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Andreas Bongard singt und spielt die Hauptrolle in "Jesus Christ Superstar" bei den diesjährigen Bad Hersfelder Festspielen. - Fotos: Christopher Göbel / Carina Jirsch

BAD HERSFELD O|N-Gespräch mit "Jesus Christ Superstar"

Andreas Bongard über seine Traumrolle, die Kreuzigung und ein sehr hohes G

04.08.23 - "Ich wollte in meinem Beruf Schauspiel, Gesang und Tanz zusammenführen", erzählt Andreas Bongard im O|N-Gespräch. Da lag es nahe, ein Studium in diesen drei Fächern zu absolvieren. Und das tat er an der renommierten Folkwang Universität der Künste in Essen. Nachdem Bongard die Stiftsruine in Bad Hersfeld bereits als Funker Harold Bride in "Titanic" (2017) kennengelernt hatte, ist er in diesem Jahr in der Titelrolle des Musicals "Jesus Christ Superstar" wieder in der Festspielstadt.

Jesus und Jesus.

"Ich habe im vergangenen Jahr bei einer Gala 'Gethsemane', den Solo-Song von Jesus, gesungen. Da kam der Wunsch auf, diese Rolle einmal zu spielen", erzählt der sympathische Künstler. Und wie es der Zufall wollte, fragte Regisseur Stefan Huber, den Bongard bereits von "Titanic" kannte, bei ihm an, ob er nicht in "Jesus Christ Superstar" in Bad Hersfeld spielen wolle. "Ich bin dann kurz nach meiner Corona-Genesung - aber negativ getestet - zum Casting gegangen. Ich glaube, ich habe mich wacker geschlagen", sagt er mit einem Lächeln. Damals war noch nicht ganz klar, ob er Jesus oder Judas darstellen würde.

Recherche zum historischen Jesus

Zur Vorbereitung auf seine Rolle hat Andreas Bongard sich intensiv mit der Person des historischen Jesus von Nazareth auseinandergesetzt. "Ich habe angefangen, zu forschen. Auch mit der Bibel habe ich einiges verglichen und mich mit dem Christentum befasst. Und ich habe natürlich geschaut, wie Texter Tim Rice und Komponist Andrew Lloyd-Webber ihren Jesus interpretiert haben." Letztendlich habe er aber seine eigene Geschichte, seine eigene Interpretation der Figur finden müssen. "Ich wollte Jesus ein bisschen vom heiligen Kirchturm holen", so der Künstler. Huber habe ihm dabei viel Freiheit gelassen. "Stefan Huber ist einer der besten Musicalregisseure im deutschsprachigen Raum", sagt Bongard. "Er hat mir das Gefühl gegeben, dass ich mir selbst vertrauen kann: Die Zusammenarbeit war sehr bereichernd für mich."

Jesus, Judas (Tim Al-Windawe) und Maria Magdalena (Sidonie Smith) sind die tragenden Figuren des Musicals. "Die Stimmung untereinander ist sehr gut", freut sich Bongard. Al-Windawe hat er bereits während des Studiums kennengelernt. "Es ist schön, sich dann wieder auf der Bühne zu begegnen". Apropos Treffen: Auch Yngve Gasoy-Romdal, der vor rund 20 Jahren die Titelrolle bei den Bad Hersfelder Festspielen übernommen hatte, hat Andreas Bongard einmal kurz getroffen. "Ich glaube aber nicht, dass er sich daran erinnert", sagt der 35-Jährige lachend. Auch das "Jesus"-Ensemble trifft sich gelegentlich zu gemeinsamen Unternehmungen oder zum Essen.

"Sicherlich gibt es Festspielbesucher, die sich an die damalige Inszenierung erinnern und Vergleiche ziehen." Aber Konkurrenzdenken kennt Bongard nicht und der "Jesus Christ Superstar" in diesem Jahr ist eine ganz andere Version. "Ich lese alle Kritiken", erzählt Bongard. "Ich habe gelernt, Kritik einzuordnen und ich weiß, dass Theater immer subjektiv aufgenommen wird." Bei "Jesus Christ Superstar" braucht er sich allerdings keine Sorgen zu machen, denn die Kritiken sind nahezu durchweg positiv. "Darüber habe ich mich sehr gefreut."

"Jesus ist Hochleistungssport"

Die Rolle des Jesus verlangt Andreas Bongard einiges ab. "Ein hohes G ist der höchste Ton, den ich singen muss", sagt er. Zum Vergleich: Diese Note verlangt auch einer nicht ausgebildeten Sopranistin schon ein bisschen was ab. Wenn abends eine Aufführung ansteht, singt sich Andreas Bongard über den Tag verteilt ein. "Dazu mache ich Sport oder meditiere, um meinen Körper wach zu bekommen", sagt Bongard. Zwei Stunden vor Aufführungsbeginn muss er in der Maske sein, 45 Minuten sind es danach, um wieder von Jesus zu Andreas zu werden. "Bei Abendvorstellungen bin ich selten vor 2 Uhr im Bett", erzählt er. "Gethsemane", der Solo-Song des Jesus "ist eine der großen Musicalnummern für Männer". "Jesus ist Hochleistungssport", sagt er mit einem Lächeln. "Es ist eine Ehre, diese Nummer singen zu dürfen, welche die besten Musicalsänger der Welt bereits gesungen haben."

"Gethsemane" ist einer der anspruchsvollsten Musical-Songs.

Während der Festspielzeit hat Andreas Bongard seinen Wohnsitz von Berlin komplett nach Bad Hersfeld verlegt. "An freien Tagen fahre ich ab und zu nach Berlin." Ansonsten nutzt er die Zeit, um sein nächstes Projekt vorzubereiten. Er komponiert eigene Songs und plant, demnächst ein Debüt-Album herauszubringen. "Dafür habe ich die Zeit nach den Festspielen eingeplant". Weil sein Beruf aber auch seine Leidenschaft ist, beschäftigt sich der Künstler hauptsächlich mit der Musik - auch in seiner freien Zeit. "Aber bei dieser Rolle brauche ich auch meine Erholungsphasen."

Beeindruckende Kreuzigungsszene

Besonders beeindruckt ist das Festspielpublikum von der Kreuzigungsszene am Ende des Musicals. Denn Andreas Bongard hängt ohne sichtbare Befestigung an dem rund sechs Meter hohen Kreuz. "Am Anfang bei den Proben war das schon etwas beängstigend", erzählt Bongard. Doch unsichtbar ist er natürlich gesichert und am Boden achtet ein Team darauf, dass alle Vorkehrungen für seine Sicherheit getroffen sind. "Es ist auch für mich ein Wahnsinnsbild, wenn ich da oben hänge und auf den Turm der Stiftsruine schaue."

In der Festspielstadt fühlt Andreas Bongard sich sehr wohl. "Ab und zu werde ich auf der Straße erkannt und auch angesprochen. Es freut mich sehr, dass die Menschen hier sich die Mühe machen, uns anzusprechen. Und das auf sehr respektvolle Weise", sagt der 35-Jährige. "Den Jesus zu singen, ist ein Meilenstein", sagt er. Bis zum vorletzten Abend der Saison (26. August) wird "Jesus Christ Superstar" noch gespielt. Und was sagt der Künstler zu einer möglichen Wiederaufnahme im kommenden Jahr? "Die Stiftsruine ist eine tolle Spielstätte und ich würde liebend gerne immer wieder hierher zurückkommen." (Christopher Göbel) +++

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