Künstlerische VitaDer gebürtige Magdeburger Benjamin Sommerfeld schloss 2011 sein Studium im Fach Musical/Show an der Universität der Künste Berlin mit Auszeichnung ab.
Zu seinen Engagements zählen One Touch of Venus (Anhaltisches Theater Dessau), Ein Herz sucht einen Parkplatz, Joschi in Mein Avatar und ich (beides Neuköllner Oper Berlin) und in der Weltpremiere von Hape Kerkelings Kein Pardon war er als Peter Schlönzke zu sehen (Capitol-Theater Düsseldorf und Musikalische Komödie Leipzig).
In Wien war er bei Natürlich Blond als Lowell und Emmett Forrest im Ronacher sowie als Sky in Mamma Mia! und Peter in Jesus Christ Superstar im Raimund Theater zu erleben. Danach führte ihn sein Weg ans Gärtnerplatztheater München, wo er die Rolle des Ritchie in Thomas Herrmanns Bussi kreierte. Er spielte Joe in der deutschsprachigen Erstaufführung von 9to5 im Zeltpalast Merzig, David in Sarg Niemals Nie in der Bar jeder Vernunft Berlin, Edelbert von Grootfru jr. in Cindy Reller, Hunter in [Titel der Show](beides Schmidt Theater Hamburg) sowie Freddy in My Fair Lady (Oper Chemnitz).
Für Footloose wurde Benjamin ans Staatstheater Darmstadt engagiert, wo er als Willard Hewitt zu sehen war. Darauf folgten Engagements an der Comödie Dresden (Poldi in Oh Alpenglühn!, Paul in Spielplatzhirsche), Oper Magdeburg (Mottel Kamzoil in Anatevka), Freilichtspiele Schwäbisch Hall (Seymour Krelbourn in Der Kleine Horrorladen), Staatstheater Nürnberg (Link Larkin in Hairspray) sowie der Musikalischen Komödie Leipzig (David Shayne in Bullets Over Broadway, Ozzie in On The Town).
Zuletzt war Benjamin als Claude Hooper Bukowski in Hair am Theater Heilbronn sowie am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken und als Caractacus Potts in Tschitti Tschitti Bäng Bäng am Landestheater Detmold zu erleben. +++
12.08.24 - Benjamin Sommerfeld spielt Al in "A Chorus Line" bei den Bad Hersfelder Festspielen 2024. OSTHESSEN|NEWS stellt in dieser Saison wieder einige Festspiel-Darstellerinnen und -Darsteller in Kurz-Porträts mit jeweils sechs Fragen vor.
1. Haben Sie etwas mit Ihrer Rolle gemeinsam?
Al und ich teilen gewissermaßen die Freude, sich um das Wohlbefinden seiner Liebsten zu kümmern. Ich würde nicht immer den gleichen Weg dazu wählen wie Al, aber das Grundbedürfnis, dass es meinem Umfeld gut geht, habe ich schon und liebe es, wenn ich andere Leute zum Lachen bringen kann. Der Wunsch, dass es anderen gut geht, scheint in meiner Familie fest verankert. Ist beispielsweise einer krank, sind quasi alle krank und versuchen alles zu tun, dass die Zeit bis zur Genesung mit viel Liebe begleitet wird, damit die- oder derjenige gut durch diese Zeit kommt.
Meine Rolle hinterfragt während des Stücks auch, warum man sich die ganzen Zumutungen des Berufes, (wie beispielsweise hohe Verletzungsgefahr, Unbeständigkeit im Privatleben, nicht fest gesichertes Einkommen) eigentlich antut. Ich kenne solche Momente, und zwar nicht, weil ich den Beruf nicht liebe - ganz im Gegenteil - sondern vielmehr, weil die Umstände, die mit privatem Verzicht und viel Unsicherheit u.a. einhergehen, nicht vom Beruf abgekoppelt werden können.
Ich konnte auf vielen Festen und Ereignissen meiner Familie und Freunden nicht dabei sein, weil ich gearbeitet habe. Wäre beispielsweise alles in einer Stadt, könnte man sagen, ich komme nach der Vorstellung vorbei. Wenn zwischen Fest und Vorstellung aber 600 Kilometer liegen, dann bleibt einem nur die digitale Schalte ans Kuchenbuffet (und ich liebe Kuchen :-).
