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Wenn von Mambo KingX, Langer Nacht und Kroatien die Rede ist, dann weiß man in Fulda und Umgebung: Es sind FT Fulda und Fußball gemeint - und Romeo Andrijasevic. - Fotos: Yannik Overberg

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (42)

Andrijasevic: FT - Dorfverein in der Stadt, Kabinen-Konzerte mit Mambo KingX

08.02.23 - Wenn von Mambo KingX, Langer Nacht und Kroatien die Rede ist, dann weiß man in Fulda und Umgebung: Es sind FT Fulda und Fußball gemeint - und Romeo Andrijasevic. Wenn der 47-Jährige im Sommer sein dann zehnjähriges Engagement beim Gruppenligisten beendet, möchte er diese Ära mit dem Klassenerhalt krönen. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch nimmt der offene, herzliche und auskunftsfreudige Coach vor allem zum speziellen Charakter des Vereins von der Magdeburger Straße Stellung. Auch seine neue Tätigkeit beim Verbandsligisten Eichenzell ist kurzes Thema. Oder das Lebensgefühl in Dalmatien. Eines ist sicher: noch nie ab es so viele Anregungen für eine Schlagzeile.


Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 42 der Serie. 


O|N: Du warst am Samstag zu Gast beim ReserveCup. Welchen Eindruck hattest du?

Andrijasevic: Ich fand das sehr interessant. Es war sehr gut organisiert. Imponiert haben mir die unglaublich vielen Helfer. Das waren nie nur einer oder zwei - es waren immer gleich fünf, sechs oder sieben. Die Küche war ja mit acht oder zehn Personen gefüllt. Zum Bezahlen hattest du Märkchen, das hat sehr gut geklappt.

Wie beurteilst du das Niveau?

Andrijasevic: Für einen ReserveCup fand ich das Niveau sehr hoch. Es ist schöner Fußball gespielt worden. Und was mich gefreut hat: Dass nicht mit einem Federball gespielt wurde - und auf große Tore. Wir kommen doch zum Fußball, um Tore zu sehen.

Eure FT-Mannschaft war ja auch dabei. Wie hat sie sich geschlagen aus deiner Sicht?

Andrijasevic: Absolut top. Sie hat FT würdig vertreten. Die Jungs hatten Spaß. Und sie sind bis ins Viertelfinale gekommen. Trotz der mitunter etwas hitzigen Atmosphäre. Alex Hofmann ist der Initiator, dass wir daran teilnehmen.

Zu deinem jetzigen Verein FT Fulda. Ihr kämpft um den Klassenerhalt der Gruppenliga. Wie siehst du eure Chancen?

Andrijasevic: Es gibt nur einen Auftrag. Und der heißt: am Ende über dem Strich zu stehen. Das Wichtigste ist, dass wir in Schlagdistanz sind. Es geht gleich mit dem passenden Programm los: Kerzell, Hofbieber und Hosenfeld sind die Gegner. Da weiß jeder: Es geht gleich zur Sache. Mit Beginn der Restrunde müssen wir direkt da sein.

Bei FT hatte sich personell einiges geändert im vergangenen Sommer. Welche Entwicklung macht das Team durch?

Andrijasevic: Wir haben viele junge Spieler dazubekommen. Ich möchte ihnen nicht die Last aufbürden. Von unseren Stammkräften waren einfach zu wenige da. Sie waren aus unterschiedlichen Gründen verhindert. Das Korsett ist uns in diesem Jahr ein bisschen weggebrochen. 

Angenommen, jemand kennt den Verein FT nicht. Was macht ihn aus? Was zeichnet ihn aus? 

Andrijasevic: Wir sind definitiv anders. Es ist der älteste Verein in Fulda; der Stammverein wurde 1848 gegründet, die Fußball-Abteilung in 1903. FT ist sehr familiär geführt - nicht umsonst sprechen wir immer von der Familie FT. So ein Stück Dorfverein in der Stadt. Absolutes Highlight ist die Lange Nacht, zu der seit zwölf oder dreizehn Jahren bis zu 1.000 Leute kommen.

Was hast du in fast zehn Jahren FT erlebt? Sportlich - und abseits davon?

Andrijasevic: Bisher sind es neuneinhalb Jahre - und ich wünsche mir, dass ich die 10 voll kriege. Es ging stetig bergauf - mit zwei Aufstiegen: 2014 in die Kreisoberliga und vier Jahre später in die Gruppenliga. Ich habe den Verein in der A-Liga übernommen, und wir haben daraus einen gestandenen Gruppenligisten gemacht - und FT bekannter und attraktiver. Außerdem haben wir eine eigenständige Jugendabteilung. Gerade während der Corona-Zeit haben wir unglaublichen Zuwachs erfahren. Grund dafür ist die gute Arbeit von Daniel Schröder - und das gute Jugend-Konzept von Andreas Haben.

Und Erfahrungen aus deiner persönlichen Sicht?

Andrijasevic: Definitiv habe ich mich als Trainer und Mensch auch weiterentwickelt. Wir hatten schon die Idee, mittelfristig in die Gruppenliga zu wollen.

Und Erlebnisse, die haften bleiben?

Andrijasevic: Bei unseren Aufstiegen hatten wir besondere Momente: Kabinen-Konzerte mit den Mambo KingX. Wie man sonst Motivations-Musik vor einem Spiel spielt, waren die Mambo KingX bei uns zugegen - nach dem Warmmachen. Ihr Manager Julian Schnorr ist Ehren-Kapitän bei FT. Und Leadsänger Uli Fromm ist auch ein FTler durch und durch. Beide spielen ab und zu noch bei unseren Alten Herren.

