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Stefan Frauenholz, 1. Vorsitzender des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell - Fotos: Marius Auth

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (19)

Stefan Frauenholz: Man muss brennen, um diesen Job zu machen

07.09.22 - Er ist Mister Tischtennis. Er lebt Tischtennis. Wurde bereits als 24-Jähriger Abteilungsleiter beim SV Maberzell - und ist mit der Vereinsgründung des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell im Jahre 2000 dessen 1. Vorsitzender. Dass der Verein nach seinem zweiten Aufstieg in die Bundesliga bis heute in der Beletage des deutschen Tischtennis vertreten ist, ist auch sein Verdienst. Er erlebte die Erfolgsgeschichte nicht nur hautnah mit - er prägte sie. Die Rede ist - natürlich - von Stefan Frauenholz, einem der bekanntesten Sport-Enthusiasten Fuldas. Er nahm sich Zeit für das OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch.

Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Sportler aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte, losgelöst vom aktuellen Tagesgeschehen. Heute folgt Teil neunzehn der Serie. 

O|N: Herr Frauenholz, auf der Homepage des TTC RhönSprudel haben Sie vor Jahren mal gesagt "fortes fortuna adiuvat - den Mutigen hilft das Glück". War das am Freitagabend beim 3:1-Sieg gegen Bergneustadt genauso?

Stefan Frauenholz: Das war auch so. Auf das Glück hab' ich schon gehofft. Es spielt bei jeder Sportart mit. Wir hatten sicherlich Glück, hatten aber auch in der Vergangenheit viel Pech. Eine gesunde Mischung eben.

Sie schienen besonders angespannt. Mal sind Sie ein paar Schritte zur Seite gegangenen, dann haben Sie sich bald wieder hingesetzt. Ist das immer so?

Frauenholz: Ja. Das ist immer so.

Waren Kampf und Moral die Attribute, die den TTC auszeichneten?

Frauenholz: Hätte Fanbo Meng nicht gewonnen und wären wir mit 0:2 in Rückstand geraten, hätte uns das wahrscheinlich den Todesstoß versetzt. Zum Glück kam es anders. Und es war der Tag, an dem wir durch Kampf zum Sieg gekommen sind. Gerade Fanbo hat gekämpft. Bei Quadri Aruna und Alexandre Cassin war das später ähnlich.

Sie sind ein alter Hase im Tischtennis. Was kann der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell erreichen in dieser Saison? Was sagt Ihr Bauchgefühl?

Frauenholz: Mit Düsseldorf, Saarbrücken und Neu-Ulm sind dieses Jahr drei sehr starke Mannschaften vertreten. Bleibt der vierte Platz. Wir wollen in die Playoffs, wissen aber natürlich, dass es schwer wird. Wir werden darum kämpfen. Minimalziel ist der Klassenerhalt. Das heißt Rang zehn oder besser. Den Abstand zu Platz elf wollen wir vergrößern. 

Der nächste TTC-Gegner heißt am Sonntag 1. FC Saarbrücken (16 Uhr, Hubtex-Arena). Wie sind die Aussichten für ihr Team?

Frauenholz: Das wird sehr schwer. Mal sehen, in welcher Aufstellung Saarbrücken antritt. Von beiden Mannschaften sind ja in dieser Woche Spieler beim Turnier in Maskat im Oman im Einsatz. Unser ehemaliger Spieler Patrick Franziska von Saarbrücker Seite - Ruwen Filus von uns.

Wie beurteilen Sie die Akzeptanz und Wahrnehmung des Tischtennis in Fulda? Auch die Unterstützung durch die Zuschauer. Schließlich ist es ja Erstliga-Sport ...

Frauenholz: Wir hatten immer sehr gute Zuschauer-Zahlen und haben eigentlich immer die Zuschauer-Tabelle angeführt. Zuletzt hatten wir wieder gute Bilanzen - so wie früher. Die Leute müssen sich in der "Nach-Corona-Zeit" erst wieder dran gewöhnen. Und Erster in der Zuschauer-Tabelle zu sein - da wollen wir wieder hinkommen. 

Wie steht es um die Perspektive des Kaders? Wie lange laufen die Verträge der Spieler?

Frauenholz: Fanbo Meng hat ja erst Ende Mai einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Alle anderen Verträge laufen nur noch für diese Saison. 

Der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell ist im Jahr 2000 erstmals in die Bundesliga aufgestiegen, 2005 ein zweites Mal - und seitdem ist er ständig in Deutschlands höchster Klasse vertreten. Das Etikett "Erfolgsgeschichte" ist erlaubt - oder?

