Bei der Zuschauerbilanz-Pressekonferenz: Bernd Hämmelmann, Helena Sigal, Henry Arnold, Diana Birkel, Joern Hinkel, Reinhard Faulstich, Helgo Hahn, Anke Hofmann und Matthias Laufer-Klitsch. - Fotos: Christopher Göbel
15.08.24 - Man sah nur glückliche Gesichter bei der Pressekonferenz der Zuschauerzahlen-Bilanz am Mittwochvormittag im Catering-Zelt neben der Bad Hersfelder Stiftsruine. Und das aus gutem Grund: Mit insgesamt mehr als 103.000 Zuschauerinnen und Zuschauern und einer Auslastung von nahezu 96 Prozent ist das die beste Spielzeit der Bad Hersfelder Festspiele seit langer Zeit.
Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann
Helena Charlotte Sigal.
"Das ist ein fantastisches Ergebnis, das wir viele Jahre nicht hatten", sagte Bürgermeisterin Anke Hofmann (parteilos) zum Auftakt. Die Stadt sei sehr dankbar, "dass die Bemühungen Anklang finden und die Festspiele so viele Menschen begeistern konnten". Intendant Joern Hinkel sieht auch in der Beteiligung des Chores in "Wie im Himmel", der aus Mitgliedern städtischer Chöre besteht, ein Indiz dafür, dass mehr Menschen zu den Festspielen gekommen sind. Nicht nur bei den Bad Hersfelder Festspielen, sondern auch bei anderen Theater-Events in Deutschland hätten sich die Besucherzahlen wieder auf ein Niveau von vor der Coronazeit erholt. "Den Wert von Kultur kann man nicht messen. Wir haben dennoch eine Bewertung über die Zuschauerzahlen vorgenommen", so der Intendant. Aber: "Wenn es eine Wert-Einheit für Kultur gibt, dann sind es die Gesichter der Menschen, die unsere Inszenierungen gesehen haben."
Henry Arnold.
Helgo Hahn.
"Anspruchsvolles Theater, das Hoffnung macht"
Natürlich habe es auch an der Auswahl der diesjährigen Festspielstücke gelegen: "Wir wollten anspruchsvolles Theater bieten, das auch unterhaltsam ist und Hoffnung macht", so Hinkel über die Spielzeit 2024. Spitzenreiter in dieser Saison war "Der Vorname" im Schloss Eichhof mit einer Auslastung von nahezu 100 Prozent (5.900 Zuschauerinnen und Zuschauer). "Die Dreigroschenoper" sahen mehr als 25.000 Besucherinnen und Besucher (Auslastung fast 97 Prozent), gefolgt von "A Chorus Line" (über 34.000 Gäste, Auslastung fast 94 Prozent), "Wie im Himmel" (über 20.000 Gäste, Auslastung fast 92 Prozent) und die Wiederaufnahme von "Das kleine Gespenst" (12.600 Gäste, Auslastung fast 75 Prozent). Die Prozentzahlen errechnen sich aus der Häufigkeit der Vorstellungen und der Anzahl der verkauften Sitzplätze. In die Gesamtzahl sind alle Festspiel-Veranstaltungen eingerechnet - darunter der Festakt zur Eröffnung, die Festspiel-Matinee und die Einführungsvorträge im Museum.
Als Hauptsponsor der Bad Hersfelder Festspiele freute sich auch der Vorstandsvorsitzende Reinhard Faulstich über die erfolgreiche Spielzeit: "Es war ein tolles Jahr, was die Stücke, die Darstellenden und die Ausstattung angeht. Wir sind dankbar, seit fast 70 Jahren Partner der Festspiele sein zu dürfen." Faulstich lobte die Vielfalt dieser Spielzeit und nannte die Festspiele einen "Standortfaktor". "Die Bad Hersfelder - beispielsweise die Gastronomie - könnten noch mehr aus den Festspielen herausholen", mahnte er beim Stichwort "Umwegrentabilität". "Die Sparkasse freut sich, im 200. Jahr ihres Bestehens auch 2025 wieder dabei sein zu können", so der Vorstandschef. "In der Festspielzeit verändert sich Bad Hersfeld und blüht geradezu auf. Dies wirkt positiv auf die Stimmung in Stadt und Region und macht den Mückenstürmerinnen und Mückenstürmern einfach eine gute Laune", betonte Faulstich.
Reinhard Faulstich und Anke Hofmann.
Diana Birkel.
"Der Vorname".
