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Kai Heß (links) und Michel Jenchen - Fotos: Finn Rasner

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (61)

Kai Heß und Michel Jenchen: Über die Wiederauferstehung des TSV Neuenberg

28.06.23 - Ein Jahr lang war es still geworden um den TSV Neuenberg. Doch jetzt steht der Fuldaer Traditionsverein wieder auf, zur neuen Saison meldet er wieder eine Mannschaft. Am Sonntag war Feuertaufe:  Der TSV trug sein erstes Fußballspiel nach dieser Pause aus (4:1 gegen DAFKS Fulda). Und am kommenden Wochenende richtet der TSV ein Sportfest aus. Grund genug, die Trainer des Fußballteams zum OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch zu bitten. Gemeint sind Kai Heß und Michel Jenchen. Sie äußern sich zur "Wiedergeburt" ihres Vereins, was sie antreibt, Herausforderungen im neuen Spieljahr und einem gewaltigen Stück Tradition. 

Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 61 der Serie. 

O|N: Wie war das am Sonntag beim Spiel gegen DAFKS. Bei der Wiedergeburt des TSV. Wie hat sich das angefühlt?

Michel Jenchen: Ich hab' ja schon in der Jugend in Neuenberg gespielt. Und habe die Glanzzeiten um die Jahrtausendwende miterlebt. Meines Erachtens war es am Sonntag gut. Wir haben viele neue Spieler - und die müssen integriert werden. Es war besser als gedacht. Ich fand es super. Wir hatten mehr als 100 Zuschauer. Unser Ziel ist es, dass wieder Leben reinkommt in den ganzen Verein.

Kai Heß: Das Spiel ist ja kurzfristig zustande gekommen. Anfang der Woche habe ich angefragt, am Donnerstag kam die Zusage. Uns ging es nicht um das Spiel generell - sondern darum, dass wir einfach mal wieder anfangen. Noch vor unserem Sportfest.

O|N: Ihr startet in der C-Liga Fulda. Wie viele Spieler stehen euch zur Verfügung? Wie groß ist der Kader?

Michel Jenchen: 30 Spieler stark ist er schon: 22 feste Spieler - und sieben oder acht helfen aus, wenn die Not am größten ist. Ja, in der C-Liga, die in der letzten Serie zehn Mannschaften umfasst hat. Oberrode II, unser Gegner vom Freitag, wurde Vize-Meister.

O|N: Wie war das letzte Jahr? Was musstet ihr tun, wie viel Überzeugungsarbeit musstet ihr leisten?

Michel Jenchen: Es war, als wären wir nie weg gewesen. Der TSV hatte ja noch ein paar Leute - mit Maxi Stütz, Anatol Kondratev, Steven Kondratev und Markus Uhl sind es vier. Auch einige, die wir von früher her noch kannten, wie Constantin Roon. 

Kai Heß: Wir haben uns im Winter zusammen gesetzt, mit dem Vorstand geredet - und so ist der Gedanke, dass wir wieder eine Mannschaft stellen wollen, nach und nach gewachsen. Der TSV Neuenberg hat ja eine große Berg- und Talfahrt hinter sich: 2015 Aufstieg in die B-Liga, 2021 Aufstieg in die A-Liga - und 2022 Abstieg und Einstellen des Spielbetriebs. Weil zu wenig Spieler und keine Mannschaft mehr da waren.

O|N: Kai, du bist 2006 in die erste Mannschaft in Neuenberg aufgerückt. Noch als Jugendlicher hast du dein erstes Spiel bestritten. Kannst du dich daran noch erinnern?

Kai Heß: Ja, das war gegen Motten - und wir haben 3:1 gewonnen in Neuenberg. Ich hab' auch ein Tor gemacht: aus 25 Metern volley, der ging so im Bogen rein. 

O|N: Wie lauten eure Ziele?

Michel Jenchen: Das Team zusammenzuhalten. Dass der TSV Neuenberg wieder mit Leben gefüllt wird. 

Kai Heß: Dass die Einheit passt. Nicht, dass es heißt: kommen, gehen und Arsch lecken. Dass der Aufbau klappt. Unter die ersten Vier wollen wir schon.

O|N: Ist der Verein gut aufgestellt und für einen Neuanfang im Fußball bereit?

Michel Jenchen: Absolut. Es ist ein gesunder Verein. Die Spieler bekommen auch eine Trainingsausrüstung. Der Vorstand mit dem 1. Vorsitzenden Peter Hendrich und Andreas Hoffmann ist engagiert und versucht, alles umzusetzen. Er hört sich unsere Ideen und Vorstellungen an. 

O|N: Wie ist euer persönliches Gefühl beim Neuaufbau? Fühlt ihr euch etwa als Sozialarbeiter?

Michel Jenchen: Auf gar keinen Fall. Wir haben viele Freunde als Fußballkollegen. Mit Constantin Roon habe ich beispielsweise schon 1994 zusammen gespielt. Da war mein Vater Peter noch Trainer. Wir wollen eine Gemeinschaft.

