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Marius Köhl - Fotos: Finn Rasner/Henrik Schmitt

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (70)

Marius Köhl: Multi-Kulti, brasilianische Rhythmen und DFB-Pokal

08.09.23 - Marius Köhl macht zunehmend auf sich aufmerksam in der Fußball-Regionalliga. Nicht nur bei seiner SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, der er seit Beginn dieser Saison angehört. Und nicht erst durch seinen Dreierpack beim 4:1-Sieg gegen den Aufsteiger TuS Koblenz vom vergangenen Samstag. Auch durch seine Spielweise, aus seinen Dribblings heraus an den Ketten zu zerren. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch gibt er über sein Leben im Studentenwohnheim an der Seite seiner Mitspieler Leon Petö und Matheus Beal Auskunft, über brasilianische Musik, über das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen - und vieles mehr. 

Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 70 der Serie. 

O|N: Anfangs hat Dein Kapitän Patrick Schaaf zwei - nicht ganz so ernst gemeinte - Fragen an Dich. Die erste: Hast Du Dich schon bei Kevin Hillmann und den Kollegen bedankt, dass sie Dir im Rückspiel gegen die SGB in der letzten Saison ein Tor geschenkt haben?

Marius Köhl: Nee. Tatsächlich noch nicht. Ich war völlig frei. Aber bedanken kann ich mich ja noch. Es war das Rückspiel zwischen Rot-Weiß Koblenz und der SGB im Oberwerth-Stadion. Nach einem Eckball für Fulda kam der Ball zu mir - und ich bin frei aufs Tor zugelaufen. Das war das 2:1 für uns.

O|N: Die zweite Frage des Kapitäns: Wer bekommt im Eckchen die meisten Tunnel?

Köhl: Das ist schwierig. Wir haben immer zwei: eines mit den Jüngeren, eines mit den Erfahrenen. Ich würde einfach mal Leon Petö sagen. Ich glaube nicht, dass er mich meint. 

O|N: Patrick Schaaf ist ja ein guter Kapitän, oder?

Köhl: Ich hatte noch nie so einen Kapitän wie ihn. Ich war sofort begeistert von seiner Art und Weise. Vor allem von der Ansprache vor dem Spiel. 

O|N: Hast Du Dich am Wochenende oder danach eigentlich gezwickt, als Du drei Tore gemacht hattest für Deinen neuen Verein?

Köhl: Gezwickt hab' ich mich tatsächlich nicht. Ich musste das erst einmal realisieren. Im Spiel merkt man das ja gar nicht so, da geht's schnell. Ich habe mich gefreut über den Dreierpack - aber im Fußball geht alles sehr schnell. Am Samstag geht's ja weiter, und es bringt ja nichts, wenn ich da eine große Chance oder den Sieg vergebe. Mein Vater Markus sagt immer: Einen Tag kann man sich freuen. 

O|N: Hattest Du zuvor in Deiner Laufbahn schon mal einen Dreier erzielt?

Köhl: Nee. Im Herrenbereich noch nie. Früher in der Jugend mal. 

O|N: Bei wie viel Toren stehst Du jetzt für die SGB? Bei vier oder fünf?

Köhl: Manche sagen vier, manche fünf. Je nachdem, wer mein 1:0 gegen Homburg zählt. Da hatte ich ja den Eckball geschossen, der zum Tor geführt hat. 

O|N: Musstest Du einen ausgeben innerhalb der Mannschaft?

Köhl: Soweit habe ich noch gar nicht gedacht. Bisher hat mir keiner was gesagt. Wenn das einer tut, werde ich es auch machen. Eine gute Idee.

O|N: Wie siehst Du Deine Rolle im Team?

Köhl: Ehrlich gesagt, so richtig habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Vom ersten Tag an versuche ich mich unterzuordnen. Ich habe mir vorgenommen, einfach Gas zu geben. Ich versuche, dem Team zu helfen. Mit Toren oder Vorlagen. 

O|N: Was ist möglich für die SGB in dieser Saison?

Köhl: Da sollte man sich nicht so Gedanken machen. Egal, wie wir in die Saison reingestartet sind - wir haben nur im Kopf, dass wir in der Liga sind. Wir sollten von Spiel zu Spiel denken. Wenn dann ein Platz im vorderen Bereich rausspringt, wäre das schön. Wir können gegen jeden gewinnen in der Liga - aber auch gegen jeden verlieren. Das hat man auch an den ersten Spieltagen gesehen. Die Liga ist sehr ausgeglichen. 

O|N: Wie nimmst Du die Atmosphäre im Team wahr?

Köhl: In Saarbrücken, wo ich aus der Jugend aufgerückt bin in den Herrenbereich, war ich der junge Spieler, der alles machen musste. Hier in Fulda war ich vom ersten Tag an willkommen. Mich nimmt jeder richtig gut auf. Jeder ist nett. Hier habe ich keine Probleme. Der Teamspirit ist ganz anders als in anderen Teams. Die Atmosphäre ist super. Es macht Spaß, mit den Jungs zu kicken. 