Frauenholz: Ja. Nach dem ersten Aufstieg sind wir ja gleich wieder abgestiegen. Wir haben es geschafft, immer die richtigen Spieler zur richtigen Zeit zu holen. Eine gewisse Kontinuität reinzubekommen - auch bei den Sponsoren. Die Kontrakte laufen bei den meisten längerfristig. Zu den Spielern: Jan-Ove Waldner war sieben Jahre bei uns, Wang Xi, der ja heute in Grünwettersbach spielt, sogar zehn Jahre.

Woran erinnern Sie sich in dieser Zeit besonders?

Frauenholz: An die Erfolge. Wir waren dreimal deutscher Vize-Meister, viermal Vize-Pokalsieger. Und einmal - das war 2010 - Vize-Meister im Europapokal. Wir waren in Orenburg in Russland. 50 Busse waren damals vor Ort, sie waren aus dem Umland angereist. Und mehr als 2.500 Zuschauer ... Die hatten wir übrigens auch mal.

Das war's aber noch nicht, oder?

Frauenholz: Nein. Da waren auch die Highlight-Spiele in der Esperanto-Halle. Unser Rekord: mehr als 3.000 Zuschauer. Einmal gegen Düsseldorf und einmal im Hessenderby gegen Hanau. Da hatten alle Jugendlichen freien Eintritt. Und 2014 in Hamburg in der O2-Arena gegen Düsseldorf waren 5.942 Zuschauer vor Ort. Dieses Spiel hatten wir an einen professionellen Anbieter verkauft.

Stichwort professionell. Inwieweit hat der Kommerz Einzug gehalten im Tischtennis?

Frauenholz: Na ja, wir spielen ja in der Bundesliga. Die Übertragungen im Livestream machen uns natürlich Konkurrenz, mittlerweile kann man ja jedes Spiel im Livestream zu Hause verfolgen. Und: Aktuell sind drei Kameras dabei - im nächsten Jahr vier.

Sie leben Tischtennis -praktisch ihr ganzes Leben. Brennen Sie noch?

Frauenholz: Man muss schon brennen, sonst kann man diesen Job nicht machen. Ich habe ja gesagt, dass ich erst aufhöre, wenn wir einen Titel gewonnen haben. Die Chancen dazu sind zurzeit nicht so realistisch. Also muss ich auch noch etwas dabeibleiben.

Ein Leben für den TTC: Stefan Frauenholz in der Wilmington-Halle Archivfoto: ON

Manche sagen, der TTC RhönSprudel hätte kein Eigengewächs mehr ...

Frauenholz: Erstens ist das auf dieser Ebene nicht so leicht. Und zweitens haben wir eins: Fanbo Meng. Über 15 Jahre hat der nichts anderes gemacht als Tischtennis. Da gab's kein Weihnachten, kein Ostern, keine Pausen. Fanbo hat am Tag dreimal trainiert, davon zweimal an der Platte. Und das jeden Tag. Auch bei Kader-Lehrgängen der Nationalmannschaften in Düsseldorf. Angefangen hat es für ihn im D-Kader, im C-Kader ging es weiter, jetzt ist er im A-/B-Kader. Und er hofft auf eine WM-Nominierung.

Gibt es nicht auch über seinen Vater, den Trainer Qing Yu Meng, eine Anekdote?

Frauenholz: Er ist ja gebürtiger Chinese, hat Sport und Tischtennis studiert. Als Siebenjähriger ging er ja schon von zu Hause weg, er wurde als förderungswürdig eingestuft und bekam einen Euro Gehalt vom Staat. Als er nach Deutschland kam, hat er nach besonderem Procedere die deutsche A-Lizenz bekommen. Die Prüfer sagten ihm, er würde die Lizenz bekommen - wenn er ihnen sagen würde, was im Tischtennis in China besser laufe ... Im nächsten Jahr wird unser Trainer 50.

Apropos Nachwuchsarbeit. Wie ist der TTC aufgestellt?

Frauenholz: Ich bin als ehemaliger Jugendleiter ein Verfechter davon, dass wir über eine gute Jugendabteilung verfügen. Wir haben sechs Schüler- und Jugendmannschaften - und vier, eher fünf Trainer. Das ist ein Riesen-Faktor und auch eine soziale Aufgabe. Man holt die Kinder von der Straße. Wenn ich an mich früher denke: Ich habe dienstags und freitags immer darauf gefiebert, spielen zu können und weiterzukommen. (wk)


Zur Person

Stefan Frauenholz ist 59 Jahre alt und wohnt in Maberzell. Er lebt in einer festen Partnerschaft. Der Steuerfachwirt wurde schon als 24-Jähriger Abteilungsleiter des SV Maberzell. Da sein Vorgänger Karl Friedrich Giesecke krank wurde, wurde Frauenholz, zuvor als Jugendleiter tätig, quasi ins kalte Wasser geworfen. Das war 1987. Mit Gründungsbeginn des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell am 30. Mai 2000 übernahm Frauenholz das Amt des 1. Vorsitzenden. Der ist er bis heute. +++

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