, aber es gibt Dinge, die bleiben.

5. Was wäre Ihr Alptraum-Moment auf der Bühne?

Wahrscheinlich ist der ultimative Texthänger der schlimmste Alptraum aller Schauspielenden. In Hersfeld hatte ich ihn als "Jedermann". Aber der Tod dachte in der Apsis, er hätte mich nicht gehört, und hat trotzdem geantwortet. So hat der Tod den Jedermann gerettet. Beruhigend war die Anmerkung eines Kollegen, dass weltweit keine Aufführung noch immer läuft, weil jemand seinen Text vergessen hat. Wie im Leben: irgendwie geht's immer weiter.

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