Diana Birkel von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die selbst aus Bad Hersfeld kommt und früher als Platzanweiserin bei den Festspielen gearbeitet hat, sagte: "Die Bad Hersfelder Festspiele sind ein Leuchtturm in unserer Kulturförderung". Sie lobte "Leidenschaft und Engagement bei allen Witterungsbedingungen". "Ich habe mich als Zuschauerin wie im Himmel gefühlt. Sie verschaffen dem Publikum magische Momente", so Birkel.
Ensemble- und Partnerschafts-Gedanke wichtig
Joern Hinkel sieht die Festspiele immer als Gemeinschaftswerk aller Beteiligten. Neben dem Dank an die Stadt Bad Hersfeld und die Sparkasse als "verlässliche Partner" schloss er auch alle Menschen auf und hinter der Bühne mit ein, die bei und für die Bad Hersfelder Festspiele tätig sind. "Der Ensemble-Gedanke war bei allen Stücken in diesem Jahr besonders wichtig", so der Intendant.
Zur Pressekonferenz waren auch Helena Charlotte Sigal und Henry Arnold gekommen, die für ihre Interpretationen der Rollen "Lena" und "Daniel" beide den Großen Hersfeldpreis zuerkannt bekamen. Sigal lobte die Zusammenarbeit mit dem Chor: "Die Sängerinnen und Sänger haben die Angst vor der Bühne verloren. Wir sind eine große, glückliche Chorfamilie. Und die sind ja auch alle cool", sagte sie lachend. Auch Arnold freute sich über den Zusammenhalt des Ensembles. Er erwähnte auch: "Ohne Kultur geht es nicht. Wir sind systemrelevant." Auch wenn das in bestimmten Zeiten nicht so gesehen worden sei. "Kultur hängt nicht am Tropf des Staates: Jeder Euro, der in Kultur investiert wird, ist ein gewonnener Euro", konstatierte Arnold.
"A Chorus Line".
"Wie im Himmel".
"Das kleine Gespenst".
Helgo Hahn, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine, erwähnte, dass der Verein die Festspiele seit ihrer Gründung im Jahr 1951 begleite. "Es sind Bürgerfestspiele im besten Sinne", so Hahn. Er gab einen Ausblick auf das nächste Projekt der Gesellschaft: "Wir haben eine Planung für die Gestaltung des Stiftsbezirks in Auftrag gegeben. Das Ziel ist ein einheitlicher, schöner Festspielpark", sagte Hahn. "Auch die Festspielkantine soll wieder eine Festspielkantine werden."
"Die Dreigroschenoper".
Zuschauerpreis am Sonntagabend
Bis zum Sonntag, 18. August, dauern die Bad Hersfelder Festspiele noch. An diesem Abend wird der Zuschauerpreis verliehen. Alle, die Festspielstücke angesehen haben, konnten per Zettel oder online für ihren Favoriten oder ihre Favoritin abstimmen. Wer den Preis, einen vom Bad Hersfelder Juwelier Matthias Laufer-Klitsch kreierten Ring, entgegennehmen darf, bleibt bis dahin ein Geheimnis. OSTHESSEN|NEWS wird am Sonntagabend darüber berichten, wer den Preis bekommen hat.
Die kommende Spielzeit wird Joern Hinkels letzte als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele sein. Und dann? "Ich habe meine Fühler in verschiedene Richtungen ausgestreckt, weiß aber noch nicht, was ich machen werde", so der Intendant. "Meine Stärke liegt vor allem im Künstlerischen." Was am Mittwoch auch noch nicht genannt wurde, ist der Spielplan für 2025. Den möchte Hinkel im Oktober bekanntgeben. Bürgermeisterin Hofmann hatte noch eine kleine Überraschung, die aber auch noch nicht "ausgepackt" wurde: "Sehr bald werden wir den oder die Nachfolger bzw. Nachfolgerin in der Intendanz verkünden, wenn der Magistrat darüber entschieden hat." Man darf also auch am Ende der Spielzeit noch gespannt sein.
OSTHESSEN|NEWS hat die 73. Bad Hersfelder Festspiele intensiv mit bislang 60 Artikeln begleitet, darunter Stück-Kritiken, Darsteller-Porträts, Schauspieler-Interviews, Hintergrundgeschichten und natürlich Artikeln und Bildergalerien von der glamourösen Eröffnung. Alle Artikel finden Sie unter diesem Bericht. (Christopher Göbel) +++
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