OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (12)

Generationen-Talk vor Barockstadt-Auftakt: Leon Pomnitz trifft Marco Fladung

Alle Fotos: Marius Auth - Zu Gast beim OSTHESSEN/NEWS-Sportgespräch: Marco Fladung (links) und Leon Pomnitz

03.08.2022 - Der Eine wohnt in Mackenzell, ist 51 Jahre alt, hat in fünf Regionalliga-Spielzeiten für Borussia Fulda in 133 Spielen 54 Tore geschossen und bildete mit Olivier Djappa einen "Traumsturm", der die gesamte Region verzückte - gemeint ist Marco Fladung. Der Andere ist 27 Jahre alt, genoss eine Junioren-Ausbildung beim Bundesligisten1. FC Köln, schießt gerne mal ein Freistoßtor, ist auf der Achter-Position der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz zu Hause, feiert aber erst am Samstag beim Heimspiel gegen Steinbach Haiger sein Regionalliga-Debüt - die Rede ist von Leon Pomnitz. In einem Talk zweier Generationen trafen sie sich jetzt zum OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch. 



Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer mittwochs Sportler aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte, losgelöst vom aktuellen Tagesgeschehen. Heute folgt Teil zwölf der Serie. 

Herr Pomnitz, wussten Sie, dass Ihr Vater Rainer mit Marco Fladung zu Jugendzeiten in Rasdorf in einer Mannschaft gespielt hat? Der Eine soll 60 Tore geschossen haben in einer Saison, der Andere 40...

Leon Pomnitz: Ich wusste, dass sie demselben Jahrgang angehören...

Bleiben wir auf der Nostalgie-Welle. Wie war das damals bei Borussia, Herr Fladung?

Marco Fladung: Unser großer Vorteil war: Aus der gesamten Region hatten wir alle da. Es war einfach eine gute Mischung. Unser Trainer Martin Hohmann hat es super verstanden, die Frauen und Freundinnen der Spieler mit ins Boot zu holen. Da konnte sich die Region wiederfinden. 

Und der Sturm mit Olli Djappa. Warum hat der so funktioniert?

Fladung: Wir haben uns super ergänzt. Er war mehr der Zentrumsstürmer, ich bin viel nach links und rechts ausgewichen und kam von dort her. Ich hatte vielleicht einen gewissen Tor-Riecher. Mein Kopfball war ganz gut. Gelaufen bin ich viel. Der Antritt war noch ganz gut, die ersten Meter gingen, Laufduelle hätte ich aber nicht gewonnen. Es war eine Super-Zeit. Olli war einfach mit dem Rücken zum Tor sehr stark. Den hat keiner weggedrückt. Er hatte ja auch Riesen-Oberschenkel...

Zu wem haben Sie noch Kontakt von der damaligen Mannschaft?

Fladung: Eigentlich nur zu Oliver Happ. Der ist ja Lehnerzer geworden. Wir haben über die Familien ganz guten Kontakt. Unsere Kinder sind in ähnlichem Alter. Früher auch zu Andreas Wischermann, aber der lebt ja mittlerweile im Ausland.


Zur Gegenwart. Herr Pomnitz, der Countdown läuft. Die Zeit bis zum Samstag rückt immer näher. Ist die SG Barockstadt bereit?

Pomnitz: Die Vorbereitung war hart, aber wir sind ohne Verletzte durchgekommen und körperlich fit. Region, Stadt und Verein haben sich die Regionalliga gewünscht. Jetzt wollen wir das Abenteuer angehen.

Und sportlich?

Pomnitz: Wir wollen unsere Linie nicht verlieren. Weiterhin viel Ballbesitz-Fußball spielen. Dass uns das nicht immer gelingen wird, wissen wir. Wir wollen aber auch zügigen und griffigen Pressing-Fußball zeigen und den Gegner zu Fehlern zwingen...

Wenn Sie den aktuellen SGB-Kader mit dem der Hessenliga vergleichen, wie fällt Ihre Einschätzung aus?

Pomnitz: Wir sind jetzt schon doppelt so breit aufgestellt. Ich hab in der Liga noch nicht gespielt, deshalb kann ich nicht so gut beurteilen, ob wir konkurrenzfähig sind. Das wird natürlich zu einem Anpassungsprozess für uns. Wir sind nicht mehr der Favorit - wie noch in der Hessenliga. Umso wichtiger wird sein, geschlossen als Mannschaft aufzutreten und gemeinsam ein Ziel zu verfolgen.