Im Sommer trittst du deinen neuen Job als Fußballtrainer beim Verbandsligisten Eichenzell an. Wie kam es dazu?

Andrijasevic: Ich habe den FT-Verantwortlichen gesagt: Ich möchte eine neue Aufgabe. Ich bin jetzt seit 20 Jahren Trainer - und die Tür hat sich geöffnet mit Eichenzell. Ich freue mich darauf - auf die Zusammenarbeit mit Daniel Pfeiffer, den ich ja schon lange kenne; seit unserer gemeinsamen Zeit beim TSV Lehnerz.

Wie sind deine Erinnerungen an die Zeit als aktiver Spieler? Du hast ja auch für Germania Tore geschossen ...

OSTHESSEN|NEWS-Sport-Reporter Walter Kell

Andrijasevic: Ja, ich bin ein Germane. Ein "Kohle-Schipper". Von der F-bis zur A-Jugend habe ich bei Germania gespielt. Und ich hatte drei Verbandsliga-Stationen: die erste war in Hünfeld, dann kam Germania, dann Lehnerz. Bei Germania wurde ich übrigens in der Saison 1997/98 Torschützenkönig - mit 23 Treffern. Meine Mitspieler waren Uwe Kress,  Nenad Grozdanic oder Adam Wielogorski, Trainer war Stephan Walter. Jugend-Trainer bei Germania waren Uwe Kress oder Uwe Brehler. Als Jugendspieler durfte ich schon ein bisschen bei den Senioren mitmachen.

Das hört sich so an, als hättest du zu Germania eine besondere Beziehung?

Andrijasevic: Ja, es ist mein Herzensverein. Man merkt, dass da gerade viel bewegt wird. Ich wünsche dem Verein den Aufstieg in die Kreisoberliga.

Du warst im ersten Teil der Saison einige Male zu Gast bei der SG Barockstadt. Wie siehst du Chancen, Ausrichtung und Perspektive?

Andrijasevic: Das Erste, das mit einfällt: Die Jungs können nicht nur mitspielen und mithalten in der Liga - sie haben auch gezeigt, dass sie mit dem aktuellen Kader auch in die Regionalliga reingehören. Es ist schön zu sehen, dass man für die neue Saison nicht einen Riesen-Umbruch machen muss - sondern die Möglichkeit hat, sich gezielt zu verstärken. Die gesamte Mannschaft funktioniert. Sie hat ihre Punkte ja nicht glücklich geholt - und man gesehen, dass Potenzial da ist.

Weg vom Fußball - hin zum Leben. Wann warst du zuletzt in Kroatien?

Andrijasevic: Jedes Jahr bin ich - Minimum - einmal da. Ich habe ein kleines Haus am Meer.

Was können die Deutschen von den Kroaten lernen?

Andrijasevic: Das will ich so gar nicht beantworten. Im Fußball und im Leben geht es immer so in Wellen. Speziell in Dalmatien an der Küste wird das Leben doch sehr langsam gelebt. Entspannter. Und deutlich stressfreier. (Um nicht zu sagen, faul. Er lacht). Es ist eine Sonnengegend. Es ist heiß. Das Meer beruhigt. Auch das Wasser. Das Gläschen Wein wird mit Ruhe und Genuss getrunken. 

Wenn du drei Wünsche frei hättest, welche wären das?

Andrijasevic: Weltfrieden. Dass die Menschen in Achtsamkeit miteinander leben. Dass sie lebendiger das Leben leben. (Walter Kell)


Zur Person

ROMEO ANDRIJASEVIC ist 47 Jahre alt, wurde in Fulda geboren - und lebt auch dort. Er lernt zwei Kulturen kennen: die deutsche und die kroatische. Und er sagt, er versuche, von beiden das Beste herauszunehmen. 

Als Spieler: Beim Traditionsverein Germania Fulda fing er an zu kicken. Neben Uwe Kress nennt er seinen ersten Trainer Egon Brehler oder auch Hans Babil als weitere Coaches seiner Jugendzeit. Nachdem er aus den A-Junioren herauskam, hatte er für kurze Zeit genug vom Fußball, benötigte wohl etwas Abstand oder eine schöpferische Pause. Als die vorbei war, schloss er sich kurzzeitig Blau-Gelb Fulda an, wollte dort in der Reserve kicken - bestritt aber nur sechs Spiele. Bis Harald Borngräber, seinerzeit Trainer des Hünfelder SV, lockte. Seine drei Stationen in der Verbandsliga sind im Text benannt. 

Als Trainer: Zwei Jahrzehnte ist Romeo Andrijasevic als 47-Jähriger bereits als Coach tätig. Das heißt: um genau zu sein, sind es 22. Den Engagements bei den Senioren sind zwei Jahre im Nachwuchsbereich vorgeschaltet: ein Jahr D-Jugend und ein Jahr C-Jugend - jeweils bei der JSG Lehnerz/Niesig. Seine Spieler damals: Christian Geisendörfer oder Steffen Larbig. 

Seine Stationen im Seniorenbereich sind schnell genannt: vier Jahre Spielertrainer in Bimbach, ein Jahr in Müs, fünf Jahre in Künzell - und nun fast zehn Jahre bei FT Fulda. +++

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