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Ein illustres Quintett, von links. Fanbo Meng, Ruwen Filus, Thibaut Poret, Stefan Frauenholz und Trainer Qing Yu Meng - Fotos: Yannik Overberg

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (69)

TTC Maberzell: Frauenholz und Qing Yu Meng gehen ins 20. Bundesliga-Jahr

29.08.23 - Zwei Tage nach dem missglückten Saisonauftakt in Grünwettersbach (0:3) und vor der Heimpremiere gegen Werder Bremen (Dienstag, 19 Uhr, Hubtex-Arena) präsentierte sich Tischtennis-Bundesligst TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell bei OSTHESSEN|NEWS. Das heißt, es kreuzte ein ganzes Team auf: der 1. Vorsitzende Stefan Frauenholz, Trainer Qing Yu Meng - sowie die Spieler Fanbo Meng, Ruwen Filus und der Neuzugang aus Frankreich, Thibault Poret. Sie äußern sich vor dem Spiel gegen Bremen, was den TTC RhönSprudel ausmacht, Qing Yu Mengs Zeit im Verein - und zu vielem mehr. 

Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 69 der Serie. 

O|N: Ihr seid ja am Samstag schon in die Saison gestartet. Wie ist das Resultat einzuschätzen?

Ruwen Filus: Es war ziemlich schwierig. Wir sind ersatzgeschwächt dorthin gefahren. Wir wollten einen guten Saisonstart und hatten auch geplant, für eine Überraschung zu sorgen. Fanbo und ich haben auch zwei gute Spiele gemacht, in Vieren verloren und hatten gute Chancen auf den fünften Satz. 

Stefan Frauenholz: Selbst, wenn wir auf Augenhöhe hätten antreten können, wäre es nicht einfach geworden. Grünwettersbach gehört in Bestbesetzung schon zu den besten fünf, sechs Mannschaften der Bundesliga. 

O|N: Der Trainer musste auch wieder ran. Das sollte doch eigentlich der Vergangenheit angehören?

Frauenholz: Er wusste ja, dass er spielen muss. Wong Chun Tinh, unsere Nummer Eins, bereitet sich auf die Asienspiele vor. Und als er den verletzten Fuß unseres Franzosen gesehen hat, hat er gesagt: ich spiele. 

Qing Yu Meng: Letztes Jahr hatte ich drei Einsätze. Im Oktober werde ich 50 - und ich hoffe, dass es jetzt meine letzte Saison ist. 

O|N: Monsieur Poret, Sie haben einen Bänderriss. Sie sind erst 19. Welches sind Ihre Erwartungen?

Thibault Poret: Es freut mich, hier zu spielen in der 1. Bundesliga. Sie ist eine der stärksten Ligen in Europa. Doch ich will erst einmal gesund werden. 

O|N: Die Heimpremiere gegen Bremen, das seinen Auftakt 3:0 gegen Mainz gewonnen hat, steht an. Wie sind die Chancen?

Frauenholz: Bremen ist der Favorit, ganz klar. Doch wir wollen unser Bestes geben. Es steht fest, dass wir in derselben Besetzung wie in Grünwettersbach an den Start gehen.

O|N: Fanbo, wie warst du mit deinem Spiel in Grünwettersbach zufrieden?

Fanbo Meng: Die ersten beiden Sätze hab' ich verschlafen. Im dritten habe ich gezeigt, was ich spielen könnte. Darauf baue ich jetzt auf. Zum ersten Mal war ich ja auch die Nummer Eins im Team. 

O|N: In der letzten Saison warst du, Fanbo, nicht gerade obenauf. Wie ist das im Nachhinein zu bewerten?

Fanbo Meng: Die ganze Mannschaft war sehr unzufrieden mit sich. Wir hatten auch viel Verletzungspech. 

Ruwen Filus grätscht dazwischen: Er hat auch gute Spiele gemacht. Und er hat das Pech gehabt, immer gegen starke Gegner spielen zu müssen. Gegen gute Kontrahenten hat er sehr befreit gespielt, gegen vermeintlich Schwächere oft nicht mutig genug. 