Kai Heß: Wir haben uns den Schritt gut überlegt. Das passt alles. Wir haben eine Idee. Und wir wollen was aufbauen. 

O|N: Am kommenden Wochenende habt ihr Sportfest. Am Freitag geht's los. Zwei Spiele stehen an. Das neue Team des TSV spielt ab 17 Uhr gegen Oberrode II. Wie sind die Aussichten?

Michel Jenchen: Das ist schon eine Herausforderung und so etwas wie eine Standortbestimmung für uns. Oberrode II ist stark und hat immer vorn mitgespielt. 

O|N: Im Anschluss trifft im Traditionsspiel, das um 19 Uhr beginnt, die ehemalige Landesliga-Mannschaft des TSV Neuenberg auf die "Legenden" von Borussia Fulda. Hört sich nach großem Kino an ...

Michel Jenchen: Ja. Von Borussia haben wir jetzt keine Namen. Aber von uns: Frank Jökel, Achim Winkow, Roland Vogler, Christian Bayer, Stefan Bayer, Tamer Alipek, Thorsten Zenker, Mathias Gulinski, Uwe Klug, Marco Link, Christoph Wirth, Andreas Schäfer, Markus Wingenfeld, Alexander Schuster, Sascha Dittrich.

O|N: Was habt ihr vor in der Saison-Vorbereitung?

Michel Jenchen: Viele Freundschaftsspiele. Die Gegner stehen fest. Mit Freundschaftsspielen holst du dir ja Selbstvertrauen und Fitness. In acht Tagen haben wir fünf Spiele.

Kai Heß: Nach dem Sportfest geht's los. Bis zum ersten Spiel der Saison in der zweiten August-Woche bleiben uns sechs Wochen Vorbereitung. Drei bis vier Einheiten pro Woche. Gegner sind Aschenberg United, Thalau II, Dalherda II, Kleinlüder/Hainzell II, Hosenfeld II oder Büchenberg II. Ein Pokalspiel müssen wir auch noch reindrücken.

O|N: Wie war das zur großen Zeit des TSV Neuenberg? Mit Wingenfeld & Co in der Landesliga?

Kai Heß: Die Mannschaft hatte ja den Durchmarsch hingelegt - und ist von der B-Klasse bis in die Landesliga aufgestiegen. Mit Wingenfeld - sogar der 1. FC Köln hatte ja mal Interesse an ihm - dem schnellen Außen Roland Vogler, Jens Poppowitsch oder Thomas Reith ...

O|N: Warum ist der Verein so tief gefallen?

Michel Jenchen: Da kam eins zum Anderen. Die finanzielle Lage. Der Rücktritt der kompletten Abteilungsleitung. 2001 hat sich der TSV aus der Landesliga zurückgezogen - das letzte Spiel, ein 4:1 gegen den SV Hofbieber, ist noch in guter Erinnerung - und hat sich zu einem Neuanfang in der B-Liga entschieden. 2002 stieg er mit neuer Ausrichtung, auf die Jugend zu setzen, unter den Trainern Peter Jenchen und Tamer Alipek in die A-Liga auf. 

O|N: Bis es im vergangenen Jahr erneut zu einem Rückzug kam. Was spricht dafür, dass der TSV Neuenberg seine Mannschaft nicht wieder abmelden muss vom Spielbetrieb. Wann kehrt Kontinuität ein? Und was muss dafür getan werden?

Michel Jenchen: Unser Konzept. Das Team, das wir aufbauen wollen. Nicht nur für ein Jahr. Für Jahre. (wk)

Zur Person

MICHEL JENCHEN ist 37 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist Vertreter im Außendienst. Beim Haimbacher SV begann er zu kicken - bei den Bambini. Ab der C-Jugend zog es ihn zum TSV Neuenberg. Dann wechselte er zur SG Löschenrod - und wieder zurück nach Neuenberg. Bis 2020 blieb er hier - und schloss sich, zusammen mit Kai Heß, Frischauf Fulda an. Dort wurde er B-Liga-Meister - und ging jetzt nach Neuenberg zurück. "Hier will ich bleiben bis zum Ende", sagt er heute.

KAI HEß hat vier Kinder und ist alleinerziehend. Er wohnt in Thalau. Heß stammt vom Aschenberg in Horas. Dort fing er auch mit dem Fußball an und spielte bis zur C-Jugend, als es ihn nach Neuenberg zog. Der TSV hatte in der Jugend seinerzeit eine Spielgemeinschaft mit Maberzell und Gläserzell. Nicht nur seine Jugend-Zeit blieb er beim TSV - seit 2006 kickte er für die Männer. Bis er 2020 - mit Michel Jenchen - zu Frischauf wechselte. Auch Heß kam jetzt wieder. Und hat einiges vor. +++

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