Fabian Schaub war vor seinem Abschiedsspiel noch mal zu Gast in der O|N-Redaktion - Fotos: Marius Auth

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (98)

Fabian Schaub: "Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge"

10.07.24 - Fabian Schaub (34) prägte den osthessischen Fußball in den letzten 20 Jahren wie kaum ein anderer. Am Sonntag (11:30 Uhr) tritt die Legende des SV Flieden mit einem Abschiedsspiel endgültig von der Fußballbühne ab. Mit welchen Gefühlen er auf diesen Tag blickt, was er am meisten am Fußball vermissen wird und warum er dem SV Flieden immer treu geblieben ist, erzählt er vorher im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch.

Im O|N-Sportgespräch lassen wir Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 98 der Serie.

O|N: Fabi, am Sonntag ist es so weit. Dein letztes Spiel als Fußballer steht an. Wie blickst du diesem Tag entgegen?

Fabian Schaub: Seit Montag ist schon eine andere Anspannung da, weil ich weiß, dass jetzt die Woche gekommen ist. Ich freue mich darauf, aber es ist auch ein mulmiges Gefühl dabei. Die ganze Zeit wusste ich, dass ich noch ein Spiel habe, jetzt wird mir so langsam bewusst, dass es am Sonntag dann endgültig vorbei ist. Es wird bestimmt sehr emotional.

O|N: Freust du dich über diesen großen Rahmen, den der Verein dir gibt oder wäre die ein stiller Abschied lieber gewesen?

21 Jahre spielte Schaub für Flieden Archivfoto: ON

Schaub: Am Anfang, als der Verein mit dieser Idee an mich herangetreten ist, war ich eigentlich erst dagegen. Ich wollte wie jeder andere auch nach dem letzten Saisonspiel verabschiedet werden. Je länger ich aber darüber nachgedacht habe, desto schöner fand ich die Idee. Ich freue mich sehr, dass der Verein mir diese Wertschätzung entgegenbringt.

O|N: Erklär mal kurz, warum du den Entschluss gefasst hast, mit dem Fußball aufzuhören?

Schaub: Vor rund zweieinhalb Jahren hatte ich nach einem Spiel extreme Schmerzen im Achillessehnenbereich. Ich war dann bei verschiedenen Ärzten, um feststellen zu lassen, was das ist. Ein Arzt aus Wiesbaden hat dann Arthrose im fortgeschrittenen Stadium im rechten Fuß diagnostiziert. Er hat mir dringend geraten, mit dem Sport aufzuhören. Ich wurde dann operiert und hatte die Schmerzen in der vergangenen Saison auch ganz gut im Griff, aber ich quäle mich schon sehr nach Spielen und Trainingseinheiten. Dazu kommt, dass wir noch mal Nachwuchs bekommen haben und meine Frau während der Saison oft alleine mit den Kindern war. Die Entscheidung aufzuhören, war eine Mischung aus diesen beiden Gründen.

O|N: Wie schwer ist dir diese Entscheidung gefallen? Sportlich warst du ja noch ein absoluter Leistungsträger.

Schaub: Sie ist mir schon schwergefallen, aber vor fünf, sechs Jahren wäre es mir noch deutlich schwerer gefallen. Wenn ich sehe, dass die Kinder weinen, wenn ich aufs Training fahre, geht mir das auch ans Herz. Von daher gehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Aber klar ist, der Fußball und die Jungs werden mir schon fehlen. Deshalb will ich auch ab und an mal mittrainieren, einfach um den Kontakt zu den Jungs zu halten.

"Am Anfang, als der Verein mit dieser Idee an mich herangetreten ist, war ich eigentlich ...

"Fußball sollte für mich das Hobby bleiben."

"Ich werde ab und an mal mittrainieren, einfach um den Kontakt zu den Jungs zu halten." ...

O|N: Was wird dir am meisten fehlen?

Schaub: Wahrscheinlich die Kameradschaft in der Kabine. Mit den Jungs einen Schoppen zu trinken oder einfach in der Kabine mal ein bisschen zu schnacken, das war schon immer toll. Aber natürlich wird mir auch das Spiel an sich fehlen. Zwar jetzt nicht die Schweineeinheiten in der Vorbereitung, aber die Eckchen und das Abschlussspiel definitiv (lacht).

O|N: Du warst 21 Jahre lang in Flieden, bist dem Verein immer treu geblieben. Was macht den SV Flieden so besonders, dass du nie mal eine neue Herausforderung gesucht hast?

Schaub: Ich hab mich einfach immer pudelwohl in Flieden gefühlt. Es waren immer Charaktere im Verein, mit denen ich mich identifizieren konnte. Bodenständige Jungs eben, das hat mir immer riesig viel Spaß gemacht. Dazu kommt das ganze Umfeld mit den Fans, dem Platz am Weiher und den Verantwortlichen um die Familie Happ, die den Verein immer sehr familiär geführt haben. Außerdem haben wir oft Hessenliga gespielt, da gab es keinen Grund, regional zu wechseln.

O|N: Es gab aber auch Angebote von Hessen Kassel, Eintracht Frankfurt II oder Eintracht Stadtallendorf, als dort noch Regionalliga gespielt wurde. Hat dich das nie gereizt?

