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Timo Möller, Trainer des TSV Künzell - Fotos: Marius Auth

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (24)

Timo Möller: Offenes Visier. Klare Kommunikation. Nehme die Spieler mit

19.10.22 - Er ist aktueller Trainer des Fußball-Gruppenliga-Zweiten TSV Künzell, hat beste Erinnerungen an seine letzte Station SG Bronnzell - und er stammt aus dem knapp 250 Einwohner zählenden Fuldaer Stadtteil Lüdermünd. Die Rede ist vom 39-jährigen Timo Möller. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch äußert er sich zur sportlichen Situation in Künzell, was den Verein so stark macht, dessen Ausrichtung und seine Zeit an der Heppeau in Bronnzell. 

Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Sportler aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte, losgelöst vom aktuellen Tagesgeschehen. Heute folgt Teil 24 der Serie. 

Wie hat sich der 2:1-Sieg am Sonntag in Hofbieber angefühlt?

Timo Möller: Dass wir in der 93. Minute noch den Elfer gezogen haben, den unser Kapitän Julian Parzeller verwandelt hat, war zu diesem Zeitpunkt natürlich etwas glücklich. Wenn man die Spiel- und Chancenanteile bewertet, war der Sieg aber verdient. Wenn ich es einem gegönnt hätte, gegen uns zu punkten, dann Hofbieber. Die Gelb-Rote Karte gegen Niklas Schuhmann, der auch in toller Manier das Führungstor erzielt hatte, hat uns natürlich in die Karten gespielt. Doch was uns betrifft: Wir haben das Spielglück zurückbekommen.

Der TSV Künzell hatte zu Beginn der Saison elf Spiele in Serie nicht verloren - dann in Oberzell und auf eigenem Platz gegen Kerzell gleich zweimal. Wie seid ihr damit umgegangen?

Möller: Es wurde ja schon gemunkelt: Jetzt bricht Künzell wieder ein. Für mich und uns war das ganz normal. Richtig stark haben wir beim 2:0 in Eiterfeld gespielt, die Partien in Hohe Luft und Horas (jeweils 1:1) waren unsere schlechtesten Spiele.

Der TSV steht auf Platz zwei. Punktgleich mit dem Dritten Eiterfeld - drei Punkte hinter Spitzenreiter Freiensteinau. Kann man Künzells Entwicklung der jüngsten Zeit als Höhenflug bezeichnen?

Möller: Höhenflug weiß ich jetzt nicht. Nach dem ersten "Corona-Jahr" wären wir ja wohl abgestiegen - und dass wir es jetzt von der Punkteausbeute so gezogen haben, ist natürlich klasse. Es ist aber auch das Ergebnis einer sehr guten Struktur unserer Mannschaft, die mit Andreas Drews und Marco Gaul zwei erfahrene Eckpfeiler besitzt und mit vielen jungen Spielern aufwartet. Die Mischung ist sehr gut. Auch Teamgeist und Zusammenhalt. Das ist ein ganz großes Plus. 

Du warst, ehe du die Erste übernommen hast an den Tannen, ein Jahr Trainer der A-Junioren in Künzell. War die gute Entwicklung zu erwarten?

Möller: Auf kurz oder lang ja. Der TSV Künzell macht über Jahre eine sehr gute Jugendarbeit. Er holt sich jetzt die Ernte. An dieser Entwicklung besitzt der gesamte Vorstand großen Anteil. Das sind überragende Leute, die dort arbeiten. Und dass ich die erste Mannschaft übernommen habe, ist auch das Verdienst von Rudi Schramm. Er hat mich regelrecht bekniet. Das war der Ursprung. Wir kennen uns sehr gut. Seine Frau, Martina Schmitt, ist aus meinem Geburtsort Lüdermünd.

Wie war das für dich, von der A-Jugend hin zu den Männern zu wechseln?

Möller: Zunächst hatte ich Lust auf A-Jugend. Am 14. Dezember letzten Jahres habe ich die Anfrage erhalten, am 15. haben wir uns zusammengesetzt - und am 16. habe ich zugesagt. Und ich habe den Schritt nicht bereut. Es hat unheimlich Spaß gemacht. Wir konnten fünf Spieler hochziehen für diese Saison in den Seniorenbereich: Philipp Kraus, Tom Ende, Valentin Bullemer, Marius Arnold und Louis Paul. Die Umstellung war nicht schwer, weil ich es aus meiner Bronnzeller Zeit aus dem Seniorenbereich komme.

Wie ist deine Arbeitsweise? Gibt es Prinzipien? 

Möller: Offenes Visier. Klare Kommunikation. Ich nehme die Spieler mit. Wir diskutieren über gewisse Sachen. Das ist mir ganz wichtig, dass die Spieler ihre Meinung sagen. Ich bin nicht der große Zampano. 

Du hast schon Dinge genannt, die das Gruppenliga-Team kennzeichnen. Angenommen, jemand würde den TSV nicht kennen - würdest du etwas hinzufügen? 

Möller: Unwahrscheinlich gutes Teamverhalten. Das ist bei den Spielern zusammengewachsen. Es sind viele einheimische Spieler darunter. Gute, junge Spieler, deren Entwicklung ausbaubar ist. Die Kameradschaft ist außergewöhnlich.

