Philipp Türmer auf dem Uniplatz in Fulda - Fotos: Marius Auth

FULDA Stippvisite am Uniplatz

Juso-Chef Philipp Türmer (29): "Die CDU will ein deindustrialisiertes Land"

24.01.25 - Die SPD liegt bei aktuellen Sonntagsfragen zur Bundestagswahl zwischen 15 und 19 Prozent. Bundestags-Fraktionschef Rolf Mützenich (65) glaubt dennoch an die große Aufholjagd seiner Partei. Am Donnerstag war Juso-Chef Philipp Türmer (29) in Fulda, um die lokalen Genossen zu motivieren.

Böses Omen am Stand

Jugendorganisationen sind idealistischer und radikaler als ihre Mutterparteien. Der Juso-Bundesvorsitzende, der in Offenbach (Main) geboren wurde und dort auch lebt, will Milliardäre abschaffen, das Grunderbe für alle und die altehrwürdige SPD wieder rot erstrahlen lassen. Die Stippvisite auf dem Fuldaer Universitätsplatz, wo die Genossen an ihrem Wahlkampfstand schon seit Stunden in der Kälte bibbern, bietet sich an für ein Stimmungsbild: Wie viel SPD kann in Groko oder Kenia drin sein? Türmer, der mit dem Rollkoffer vom Bahnhof an den Universitätsplatz kommt und die Parteifreunde umarmt, wiegelt ab: "Wer mit der Sozialdemokratie antritt, muss den Anspruch haben, auf Platz 1 zu landen. Gerade in den letzten Umfragen sehen wir einen positiven Trend. Für die politische Dating-Show ist nach der Wahl noch genug Zeit."

Statt 15 Uhr wird es 17 Uhr - die Privatisierung der Bahn hält Türmer für einen Fehler ...

Vater Rainer Türmer war unter dem ehemaligen Finanzminister Hans Eichel Beamter ...

Fokus auf Verteilungsgerechtigkeit

Im Grundsatzprogramm der SPD gehört das Bekenntnis zur Marktwirtschaft seit Jahrzehnten zum guten Ton, aber schon Türmers Vorgänger Kevin Kühnert wollte Großunternehmen kollektivieren und plädierte für eine Überwindung des Kapitalismus. Türmer sieht die Mutterpartei auf dem richtigen Weg: "Wir fühlen uns im Kurs der letzten Jahre bestätigt. Die SPD setzt einen klaren Fokus auf Verteilungsgerechtigkeit. Wir müssen die breite Masse, diejenigen, die arbeiten, steuerlich entlasten. Und die Reichsten der Reichen steuerlich belasten. Wir haben uns auch durchgesetzt bei der WG-Garantie: Die Wohnraumkrise belastet vor allem junge Menschen. In einer Studierendenstadt wie Fulda können sich viele eine Wohnung kaum leisten. Wir wollen dafür sorgen, dass Studierende und Auszubildende nicht mehr als 400 Euro für ein WG-Zimmer zahlen."

Die Jusos hatten die Politik der SPD in der Ampelkoalition wiederholt öffentlichkeitswirksam kritisiert. Türmer kann der Arbeit der Koalition trotzdem gute Seiten abgewinnen: "Der Fehler der Ampel war: Weder nach Beginn des Ukrainekriegs noch nach dem Scheitern des Klima- und Transformationsfonds hat man sich auf eine neue Geschäftsgrundlage verständigt. Das Geld für die vielen ambitionierten Projekte war plötzlich weg und die FDP hat auf stur geschaltet, was die Finanzierung betrifft. Gut war der Mindestlohn, die Gaspreisbremse nach Ausbruch des Ukrainekriegs, aber natürlich auch die Fortschritte bei den Erneuerbaren Energien und der Energiesicherheit. Die Strompreise heute sind auf dem Niveau von 2019 - obwohl wir unabhängig werden mussten von russischem Erdgas."

"CDU will deindustrialisiertes Land"

CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz wirbt für eine wirtschaftsfreundliche Agenda mit niedrigeren Steuern und weniger Regulierung. Türmer ist nicht beeindruckt: "Friedrich Merz ist die Karikatur eines konservativen, neoliberalen Politikers. Ich fände es peinlich, wenn der Bundeskanzler wird. Ich will ein modernes Land, das in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit geht. Ich erkenne nur Rückschritt bei der CDU: Merz packt alte Wirtschaftskonzepte von Thatcher aus. Aber in Großbritannien gibt es keine Industrie mehr. Was die CDU fordert, ist der sichere Weg in ein deindustrialisiertes Land. Von diesem Trip müssen sie dringend runterkommen."

Auf dem Politbarometer liegt SPD-Kanzler Olaf Scholz noch hinter AfD-Chefin Alice Weidel. Türmer will lieber in die Zukunft schauen: "Ich lehne mich dagegen auf, den Wahlkampf komplett zu personalisieren. Man muss anerkennen, dass das Scheitern der Ampel an allen Partnern hängenbleibt, natürlich auch am Bundeskanzler. Wir müssen aber mehr darüber sprechen, wo wir als Land hinwollen und das nicht zu einer reinen Bilanzwahl machen. Wenn man sich die Konzepte der Parteien anschaut, sieht man, dass wir mit Olaf Scholz einen klaren Plan dafür haben, wie wir dieses Land wieder zum modernsten in ganz Europa machen. Und wir wollen endlich wieder Fragen der sozialen Gerechtigkeit beantworten - dafür haben wir das beste Angebot." (Marius Auth) +++

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