Qing Yu Meng: Fanbo kann besser spielen. 

O|N: Und wie hat das Dein Vater gesehen?

Fanbo erklärt sich:  Man muss unterscheiden zwischen Vater und Trainer. Und darf die Emotionen nicht zusammen mischen zwischen Vater und Trainer. Natürlich ist das ein Lern- und Reifeprozess. Man sagt nicht umsonst, die beste Zeit eines Tischtennisspielers liegt zwischen 25 und 26. In Europa fangen wir spät an, Profi zu werden. In Asien ist das viel früher der Fall. Da spielen viele Aspekte mit. In der Technik. Mental. Konditionell. Koordinativ. Mental ist das Schwierigste. Man braucht einfach mehr Zeit. 

Qing Yu Meng: Einfach ein paar Spiele mehr gewinnen.

O|N: In anderen Sportarten sagt man, Vater und Sohn - das ist schwierig. Wie ist es bei euch im Tischtennis?

Fanbo Meng: Ich bin jetzt 22. Das ist eine ganz andere Geschichte als früher. Wir wissen beide, was wir vorhaben. Wir zanken uns auch mal, das ist ganz natürlich. Ich weiß, er will mir helfen. Er investiert seine Zeit - ich investiere meine Zeit. Wir sind jetzt ein starkes Team. Früher waren wir beide emotionsvoller. Jetzt ist es viel besser.

O|N: Was hat sich der TTC RhönSprudel vorgenommen in der neuen Saison?

Frauenholz: Wir wollen die Klasse halten. Das bedeutet Platz zehn. Es ist machbar, wird aber kein Selbstläufer. Die anderen Mannschaften sind auch nicht so schlecht. Und wir müssen schon einige Spiele gewinnen. Unsere Hauptkonkurrenten sind Mainz oder auch Bergneustadt.

O|N: Wie ist das im Hause Meng? Wird da nur oder gar nicht über Tischtennis gesprochen? Wie begegnet Ihr euch zu Hause?

Fanbo Meng: Natürlich reden wir über Tischtennis. Jeden Tag. Jede Minute. Wir reden über das, was wir können.

O|N: Stichwort internationale Spiele. Ihr reist in der ganzen Welt herum. Klappt das mit der Finanzierung?

Fanbo Meng: Über Sponsoring. Es muss klappen.

Ruwen Filus: Man investiert. Und hofft, dass die Sponsoring-Vertäge besser werden und besser ausfallen. Wir sind beide, Fanbo und ich, in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Tischtennis ist ja sozusagen unser Beruf. Wenn kein Geld reinkommen würde, könnten wir das so nicht machen. 

Zur Info: Ruwen Filus fliegt am Mittwoch nach Almaty in Kasachstan - Fanbo nach Bulgarien. Und dessen Vater fliegt auch mit. "Ich versuche schon mitzufliegen", sagt Qing Yu Meng, "nach Absprache mit Bundestrainer Jörg Roßkopf". 

O|N: Ruwen, Du gehst in Dein elftes Jahr hier beim TTC RhönSprudel Maberzell. Was hat Dich dazu bewogen, zu verlängern?

Filus: Es war keine großartige Entscheidung aus meiner Sicht. Ich fühle mich hier sehr wohl und wertgeschätzt. Ich freue mich, dass es ins elfte Jahr geht. Und ich hoffe, dass wir noch einmal die Phase erleben, in der es wieder aufwärts und nach oben geht.

O|N: Verrätst Du Dein Rezept, aus der Abwehr heraus in den Konter zu gehen und so die Punkte zu machen?

Filus: Ein reiner Abwehrspieler bin ich ja nicht. Und so sehe ich mich auch nicht. Ich versuche schon selbst, den Punkt zu machen. Ich suche sie und bin darauf aus. Dabei kann ich sehr schnell umschalten. Ich finde, ein sehr guter Mix aus Angriff und Abwehr. Da sind auch meine besten Spiele gewesen. 

O|N: Was muss getan werden, um den Tischtennissport in Osthessen noch spezieller - und hoffähig zu machen?