Was ist möglich in dieser Saison für den TSV Künzell?

Möller: Wir wollen jetzt alles mitnehmen, was geht. Und hoffen, dass wir weiterhin so gut zusammenarbeiten und uns entwickeln. Zum Glück hatten wir bisher wenig Verletzungen. 

Wie stellt sich die Gruppenliga aus deiner Sicht dar?

Möller: Sie ist doch ziemlich ausgeglichen. Das sieht man auch an den Ergebnissen. Man kann nie sagen, wenn man gegen eine Mannschaft spielt, die unten steht in der Tabelle: Der Dreier ist sicher. Du musst immer 100 Prozent geben.

Angenommen, ihr schafft den Aufstieg. Seid ihr schon Verbandsliga-tauglich?

Möller: (lacht) Wir wollen eher nicht über die Verbandsliga sprechen. Das ist zu früh, um so etwas zu sagen. 

Welche Ausrichtung oder Philosophie verfolgt der TSV Künzell?

Möller: Das Ziel ist ganz klar: So viele Nachwuchsspieler wie möglich nach oben zu bringen. Wir wollen den TSV auf kurz oder lang zu Stabilität und unter die Top Sechs der Gruppenliga bringen. Das ist langfristig angelegt. Wichtig und die Grundlage ist, dass im Vorstand alle funktionieren. Und das ist derzeit der Fall.

Der TSV Künzell ist nach wie vor eigenständig im Männerbereich. Das soll so bleiben, oder?

Möller: Selbstverständlich. Auch wenn das sehr schwierig ist in der heutigen Zeit. Ich gehe aber davon aus, dass es der TSV Künzell noch über einen längeren Zeitraum schafft.

Zu deinem Ex-Verein SG Bronnzell. Du verfolgst die Entwicklung sicher. Was hältst du davon?

Möller: Erst einmal freut es mich, dass sie jüngst die Kurve gekriegt haben. Bronnzell wird immer mein Herzensverein bleiben. Großen Anteil daran, dass viele Spieler zurückgekommen sind, hat natürlich "Thies" Weber. Der Kontakt ist nie abgerissen. Auch Martin Böhne und mein guter Freund Tobias Weber leisten dort sehr gute Arbeit.

Auch sportlich konnte sich deine Zeit dort sehen lassen. Oder?

Möller: Ja. Von 2008 bis 2010, wir waren in der B-Liga, war ich in Bronnzell Spielertrainer - und 2010 sind wir über die Relegation in die A-Liga aufgestiegen. Das entscheidende Spiel war in Rönshausen. Das werde ich nie vergessen. Detlef Heil übernahm dann als Trainer. Nach fünf oder sechs Spielen musste ich - als Spieler - wieder ran, und ich wurde Kapitän. 2012 sind wir unter Heil in die Kreisoberliga aufgestiegen. Alex Lembcke wurde nun Spielertrainer. Zwei Jahre später wollte ich als Spieler wirklich aufhören - als 36-Jähriger. Ich bin in Urlaub gefahren. Bis mich Thies Weber ansprach: Mit Stefan Reith, der zwischenzeitlich als Trainer für Lembcke (musste sich aus privaten und beruflichen Gründen zurückziehen) eingesprungen war, passt es nicht so. Du musst übernehmen.

Am kommenden Sonntag spielt der TSV Künzell gegen die SpVgg Hosenfeld. Anstoß ist um 11 Uhr. Warum so früh?

Möller: In Künzell ist Kirmes. Die Kirmesburschen unterstützen uns in Künzell. Und Hosenfeld war mit der Verlegung einverstanden.

Nach der Aufgabe gegen Hosenfeld steigt ein weiteres Heimspiel gegen Spitzenreiter Freiensteinau. Dann ist Topspiel-Zeit - oder?

Möller: Ja. Aber wir müssen jetzt erst einmal unsere Hausaufgaben machen. Und gegen Mannschaften, die wie Hosenfeld unten stehen in der Tabelle, haben wir uns immer schwergetan in dieser Saison. (wk)

Zur Person

Timo Möller nennt seinen Wohnort Lüdermünd liebevoll das "Klein-Gallien von Fulda". Er ist 44, lebt dort mit seiner Ehefrau Monika (sie sind seit 19 Jahren verheiratet) und Tochter Lina. Die ist zwölf, tanzt im Karnevalsverein und ist vor Kurzem in die Junioren-Tanzgarde des Kämmerzeller Karnevalsvereins aufgestiegen. Seine gesamte Jugendzeit als Fußballer durchlebte Timo Möller beim SV Gläserzell. Auch seine ersten Senioren-Jahre - bis es ihn 2003 zur SpVgg Bimbach zog. Fünf Jahre blieb er dort. Ehe es ihn 2008 zur SG Bronnzell verschlug. Sein Bruder ist der einstige Hessenliga-Schiedsrichter Dirk Möller, der im Sommer seinen 50. Geburtstag feierte. Zusammen mit Johannes Jonas aus Allmus und Thorsten Grau aus Eichenzell einer der "guten, alten Schiedsrichter-Garde". +++

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