O|N: Wie siehst Du Eure Chancen am Samstag bei Hessen Kassel?

Köhl: Hessen Kassel spielt jetzt ein bisschen besser. Letztes Jahr im Winter haben sie ja Sercan Sararer geholt. Den habe ich kennengelernt, als wir mit Saarbrücken gegen Türkgücü Müchen gespielt haben. Doch wenn wir das machen und abrufen, was wir zuletzt gezeigt haben, sind unsere Chancen gut. Wir wollen hinten gut stehen und unsere Chancen reinmachen. Dann können wir auch gewinnen. 

O|N: Hast Du Dich in Fulda eingelebt? Was hältst Du von der Stadt?

Köhl: Gut habe ich mich eingelebt. Ich wohne im Studentenwohnheim. Von der Stadt habe ich noch nicht ganz so viel gesehen. Ich hab' mal Minigolf gespielt, war ein paarmal essen - und spazieren mit meiner Freundin, wenn die von Saarbrücken hier hochgekommen ist. Sie ist im Sommer erst mit der Schule fertig geworden und fängt jetzt ein Studium an. Erst in Frankfurt, glaube ich, dann in Darmstadt. 

O|N: Du wohnst allein im Studentenwohnheim?

Köhl: Nein, Leon Petö und Matheus Beal wohnen im gleichen Gebäude. Mir machen viel zusammen. Mittwochs haben wir trainingsfrei. Da gehen wir dann schwimmen und was essen. Wir haben uns gedacht, wir müssen die Chance nutzen, um noch mal ins Schwimmbad zu gehen. 

O|N: Was machst Du eigentlich so in Deiner Freizeit? 

Köhl: Ich unternehme gern was mit Freunden. Bin gern im Schwimmbad, gehe Billard spielen, bowlen oder ins Fitnessstudio. Oder ich höre gerne Musik. Viel englischen Rap. Oder auch deutschen. Ich lasse mich gern inspirieren von Musik. Von Matheus habe ich ein bisschen brasilianische Musik gezeigt bekommen. Ein bisschen Multi-Kulti ist ganz gut. 

O|N: Welche Schlagzeile würdest Du gern lesen über Dich und die SGB - nach dem Spiel am Samstag in Kassel und am Ende der Saison?

Köhl: Köhl mit erneutem Hattrick. Das wäre eine Traumvorstellung. Auf jeden Fall: Fulda besiegt Kassel. Und am Ende der Saison: Überraschungs-Team Fulda unter den Top 5. Das würde ich unterschreiben. 

O|N: Ihr habt mal mit dem 1. FC Saarbrücken im DFB-Pokal-Halbfinale gestanden. Und gegen Bayer Leverkusen gespielt. Mit Dir in der Startelf?

Köhl: Nein, nein. Ich war nur gegen Karlsruhe im Viertel- oder Achtelfinale mal im Kader. Gegen Leverkusen haben wir damals in meinem Geburtsort Völklingen gespielt, weil der Ludwigspark umgebaut wurde.

O|N: Stimmt es, dass Du eigentlich Polizist werden wolltest?

Köhl: Ja. Ich war schon beim Einstellungs- und Sporttest. Musste aber absagen, weil ich es lieber im Fußball versuchen wollte. (wk) 


Zur Person

MARIUS KÖHL ist 22 Jahre jung und wurde in Völklingen im Saarland geboren. Seine erste Fußball-Station war die FSG Bous. Schon als Dreijähriger begann Marius zu kicken. Sein Vater Markus begleitete ihn lange - auch als Trainer im Nachwuchsbereich. Bei den D-Junioren angekommen, wechselte er zum FV 09 Schwalbach, von dort in der U14 und U15 nach Elversberg, später bei den B-Junioren zur JFG Saarlouis. Zweimal absolvierte er ein Probetraining beim 1. FC Saarbrücken - ehe es im dritten Anlauf klappte. Zwei Jahre spielte er dort in der U19, später bei den Profis - unter Trainer Oliver Schäfer. 

Marius flog auch mit ins Trainingslager in die Türkei - bis dort Corona ausbrach. Ausgerechnet da bekam er einen Vertrag. Doch die geringe Spielpraxis stand ihm im Weg. Er wurde "aussortiert", mit einigen Anderen musste er einzeln trainieren. "Eines Tages hat mich mein Berater angerufen und mir gesagt: Du kannst Dich ausleihen lassen." Er ging zu Rot-Weiß Koblenz, von dort zurück nach Saarbrücken, wo es unter Trainer Uwe Koschinat etwas besser lief als zuvor. Marius feierte auch sein Startelf-Debüt mit Saarbrücken in Verl. Aber er musste sehen, wo er bleibt. "Bald habe gemerkt, dass mich das nicht weiterbringt. Du musst öfter spielen und brauchst Deine Minuten." Er ging nach Koblenz zurück. Bis ihn Atilla Güven, Ex-Co-Trainer der SG Barockstadt, anrief - und Marius Köhl bald darauf mit Cheftrainer Sedat Gören sprach. +++

 

 

 



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