
Nenad Mioc: Hünfelds neuer Coach trainierte schon Wimbledon-Stars
11.05.22 - Tennis-Trainer Nenad, genannt "Neno", Mioc hat sich seine Leidenschaft zum Tennis bewahrt. Der 51-Jährige verschreibt sich seinen Aufgaben mit Haut und Haaren. Auch der beim TC Blau-Weiß Hünfeld. Bei dem er seit Beginn dieses Monats zum zweiten Mal tätig ist. Schon sein erstes Engagement in der Haunestadt hatte Spuren hinterlassen. Im OSTHESSEN/NEWS-Sportgespräch äußert er sich über strukturelle Probleme im Jugendbereich in Osthessen, den Reiz in Hünfeld, seine Liebe zum Tennis und vieles mehr. Und er hat seinen Chauffeur mitgebracht, den einstigen Hünfelder Gruppenliga- und Kronberger Regionalligaspieler Andreas Weber (35).
Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer mittwochs Sportler aus verschiedenen Sportarten unserer Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte, losgelöst vom aktuellen Sportgeschehen. Hier nun Teil zwei der neuen Serie.
O|N: Herr Mioc, von 1995 bis 2000 waren Sie schon einmal in Hünfeld tätig. Wie kam es, dass Sie erneut hier gelandet sind?
Nenad Mioc: Wegen der guten Kontakte bin ich wieder nach Hünfeld gekommen, vor allem zu Andy Weber und Tobias Schäg sind sie nie abgerissen. Ich bin hier herzlich aufgenommen worden. Mein Sohn Marco, der in Erlangen studiert, hat in Hünfeld ein paar Jugendturniere gespielt und mehrfach an der JOB AG teilgenommen.
Was reizt Sie an der Aufgabe in Hünfeld?
Mioc: Ich möchte versuchen, etwas zu bewegen. Versuchen, den Verein wieder dahin zu bringen, wo er schon mal war. Hünfeld war der drittgrößte Verein in Hessen. 186 Jugendliche waren damals im Training. Heute sind es 45.
Liegt die Jugendarbeit im Argen? Oder gibt es strukturelle Probleme?
Mioc: Eher nicht. Aber die guten Jugendlichen, die da sind, sind gezwungen, nach Hanau oder Frankfurt zu fahren, wo sie höherklassig spielen können.
Sehen Sie Ansatzpunkte oder Lösungsvorschläge?
Mioc: Es gibt noch keinen Anlaufpunkt, wo die Talente trainieren. Und es geht ja nicht nur ums Training. Es geht um die gesamte Situation. Mit Steve Guy, der Profitennis gespielt hat und einst die Nummer 90 in der Welt war, sowie mit Koloman Grgic haben wir in Fulda ja zwei gute Trainer.
Zu Ihnen, Herr Mioc. Wie sehen Sie Ihren Job in Hünfeld? Was gehört dazu?
Mioc: Alles. Die ganze Struktur. Man kann und darf sich nicht nur die Rosinen rauspicken. Alle Mitglieder bezahlen. Und alle verdienen Aufmerksamkeit, Beachtung und Training. Ich war immer Vereinstrainer. Und das ist immer mein Prinzip gewesen. Ein guter Trainer ist in erster Linie ein guter Diener.
Spielen Sie eigentlich selbst noch?
Welche Rolle spielt Tennis in Ihrem Leben? Wie sind Sie dazu gekommen?
Mioc: Seit 31 Jahren gibt's nicht anderes als Tennis. Das war die erste und auch wahre Liebe. Wie ich dazu gekommen bin, ist eine gute Frage. Als Kind hatte ich sehr viele Energien in mir. Mir wurde geraten, mir eine Sportart zu suchen. Im Tennisclub in Split gab es eine Ausschreibung. Der Sport hat mich sofort mitgenommen. Obwohl mein Vater wollte, dass ich Fußballer werde...
Sie haben mit Profis gearbeitet. Mit welchen?
Mioc: Mit Antonio Sancic zum Beispiel. Der war mal in Wimbledon im Doppel-Achtelfinale. In der Einzel-Weltrangliste war er an Position 130. Oder Cedric Marcel Stebe, der mal vom Württembergischen Tennisbund ausgemustert wurde. Zwei Jahre später, war er Nummer sechs der U18-Weltrangliste. Aktuell startet er ein Comeback. Oder mit Simon Greul, der mal Nummer 50 der ATP-Tour war und den bekannten US-Amerikaner Andy Roddick geschlagen hat. Es gibt noch einige. Chiara Scholl, 150 auf der WTA-Tour war ihre beste Platzierung. Und Lucia Krezelj, die mit 16 Spielerin des Jahres war.
Herr Weber, charakterisieren Sie Herrn Mioc doch mal...
Weber: Eine sehr loyale Person. Man kann sich auf ihn verlassen. Er steht zu seinem Wort. Fachlich ist er sehr gut. Auf der anderen Seite etwas stur. Doch er weiß, wovon er spricht. Wenn er einen Weg im Kopf hat, möchte er ihn voranbringen. Eine Anekdote: Als Zwölfjähriger - da war ich schon Hessischer Meister - sagte er mir einmal, ich hätte einen falschen Vorhandgriff. Ich hab' es damals nicht verstanden. Doch er kam und hat mir gesagt: Die Vorhand wird auf jeden Fall umgestellt. Und sie wurde umgestellt. Sie wurde einer meiner besten Schläge.
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