Qing Yu Meng: Mehr Werbung.

Frauenholz: Eine attraktive Mannschaft stellen. Und für gute Zuschauer-Zahlen sorgen. In der Zuschauer-Tabelle waren wir in der letzten Serie Dritter - und in den letzten 20 Jahren immer unter den ersten Drei oder Vier. 

Filus: In den Medien präsent sein. Sich gut vermarkten und ein gutes Bild abgeben. 

O|N: Fanbo, inwieweit möchtest Du in der Weltrangliste vorankommen? Guckst Du danach?

Fanbo Meng: Nein, nein. Aktuell bin ich die Nummer 107 oder 108. Die Rangliste wird ja jeden Dienstag neu erstellt. Nach jedem Turnier schaue ich da mal rein. Spielst Du ein gutes Turnier, bist Du unter den besten 50. Ein gutes Turnier - und Du bist voll da. 

O|N: Was macht Ruwen Filus' Wert fürs Team aus?

Qing Yu Meng: Er ist unser Führungsspieler. Ruwen hat international schon alles erlebt. Er ist auch unser Mannschaftskapitän. 

O|N: Wäre Erfolgs-Tischtennis in Fulda - also beim TTC RhönSprudel - ohne den Namen Meng denkbar?

Frauenholz: Schwer. Sein erstes Spiel hat er 1998 gemacht, damals noch in der 2. Bundesliga. Als Qing Yu 2003 zurückkam nach Maberzell, sind wir zwei Jahre später wieder in die Bundesliga aufgestiegen. Wir gehen also jetzt gemeinsam in unser 20. Bundesliga-Jahr - und Meng war immer dabei. Er hat unsere Entwicklung schon entscheidend mitgeprägt. 2004 hatte er sich die Achillessehne gerissen. Aber er war in jedem Spiel dabei. 

O|N: Was macht den TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell aus? Was ist das Spezielle an ihm?

Flius: Das Schöne fand ich hier immer: Es gibt nicht einen Hauptsponsor - Fulda ist sehr breit aufgestellt. Zu den Sponsoren besteht ein sehr guter Kontakt. Es existieren auch nahe Kontakte zum Vorstand. Es kümmert sich jeder um alles. Es ist ein sehr familiäres Empfinden. 

O|N: Welche Anstrengungen hat es gebraucht, um Fulda in all den Jahren oben zu halten?

Frauenholz: Wir haben eine Führung, die immer vorausschauend plant. Es gibt nur drei Mannschaften in der Bundesliga, die ihr länger als wir angehören: Borussia Düsseldorf, Ochsenhausen und Grenzau. Wir haben die nötigen Sponsoren gewinnen können, um eine schlagkräftige Truppe aufzustellen. Und wir haben eine Halle, in der wir bleiben konnten - und die jetzt sogar renoviert wird. Im November gehen wir für ein Jahr in die benachbarte Blackhorse-Halle. Unser erstes Heimspiel ist dort am 27. November gegen Saarbrücken. 2024 kehren wir in die Hubtex Arena zurück.

O|N: Muss man sich strecken, um Tischtennis in Fulda zu ermöglichen?

Frauenholz: Ja. Das ist schon 'ne Aufgabe, die man nicht in den Schoß gelegt bekommt. Es gibt auch schöne Momente. Und man hofft, dass sich die schönen Momente auch wiederholen. 

O|N: Stefan, Du bist vor Kurzem 60 geworden. Wie lange soll's noch gehen?

Jetzt grätscht Qing Yu Meng dazwischen. Und er lacht: Solange er lebt. Und sich bewegen kann. Er hat mir versprochen: Wenn er keinen Titel holt, wird er nie aufhören.

O|N: Abschließend die Frage: Wie hoch ist Euer Etat?

Frauenholz: Circa 500.000 Euro. Viel davon fließt in die Jugendabteilung oder in die Geschäftsstelle. Natürlich ist das Sponsoring die Haupt-Einnahmequelle. (wk) 

Vielen Dank für das Gespräch. +++

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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