Schaub war mit seinen Toren lange Jahre eine Art Lebensversicherung für den SV Flieden ...Archivfotos: ON

Schaub: Immer wenn so eine Anfrage kam, habe ich mich damit beschäftigt, einfach schon, weil ich es als Wertschätzung empfunden habe. Aber ich habe auch früh meine Priorität auf das Berufliche gelegt. Außerdem haben meine Frau und ich zu der Zeit auch angefangen zu bauen. Da wäre es einfach schwer geworden, alles unter einen Hut zu bekommen. Fußball sollte für mich das Hobby bleiben. Und in Flieden konnte ich auf einem guten Amateurniveau Fußball spielen und abends auch mal feiern gehen, wenn ich wollte.

O|N: Welche Spiele in deinen 21 Jahren werden dir immer in Erinnerung bleiben?

Schaub: Maik Voll hat immer gesagt, wenn man ein Derby gewinnt, bleibt das immer in Erinnerung. Als Borussia Fulda in die Hessenliga aufgestiegen ist und das erste Saisonspiel bei uns hatte, war vorher nur die Frage, wie hoch wir verlieren. Wir haben dann vor über 3.000 Zuschauern 2:0 gewonnen. Auch Lehnerz haben wir am ersten Spieltag am Weiher mal 2:0 geschlagen. Diese Spiele werde ich nie vergessen. Unvergesslich war auch die Partie am letzten Spieltag gegen Hessen Kassel. Wir mussten gewinnen, um die Klasse zu halten, Kassel musste gewinnen, um aufzusteigen. Am Ende haben wir 1:2 verloren, ich hatte noch das 1:0 gemacht. Und wir hatten mal zwei ganz wilde Wochen, in denen wir erst den FSV Frankfurt II mit 7:2 und dann Wehen Wiesbaden II 7:5 geschlagen haben. Gegen Frankfurt habe ich vier Tore geschossen. Aber wenn ich länger darüber nachdenken würde, würden mir sicherlich noch mehr einfallen.

O|N: Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus? Willst du erstmal ein wenig Abstand vom Fußball gewinnen oder sieht man dich regelmäßig als Zuschauer am Weiher?

Meik Voll wird am Sonntag Trainer sein

Schaub: Ich werde schon regelmäßig die Mannschaft als Fan unterstützen. Es sind ja auch noch viele Kumpels dabei, zu denen ich den Kontakt halten will. Aber wenn jetzt die Mama Geburtstag hat, geht das natürlich vor (lacht).

O|N: Du hast vergangene Saison als Co-Trainer von Mike Gaul schon einmal ins Trainergeschäft reingeschnuppert. Ist das etwas, was du dir für die Zukunft vorstellen kannst?

Schaub: Aktuell nein, weil das Jahr, auch wenn ich nur Co-Trainer war, schon sehr an den Nerven gezerrt hat. Sportlich war die Saison gerade in der Hinrunde nicht so prickelnd, da haben sich viele was anderes vorgestellt. Und wenn es nicht läuft, kriegt man als Trainer natürlich viel Gegenwind ab, da wird schon ordentlich gegen einen geschossen. Das ist aber kein kategorisches Nein. Dass ich in Zukunft noch mal was in dem Bereich mache, will ich jetzt nicht ausschließen. Aktuell liegen die Prioritäten aber auf der Familie.

O|N: Am Sonntag spielst du mit einer ganzen Reihe an ehemaligen Weggefährten und Freunden gegen die aktuelle Mannschaft des SV Flieden. Wer ist alles dabei?

Schaub jubelt mit seinen Kumpels Marc Röhrig und Andre Leibold. Beide sind am Sonntag ...

Schaub: Als klar war, dass es ein Abschiedsspiel geben wird, habe ich eine WhatsApp-Gruppe mit ein paar Spielern gegründet, um zu fragen, ob das Datum passt. Mir sind dann nach und nach immer noch weitere Namen eingefallen, die dabei sein sollten. Wir haben jetzt sogar Trikots bestellt. Ich will jetzt nicht alle aufzählen, weil ich am Ende noch einen vergesse. Aber was mich besonders gefreut hat, ist, dass niemand abgesagt hat - und das, obwohl die Ferien an dem Wochenende starten. Es sind auch nicht nur alte Fußballkollegen, sondern zum Beispiel auch mein bester Kumpel Lukas Auth oder mein Schwager dabei, die beide nichts mit Fußball zu tun haben. Mein Schwager kennt nicht mal die Regeln. Ich denke, wir haben eine coole Truppe zusammen und können hoffentlich so gut dagegenhalten, dass wir nicht komplett abgeschossen werden (lacht).

O|N: Fabi, vielen Dank für das Gespräch und ein schönes Abschiedsspiel am Sonntag. (fh)

Die Mannschaft von Fabi & Friends:

Julian Ankert, Lukas Auth, Freddy Braun, Andreas Drews, Daniel Freidhof, Marco Gaul, Sascha Gies, Marc Götze, Lukas Hagemann, Lukas Hohmann, Nico Hohmann, Christian Köhler, Andre Leibold, Julian Möller, Sebastian Pfeiffer, Marc Röhrig, Daniel Rother, Sascha Rumpeltes, Stefan Dietz, Andreas Wehner, Steffen Witzel, Manuel Zaczyk, Dennis Möller.

Trainer: Meik Voll
Betreuer: Pascal Steinberger
Physio: Sven Gerbig +++

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