2. Wie entspannen Sie sich, wenn Sie nicht auf der Bühne stehen?
Unser Leben auf der Bühne mit all dem, was dazugehört (Reisen, viele Begegnungen etc., Musik) ist ein "lautes” Leben, sag ich immer. Das ist wunderbar, aber genau deshalb liebe ich es als Ausgleich fernab der Bühne verhältnismäßig leise: ein schöner Spaziergang, ab in die Natur und wandern (wenn es die Zeit zulässt, gerne in Norwegen), gutes Essen oder Podcast hören. Wenn ich mal zu Hause bin, entspanne ich tatsächlich auch beim Räumen in der Wohnung, ein bisschen organisieren, Sachen von rechts nach links räumen und im Keller ausmisten, mich um die Blumen auf dem Balkon kümmern. In mir wohnt ganz tief drin, - glaub ich - doch ein Spießer:-). Ich liebe das einfache Leben.
3. Eine Anekdote aus Ihrer Bad Hersfelder Festspielzeit?
Mir sagte man, dass man sich in Bad Hersfeld am besten mit dem Fahrrad fortbewegt. So habe ich entschieden, mein Fahrrad mit nach Bad Hersfeld zu bringen. Ich als Flachlandpflanze, habe kein bisschen daran gedacht, zu fragen ob meine Unterkunft einfach mit dem Fahrrad zu erreichen ist. So habe ich dann bei der Ankunft festgestellt, dass meine Wohnung auf einem Berg liegt - und dachte, dass wirst du ja wohl schaffen, dort hochzufahren. Die Wahrheit ist: ich konnte es nicht :-)
Mein zweiter Gedanke war: Durch "A Chorus Line” wirst du ja sehr fit und spätestens am Ende der Probenzeit wirst du es schaffen … Nun ja, ich formulier es mal so: Wer sein Rad liebt, schiebt - aber immer nur das letzte steile Stück. Das Gute wiederum war, dass ich morgens zu den Proben, wenn es bergab ging, auch ein paar Minuten später losgehen konnte und immer noch pünktlich da war :-D
4. Was ist Ihr Lieblingsessen und warum?
So ein richtiges Lieblingsessen habe ich eigentlich nicht, dafür gibt es zu viele Köstlichkeiten auf dieser schönen Welt. Wenn ich wirklich etwas benennen müsste, dann würde ich die Kartoffelsuppe meiner Oma nehmen. Sie hieß bei uns auch Lieblingssuppe, ist am Ende eine süß-saure Kartoffelsuppe. Die Kartoffelsuppe wird mit Rührei, Tomaten und Röstzwiebeln ergänzt und mit Essig und Zucker abgeschmeckt. Was vielleicht erstmal befremdlich klingt, hat bisher jeden überzeugt, der sie gegessen hat.
5. Was wäre Ihr Alptraum-Moment auf der Bühne?
Ich denke wie viele meiner Darsteller*innen auch, absolut nichts mehr zu wissen, ob Text oder Choreographie. Angeschaut von vielen Menschen, gedanklich oder physisch nicht mehr zu wissen, ob vor oder zurück. Dass Dinge auf der Bühne schief gehen, ist normal - wie überall anders auch, und wenn man das charmant mit seinen Kolleg*innen lösen kann, super! Aber gefangen in einem Gefühl von Hilflosigkeit zu sein, ist - glaube ich - das Schlimmste.
6. Was war Ihr schönster Moment auf der Bühne?
Es klingt wie eine abgedroschene Phrase, aber das ist wirklich schwer zu sagen. In der ganzen Zeit, in der ich den Beruf jetzt ausüben darf, gab es schon so viele tolle Momente, die alle zusammengenommen die Schönheit des Berufs ausmachen. Stellvertretend kann ich vielleicht ein Moment bei "Footloose" nennen, was ich vor einigen Jahren am Staatstheater Darmstadt gespielt habe: Dort gab es eine Stelle, in der ich als Willard vom Regisseur Freiraum für Improvisation bekommen habe. In jeder Vorstellung habe ich mir neue Sachen ausgedacht. Ich saß immer sehr auf der Stuhlkante, wie man so schön sagt, weil ich nie wusste, ob es ankommt, richtig verstanden wird oder ich gleich buhend von der Bühne gejagt werde. Aber zu sehen, wie meine tollen Kolleg*innen sich das Lachen verkneifen mussten und das Publikum mit uns auf der Bühne im Boot saß, war wirklich toll und macht für mich die Magie und den Mut des Theaters aus.
In Bad Hersfeld gab es aber auch so einen Moment. Als das Publikum uns in der Premiere beim Opening mit Erklingen der ikonischen Chorus Line Musik frenetisch Applaus gespendet hat und man so eine Kraft für den Abend gespürt hat. Das war unfassbar toll. Ich habe so eine Dankbarkeit empfunden, hier dabei sein zu dürfen und dieses tolle Stück zu spielen. (cdg) +++
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