Welchen Eindruck machen die Neuen?

Pomnitz: Unabhängig von der sportlichen Seite passen die Jungs charakterlich hervorragend rein. Daher sind sie bereits integriert und werden uns somit sicherlich weiterhelfen.

Ist die Achter-Position die richtige für Sie? Und: Sie gelten als Perspektiv-Spieler. Was erhoffen Sie sich von ihrer ersten Regionalliga-Saison?

Pomnitz: Auf der Achter-Position habe ich ja auch schon in Köln gespielt. Ich persönlich erhoffe mir von der neuen Saison möglichst viel Spielzeit. Und den Klassenerhalt natürlich. Aber viele von uns arbeiten weiterhin Vollzeit und haben familiäre Verpflichtungen. Trotzdem streben wir den größtmöglichen sportlichen Erfolg an - ohne dabei zu vergessen, dass wir ein Amateur- und kein Profiverein sind. 

Stichwort Vollprofitum. Wäre das eine Alternative, Herr Fladung?

Fladung: Ich weiß nicht, ob das jeder mitmachen würde in unserer Region. Ich glaube, dass da keine richtige Akzeptanz gegeben wäre.

Herr Fladung, wie beurteilen Sie die Arbeit der SG Barockstadt? Wann haben Sie zuletzt ein Spiel gesehen?

Fladung: Ich bin nicht mehr so nahe dran, um das beurteilen zu können. In der vergangenen Saison habe ich beide Spiele gegen Hünfeld gesehen. Dass die SGB dann noch aufgestiegen ist, war schon eine Überraschung. 

War es richtig, auf den Namen SG Barockstadt Fulda-Lehnerz zu setzen?

Fladung: Ich hätte den Namen "Borussia Fulda" nicht hergegeben. Der ist lange eine Marke gewesen...

Abschließend ein Tipp für das Spiel am Samstag...

Pomnitz: Wir wollen natürlich gewinnen. Wir trotzen Steinbach Haiger aber einen Punkt ab. 1:1.
Fladung: Ich tippe auf eine Überraschung. 2:1 für die SG Barockstadt. (wk)

Herr Fladung, Herr Pomnitz, vielen Dank für das Gespräch!

MARCO FLADUNG stammt aus Rasdorf - und spielte dort bis zur B-Jugend, auch mit Leon Pomnitz' Vater Rainer, der aus dem benachbarten Setzelbach kommt. Noch zu Jugendzeiten wechselte Fladung zum Hünfelder SV, kickte dort auch in der Ersten. Der RSV Petersberg war seine nächste Station. Nach dessen Abstieg aus der Oberliga zog es Fladung zu Borussia Fulda, wo er bis 2000 fünf Jahre blieb. Dann ging er erneut nach Hünfeld, Trainer in der Landesliga seinerzeit: Friedhelm Bott. Sein Wechseldatum fiel damals mit dem Hessentag in der Haunestadt zusammen. Er kickte dort bis 2006. Bis er Spielertrainer bei seinem Heimatverein wurde. In dieser Funktion war er später auch in Welkers aktiv. Ehe er für den Rasdorfer SC sogar in der B-Liga nochmals die Schuhe schnürte. Nach wie vor ist er Jugendleiter der TSG Mackenzell. Und das schon zwölf Jahre am Stück. Sein Sohn heißt Dennis, am Donnerstag wird er 19 - seine Tochter Leonie.

LEON POMNITZ kickte zu seiner Juniorenzeit in Eiterfeld. Als B-Junioren zog es ihn zum Hünfelder SV, der unter Trainer Markus Pflanz ein Jahr in der Hessenliga spielte. Als älterer Jahrgang dieser Altersklasse wagte Leon den Sprung zum 1. FC Köln - hier spielte er auch zwei Jahre bei den A-Junioren, sammelte also drei Jahre Erfahrung in der Junioren-Bundesliga West. Zurück in Osthessen, schloss er sich für ein Jahr dem TSV Lehnerz an (Coach: Henry Lesser). Oliver Bunzenthal machte im Borussia Fulda schmackhaft, von 2015 bis 2018 spielte er in der Johannisau. Und seit 2018 für die SG Barockstadt. Pomnitz studierte Lehramt für Mathe und Sport, derzeit ist er Lehrer einer fünften Klasse an der Bad Hersfelder Konrad-Duden-Schule. +++

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